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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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sondern auch in ihrem großen Almanach Über die Sieben Sphären mehrfach darüber berichtet, dass es einzig die Leere war, hinter die sie niemals hatte blicken können? Ach, würde doch das letzte Kapitel ihres Kompendiums endlich gefunden werden!«
    Goswin fuchtelte aufgeregt mit seinem Armen herum. Schließlich bemerkte er Tyarks vollkommen verständnislosen Gesichtsausdruck und lachte gutmütig. »Verzeih, mein Freund! Dies sind philosophische Dispute, die für dich tatsächlich gänzlich ohne Belang sein dürften. Ich tendiere dazu, mich in Details zu verlieren, es tut mir leid. Zaja hat auch schon darunter leiden müssen...«
    Goswin schmunzelte, »Wie auch immer. Ob nun Sechste oder Siebte Sphäre - die Leere ist etwas, das sehr gefährlich ist – aber ich bin wie gesagt geneigt, deine letzte Begegnung genau hier einzuordnen. Ein Menetekel, fürwahr!«
    Verwirrt fragte Tyark: »Was ist mit der Siebten, oder, äh, vielleicht Sechsten Sphäre, wie Ihr anfangs sagtet?«
    Goswin nickte stumm und sagte dann: »Die Siebte Sphäre ist, wie gesagt, gekennzeichnet von Chaos. Eigentlich ist die Siebte Sphäre keine richtige Sphäre, wenn man so will. Jedenfalls nicht wie die anderen Sphären. Die Siebte Sphäre ist vielmehr eine willkürliche, verzerrte und wimmelnde Mischung aus allen anderen Elementen. Hier herrscht keine Ordnung, keine Konstanz. Die Vergangenheit ist gleichzeitig die Zukunft und umgekehrt. In gewisser Weise ist sie das Gegenteil der großen Leere . Schin‘Tak hat eindringlich über das Chaos berichtet, war es doch auch das Element, in dem sie merkwürdigerweise den Sinn allen Seins entdeckt hat. Was auch immer sie damit gemeint hat. Ach! Ich wünschte, du hättest die Möglichkeit, ihre noch erhaltenen Abhandlungen zu lesen! Aber leider gilt dieses Verständnis der Siebten Sphäre mittlerweile als Ketzerei...und sogar als Diffamierung der Großen Alten selbst.«
    Erneut schnaufte Goswin abfällig und versank kurz in dunkle Grübeleien. Schließlich raunte er: »Nun, da du die einzelnen Sphären kennst, ist es wichtig, dass du verstehst, wie diese Sphären auch hier, in Teanna, in diesem Moment, allgegenwärtig sind. Man könnte sagen, sie kristallisieren sich hier, also in der Ersten Sphäre. Vielleicht tun sie das auch in den anderen Sphären, aber da wir Menschen dort nicht hinkönnen, wissen wir nichts davon.
    Jedenfalls gibt es mindestens zwei Varianten dieser Kristallisation von denen wir wissen: Zum einen die geistige. Bei den natürlichen Elementen dürfte es dir leichtfallen, diesen Prozess zu verstehen. Feuer, Wasser, Luft, Erde und Licht kannst du spüren, sehen und oft einige dieser Elemente auch schmecken, hören, riechen. Wie ich dir bereits erklärt habe, können sich die Leere und das Chaos hier in Teanna nicht direkt manifestieren – hoffe ich zumindest!«
    Auch Tyark spürte eine leichte Gänsehaut seinen Rücken heraufkriechen, auch wenn er nicht so recht wusste, warum. Sein Kopf brummte. Unbeirrt fuhr Goswin fort: »Ich möchte dir erklären, weshalb ich dir das erzähle. Wie du bereits weißt, können Dämonen unter Umständen in unsere Welt gelangen. Einen Riss ausnutzen, der etwa durch eine besonders, hm, drastische Tat entstanden ist. Aber – und das ist das Wichtigste – sie brauchen immer die pervertierte Form eines Elements! Also etwa Wut, die sich in einen alles verzehrenden Hass verwandelt hat. Oder auch hehre Ambition und gütiges Streben, die in rücksichtslosen, mörderischen Ehrgeiz verwandelt wurden.«, Goswin schwieg einen Augenblick, »Oder vielleicht Liebe, die nur noch als verdrehte und alles vergiftende, alles verschlingende Eigensucht existieren kann.«
    Goswin beobachtete Tyark aufmerksam. Tyark erinnerte sich nur allzu deutlich an das Gefühl allumfassender Liebe, welches die Frau umgeben hatte. Und wie es zerflossen war und sein dunkles Inneres preisgegeben hatte.
    »Ja, ich sehe, du erinnerst dich noch gut an das Wesen dieses Dämons in der Gestalt einer Frau. Eine weitere verdrehte Form eines Elementes möchte ich dir noch auf den Weg geben. Etwas, das dir vielleicht in Zukunft nützt. Auch der Glaube kann verdreht werden! An seiner Stelle entstehen Fanatismus und Verblendung, welche besonders geeignet ist, nicht nur Risse, sondern ganze Pforten im Limbus entstehen zu lassen! Manch einer geht sogar so weit zu sagen, dass die großen Dämonenkriege der Vergangenheit zwar das Symptom, aber niemals die wahre Ursache der Krisis haben bekämpfen

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