Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Schweiß überall am Körper, sein Herz raste und er hatte beständig das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Er wollte nur noch hier fort, weg aus diesem verfluchten Wald!
Er rief Goswin zu: »Was soll das für ein Leben sein? Dämonen jagen und dann sterben? Weißt du überhaupt, was du da sagst? Ich bin vor Angst fast gestorben, als ich dieses Ding in der Festung nur ansehen musste! Und ich soll sie auch noch jagen? Und sie dann bekämpfen ? Das ist verrückt! Ich bin kein Krieger! Ich bin kein Magier! Bei diesem Ding in der Festung bin ich gerade so mit dem Leben davongekommen! Ich habe nichts...«
Er spürte, wie ihm das erste Mal seit langer Zeit Tränen in die Augen schossen. Dann flutete blanke Verzweiflung in seinen Verstand und verzweifelt rief er in Gedanken die Großen Alten um Gnade an.
»Ich bin kein Jäger! Ich bin Tyark, der Sohn meines Vaters und nichts weiter als ein Flüchtling aus dem Süden! Ich kann nicht glauben, was du mir hier erzählst!«
Goswin öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, doch Tyark unterbrach ihn sofort: »Nein, ich werde dir nicht länger zuhören! Ich bin das nicht! Nicht ich!«
Er wandte sich ab und stolperte aus dem Wald heraus und in den frühen Abend hinein. Goswin folgte ihm nicht.
***
Seine Gedanken überschlugen sich förmlich, als Tyark durch die lichten Wälder und Wiesen um Lindburg irrte. Es dauerte lange, bis sich sein Herz langsam beruhigte und immer wieder spukten Goswins Worte durch seinen aufgewühlten Verstand und immer wieder hörte er sich selbst murmeln: »Ich bin kein Dämonenjäger! Mein Schicksal ist meines, meines ganz allein! Ich werde nicht sterben...«
Doch je länger er nachdachte, desto mehr spürte er auch, dass in Goswins Worten eine unvermeidliche Wahrheit zu liegen schien - egal wie sehr er sich dagegen wehrte. Tyark ertrug es kaum.
Die Sonne stand bereits rot und flammend am Horizont, als er endlich wieder das schwere Stadttor erreicht hatte. Wortlos zeigte Tyark seinen Passierschein vor und ging zum Geldwechsler, um zwei seiner verbleibenden vier Goldstücke in die Währung des Fürstentums umzutauschen.
Es war ihm vollkommen egal, dass der Wechsler ihn dreist übervorteilte. Tonlos fragte er diesen lediglich, wo die nächste empfehlenswerte Wirtschaft zu finden sei.
Feixend antwortete der Wechsler, ein übermäßig fetter und sehr ungepflegt aussehender Mann mittleren Alters: »Nu‘ Jung‘, du scheenst keinen juten Tach gehabt zu haben heut‘! Mach‘ dir keene Sorchen! Ob Kriech, ob Fieba’ oder Reschenwetter: In Lindburg jipt’s alles was’de broochst! Und du broochst drinjend ‘nen großen Topp Bier, det jannich sehen! Aber bestell‘ nen Topp Gerstenhammer, det is‘ wichtich! Also Jung, je‘ mal ins Handwerjerviertel innen Goldenen Hammer! Da bejommste allet, wat du zu broochen schenst! Sach dem alden Manfred der Wechsler Sepp schijt dit!«
Der Wechsler grinste fröhlich und entblößte dabei ein Gebiss, das nur noch wenige Zähne vorzuweisen hatte - die darüber hinaus in erbärmlichen Zustand waren. Tyark bedankte sich knapp und stürzte sich dann förmlich in das Getümmel der Stadt. Er ignorierte die Bettler und rempelte auch den ein oder anderen Passanten an, während er durch die engen Gassen floh.
Endlich stand er vor einem etwas schäbig aussehenden Wirtshaus, an dessen Giebel ein großer, mit bereits abblätternder Goldfarbe angemalter Hammer zu sehen war. Von drinnen drang einladend Gelächter und Musik – Tyark überlegte keinen Augenblick und betrat das Wirtshaus.
Der warme Dunst Dutzender Gäste schlug ihm entgegen. Hinterm Tresen stand ein regelrechter Bär von einem Mann, der nicht nur Tyark um zwei Haupteslängen überragte, sondern wohl auch das Doppelte seiner Leibesfülle vorweisen konnte. Sein kahler Schädel glänzte vor Schweiß und ein an den Enden spitz nach oben gebogener Oberlippenbart gab dem Gesicht des Mannes ein merkwürdiges Aussehen.
Zielstrebig bahnte Tyark sich einen Weg durch die zahlreichen bereits betrunkenen Gäste. Am Tresen angekommen, wartete er ungeduldig, bis der Wirt sich zu ihm wandte. »Ein Krug Bier – Sepp der Wechsler hat mir Gerstenhammer empfohlen?«
Der Wirt begann, herzlich zu grinsen und schlug Tyark mit einer seiner gewaltigen Tatzen auf die Schulter. »Manfred mein Name, willkommen! Da hat der alte Fuchs dich aber gut beraten! Das erste geht aufs Haus, Sepp hat sicher ordentlich aufgerundet! Lass es dir schmecken!«
Das ließ sich Tyark nicht zwei
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