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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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reichte kaum aus, das ganze Gewölbe zu beleuchten, das sich vor ihm auftat.
    Der Boden bestand aus glatt gehauenen dunklen Steinen, aus denen auch das Mauerwerk selbst zu bestehen schien. Irgendwo tropfte Wasser.
    Tyark stockte - die Luft roch einerseits modrig und abgestanden, aber es roch hier auch seltsam süßlich. Tyark verspürte ein leichtes Kribbeln in den Handflächen. Eine leichte Bewegung im Augenwinkel veranlasste ihn, sich ruckartig umzudrehen. Gleichzeitig verfluchte er sich, dass er sein Kurzschwert nicht mitgenommen hatte. Hektisch griff nach dem Dolch in seinem Gürtel. Die Fackel knisterte und das flackernde Licht viel auf seltsame, fingerdicke weiße Fäden, die von der Decke herunterfielen und sich leise im Luftzug bewegten.
    Erstaunt trat Tyark näher und blickte an die Decke über ihm. Die Fäden schienen aus sehr großen, dunklen Pflanzen zu kommen, welche in den zahlreichen Ritzen und Spalten der Decke wuchsen. Etwa acht bis zehn große, wulstige Blätter mit gezackten Kanten breiteten sich einer Art Blüte um das Zentrum der Pflanze aus, aus dem auch die dünnen weißen Fäden wuchsen. Die Pflanzen waren gut einen halben Meter groß, manche sogar mehr.
    Bei näherer Betrachtung sah Tyark erstaunt, dass auf der Innenseite der feucht glänzenden Blätter kleine, feste Dornen wuchsen, die ihn irgendwie an Reißzähne erinnerten. Auch der süßliche Geruch schien von hier zu kommen.
    Erstaunt trat Tyark einen Schritt zurück, denn er ahnte bereits dunkel, mit was für Pflanzen er es hier zu tun hatte. Er sah sich auf dem Boden um und entdeckte bald, wonach er gesucht hatte. Überall lagen manchmal frisch aussehende, aber teilweise auch geradezu mumifizierte Kadaver kleinerer Tiere herum.
    Tyark entdeckte zahlreiche Reste von Fledermäusen, aber auch Mäusen und Ratten. Er nahm den vollkommen vertrockneten Kadaver einer Ratte auf und warf ihn gezielt in Richtung der Fäden. Noch bevor der Kadaver einen der Fäden berührte, schien dieser von sich aus hervorzuschnellen und wickelte die Reste der Ratte in unglaublicher Schnelligkeit ein. Wie in einen Faden wurde der Kadaver aufgerollt und bewegte sich so in Richtung der seltsamen Blüte. Raschelnd und schmatzend schlossen sich die großen Blätter um die aufgerollte Beute.
    Staunend betrachtete Tyark den Vorgang und nahm sich schließlich vor, in Zukunft noch vorsichtiger durch diese Wälder zu streifen. Solche gefährlichen Pflanzen gab es in seiner alten Heimat wahrhaftig nicht!
    Während Tyark mit einer Mischung aus Faszination und Ekel die Pflanze betrachtete, öffneten sich die Blätter wieder und die ausgetrocknete Ratte fiel mit einem dumpfen Geräusch hinaus. Auch der lange Fangfaden streckte sich wieder aus der Blüte und fing an, sich leicht schaukelnd in Richtung Boden zu bewegen.
    »Hat dir wohl nicht geschmeckt, was?«
    Die Pflanze antwortete nicht, lediglich der Faden schien ein wenig in Tyarks Richtung zu zucken.
    Er zählte fast fünfzehn dieser Pflanzen, die größte von über einen Meter im Durchmesser. Schaudernd vermutete er, dass sich Pflanzen dieser Größe wohl kaum auf Dauer mit einfachen Ratten oder Fledermäusen zufrieden geben würden!
    Bei näherem Hinsehen lagen auch tatsächlich Knochen und Fellballen von größeren Tieren herum: Einen Fuchs – oder was von ihm übrig war - konnte Tyark problemlos erkennen. Ihm schauerte. Er sah sich weiter um, doch außer Staub, Dreck und lauerndem Tod war hier nichts zu finden und so war er froh, bald schon wieder den abendlichen Himmel über sich zu sehen und die frische Kühle der herannahenden Nacht zu spüren.
    Tyark kehrte zu seinem Lagerfeuer zurück, verscheuchte Insekten von seinem restlichen Kaninchen und starrte gedankenverloren in die Ferne. In welch seltsames Gebirge er doch geraten war!
    Später rollte er sich in seine Decke ein und betrachtete ehrfürchtig die Sterne. Dort oben war es, das Antlitz der Großen Alten! So weit oben und doch so gnädig schauten Sie auf die Menschen herab, die Sie einst erschufen und von welchen Sie dann so schändlich verraten wurden. Tyark schloss die Augen und versank in einem Gebet an seine Götter. Er bat um Kraft und um Führung auf den Wegen, die noch vor ihm lagen. Dann legte er sich hin und sein Schlaf wurde sanft von den nächtlichen Geräuschen des Waldes begleitet, in dessen Wipfeln sanft ein kalter Wind rauschte.
    ***

    Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als Tyark plötzlich von dem Geräusch brechenden Unterholzes

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