Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Reisender aus dem Süden.«
Abschätzig grinsend musterte der junge Mann sie, ungeniert glitten seine Blickte an Zajas schlanker Gestalt herunter – Tyark spürte verwirrt, wie Ärger in seiner Magengrube aufstieg.
»Ha! Ihr seht mir nicht grad‘ aus wie Leut‘, mit denen sich der Fürst abgibt! Ihr sehr mir mehr nach verdammden Flüchtlingen aus! Wahrscheinlich wollt ihr nur auf Kosten der Bürger in der Stadt leben, die Preise anheben und mit eurem Unrat die Straßen verschmutzen!«
Mit Blick auf Tyark fuhr er fort: »Und er sieht echt nicht mal aus wie’n Reisender. Ne! Er sieht ehr aus wie ein dahergelaufener Lump! Vielleicht’n Bettler! Oder sogar’n Halsabschneider!«
Erneut wanderte sei Blick an Zaja herunter und herablassend sagte er: »Eigentlich seht ihr beid‘ aus wie verdammde Flüchtlinge! Und du willst eine Ordensschwester sein? Dafür haste aber verdammd viele Haare...«
Tyark fluchte innerlich, dass sie sich nicht die Zeit genommen hatte, sich herzurichten. In der Tat war ihre Kleidung mittlerweile vollkommen heruntergekommen, aber wer konnte ihnen das auch verdenken?
Eine boshafte Falte erschien nun im Mundwinkel des Gardisten und neugierig gesellte sich zwei weitere Gardisten feixend hinzu, auch diese nicht viel älter als 16 oder 17 Jahre.
Einer der anderen Gardisten sagte: »Solange ihr keinen Passierschein habt, lassen wir euch nicht rein. So einfach ist das. Fürstendekret. Und wenn ihr ne Botschaft für den Kaiser persönlich auf euren A‘sch geschrieben habt!«
Grinsend trat der erste Gardist auf Zaja zu und fing an, frech an ihrer Gewandung zu zupfen. Lauernd murmelte er: »Vielleicht sollt’n wir mal bei der hier schauen, ob sie was auf’n Arsch geschrieben hat? Gründlich nachschauen, mein‘ ich. Nur wir drei und sie, unten im Gewölbe... nicht, dass sie einfach nur eine Dirne ist! Flüchtlingsfrauen sind doch alles Dirnen...«
Dunkler Ärger wallte in Tyark auf und nur mühsam konnte er ruhig bleiben. Das hatten sie nicht verdient - nicht nachdem, was sie alles durchgemacht hatten!
Entschieden trat er einen Schritt auf die drei Gardisten zu und sagte laut: »Sie ist eine Schwester des Ordens! Ich verlange, dass ihr sie mit Respekt behandelt! Wir hatten eine beschwerliche Reise und wir haben mit Dingen zu tun, die weit über dem liegt, was ihr verstehen könntet! Der Fürst wird euch hinrichten lassen, wenn er erfährt, dass ihr unsere Botschaft aufgehalten habt!«
Einen Moment lang sah Tyark, wie der Mann vor ihm kurz erschrak. Doch dann wich die Unsicherheit überheblichem Zorn und der Stil einer Hellebarde landete hart in seinem Unterleib – für einige Momente bekam er keine Luft mehr und ging in die Knie.
Neben sich hörte er Zaja zornig rufe. Einer der Gardisten beugte sich zu ihm herunter, grinste ihn an und sagte: »So so! Der Fürst würde uns hinrichten lassen! Ganz schön große Töne spuckst du hier! Du solltest lieber mal leise bleiben!«
Grinsend begann er, mit dem Stil seiner Helebarde an den Beinen Zajas heraufzugleiten. Empört parierte sie mit ihrem Stab und das Schlagen von Holz auf Holz schien kurz der einzige Laut auf der Zugbrücke zu sein. Feixend fuhr der Gardist fort: »Oh, wie eine Raubkatze ist sie! Ihr seht uns wahrhaft wie dreckige Flüchtlinge aus! Wenn die da ne Schwester wäre, hätte sie doch das Zeichen des Ordens auf ihrer Hand! Und, Gregor, siehst du etwa ein Zeichen?«
Der Angesprochene war der Gardist, der sie als erster angesprochen hatte. Sein Blick haftete weiter auf Zaja, die zornige rote Flecken auf ihren Wangen hatte. Grob griff er nach Zajas Hand, doch sie wand sich geschickt aus seinem Griff.
Tyark hörte deutlich, wie schwer es Zaja fiel, ihre Wut zu unterdrücken. »Ich bin noch eine Discipula! Erst Initiaten bekommen das Zeichen des Ordens, ihr Holzköpfe! Jeder weiß das!«, erneut entwand sie ihre Hand der grabschenden Pfote des Gardisten. »Ich kenne Bruder Goswin! Er ist mein Mentor! Lasst nach ihm rufen und er wird euch zeigen, was es heißt, den Brüdern und Schwestern des Ordens mit Respekt zu begegnen!«
Tyark sah, wie die anderen Gardisten unsicherer wurden – offensichtlich war ihnen der Name Goswin ein Begriff. Nur Gregor schien nichts davon zu wissen. Ohne seinen gierigen Blick von Zaja abzuwenden, murmelte er: »Ne, ich glaube, ihr seid einfach nur verdammte Flüchtlinge, die irgendeinen Namen aufgeschnappt haben! Bettler, Vagabunden, die sich hier bei uns breit machen wollen! Aber vielleicht hat die
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