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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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zuvor. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht sagte sie: »Goswin! Tyark! Schön, dass ihr vorbeischaut! Und Tyark, schön, dass du schon von den Toten auferstanden bist!«
    Zaja strahlte sie an, das ältere Paar hatte sich neugierig umgedreht. Goswin umarmte sie kurz, aber herzlich: »Ich sehe, du hast die Mittagsmesse bereits beendet. War es sehr ungewohnt für dich, nach so langer Zeit wieder mit so vielen Menschen zu beten?«
    Zaja zuckte mit den Schultern und berichtete ihnen, wie gut ihre Messe verlaufen war und welche Lehren der Großen Alten sie zum Thema gehabt hatte. Während die beiden über ihren Glauben sprachen, beobachtete Tyark Zaja heimlich. Sie wirkte sehr erholt und munter und er ahnte die Kraft, die in dieser drahtigen Frau schlummerte. Er hörte, wie Goswin sagte: »Ach, Zaja – sei so gut und passe noch eine Weile auf den Tempel auf. Tyark und ich müssen noch einige Angelegenheiten klären. Sorge dafür, dass später die Abendandacht gehalten werden kann. Tust du das für mich?«
    Zaja zögerte einen Moment und Tyark sah, wie sich die ihm so vertraut gewordene steile Stirnfalte kurz andeutete. Dann senkte sie ehrerbietig den Kopf und antwortete: »Ja, Bruder Goswin, das werde ich gerne tun! Ich danke dir für dein Vertrauen.«, sie zögerte kurz, »Wenn ich fragen darf – um welche Angelegenheiten handelt es sich denn? Kann ich irgendwie behilflich sein?«
    Goswin warf einen kurzen Blick auf das ältere Paar auf der ersten Bank, welches ungeniert der Unterhaltung folgte. Er antwortete: »Er musst mir noch Einzelheiten von eurer, äh, Anreise schildern. Wahrscheinlich werden wie vor die Tore der Stadt gehen, dort ist die Luft besser. Ich hoffe auch, einige sakrale Kräuter günstig bei den Kaufleuten zu erwerben, die keinen Einlass in die Stadt gefunden haben.«
    Goswin sah seine Schülerin gelassen an, obwohl diese mit seiner Antwort nicht zufrieden schien. Doch Zaja besann sich eines Besseren und nickte: »Gut, ich werde hier alles zu Eurer Zufriedenheit erledigen.«
    Goswin dankte ihr und trat dann zusammen mit Tyark nach draußen. Der Bruder ging strammen Schrittes voran und als Tyark sich kurz umdrehte, um zu gehen, traf sein Blick kurz auf den Zajas – er spürte so etwas wie einen kleinen, schmerzhaften Stich in der Magengegend. Seltsamerweise hatte er plötzlich das Bedürfnis, nicht nach draußen zu gehen, sondern einfach hier in diesem Tempel zu bleiben. Und es schien nicht nur die Gegenwart seiner Götter zu sein, die ihm diesen Gedanken so angenehm machten.
    »Tyark, warte.«
    Sein Herz klopfte schneller und er drehte sich um. Zaja kam näher und ihre wundervollen tiefgrünen Augen blickten tief in die seinen. Tyark murmelte: »Was ist denn Zaja? Dein Mentor wartet auf mich.«
    Zaja lächelte etwas schief und legte ihre Hand seine Schulter, ohne aber ihren Blick von seinem Gesicht abzuwenden. Die ihm bereits vertraute Stirnfalte erschien und nachdenklich sagte sie: »Ja, du kannst gleich gehen. Es ist nur...«, er sah, wie ihre Augen über die seinen huschten, »Etwas war gerade seltsam mit deinen Augen.«
    Sie lachte unsicher Tyark bekam eine Gänsehaut. Mit Blick auf Goswin, der derweil von einem Passanten in ein Gespräch verwickelt worden war, murmelte er: »Was meinst du damit, Zaja?«
    Ihre grünen Augen blickten suchend in die seinen. »Etwas - ich weiß nicht. Sie sind irgendwie anders als damals, als ich dich das erste Mal sah. Glaube ich jedenfalls.«
    Stumm blickte sie ihn noch eine Weile an, die Stirnfalte wurde tiefer. Dann sagte sie schließlich: »Es...es kommt mir fast so vor, als wären sie heller geworden. Nein, nicht heller – blasser? Nein, auch nicht.«, hilflos zuckte sie mit den Schultern, »Ich glaube kaum, dass es sonst irgendjemandem auffallen würde...aber ich bin mir sicher, dass das Braun deiner Augen irgendwie...ich weiß nicht, ausgebleichter scheint. Nicht viel, nur eine Nuance...seltsam, ich...«
    Tyark hörte, wie Goswin nach ihm rief. Rasch trat Zaja einen Schritt zurück und es blieb Tyark nicht verborgen, dass sich ihre Wangen rötlich gefärbt hatten.
    Sie hob zum Gruß die Hand und sagte rasch: »Lass dich nicht von mir verwirren, Tyark. Es wird nichts sein. Wahrscheinlich ist das nur die Erschöpfung, die mir da Streiche spielt.«
    ***

    Zügig stapfte Goswin durch den Schlamm und Dreck der engen Gassen. Überall waren Menschen und Tyark spürte noch stärker als bei ihrer Ankunft in Lindburg, wie sehr er sich geradewegs bedrängt von der

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