Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
tapfer und fuhr fort: »Ich muss noch einige Vorbereitungen treffen. Vor allem muss ich noch das ein oder andere Andenken an mich hinterlassen, damit einige der alten Damen und Herren Lehrer mich nicht so schnell vergessen.«
Er zwinkerte Tyark und Zaja spitzbübisch zu und verabschiedete sich mit einer albernen Verbeugung.
Beide blieben alleine im Vorraum stehen und blickten auf die verschlossene Tür, hinter der sie Goswin und Adaque leise miteinander sprechen hören konnten. Schließlich zupfte Zaja an Tyarks Ärmel und sagte etwas spitzbübisch: »Na komm Tyark! Das Fest wird bereits begonnen haben! Lass uns daran teilnehmen – wir werden lange Zeit kein so gutes Essen mehr bekommen. Da bin ich sicher...«
Sie seufzte und rang sich ein Lächeln ab.
***
Der große Festsaal quoll vor Menschen geradezu über. Essengerüche, Gelächter und ein vielfältiges Stimmengewirr vereinigten sich zu einer ohrenbetäubenden Kakophonie.
Tyark und Zaja tauchen in die schwüle Wärme hinab. Tyark ließ sich bald einen großen Becher mit Wein trinken und stürzte diesen gierig herunter. Sie bedienten sich an den zahlreichen Speisen und Köstlichkeiten, von denen Tyark bislang nicht einmal geahnt hatte, dass sie existierten.
Er bemerkte, wie die meisten Adligen bewusst keine Notiz von ihm nahmen, zu sehr wies sein Verhalten und seine Kleidung darauf hin, dass er wohl nur durch glückliche Umstände und nicht das Recht der Geburt in ihre Kreise gelangt war.
Auch wusste er bei einigen Speisen nicht so recht, ob man das überhaupt aß, was er sich gerade in den Mund gestopft hatte. Oder welches Getränk aus welchem Gefäß zu trinken war. Doch es störte ihn nicht: Was wussten diese Menschen hier schon von den Dingen, die außerhalb dieser dicken Wände vor sich gingen? Was wussten sie schon darüber, was Tyark noch bevorstand?
Genüsslich aß er Fleisch in rauen Mengen und trank auch noch zwei weitere Becher Wein, bis sein Kopf angenehm leicht wurde. Zwischenzeitlich hatte er Zaja im Gedränge verloren, doch irgendwann spürte er wieder ihren festen Griff um seinen Arm und vernahm ihre tadelnden Worte ob seines Alkoholkonsums.
Irgendein reichlich angetrunkener Adelssprössling bot ihr wiederholt Wein an und schließlich willigte sie nach einem kurzen Blick in die Halle ein und stürzte mit atemberaubender Schnelligkeit das edle Getränk herunter. Grinsend blickte sie ins Tyarks erstauntes Gesicht und raunte ihm zu: »Was glaubst du, was ich bei den Fenix alles getrunken habe? Oft genug haben wir so manchem Händler edlen Wein abgeluchst und rauschende Feste gefeiert...«
Sie stockte und fügte rasch hinzu, während ihre Augen durch Tyarks Gesicht huschten: »Natürlich war das Diebstahl und heute bereue ich meine Taten. Ich danke den Großen Alten, dass sie mich auf diesen tugendhaften Pfad zurückgeführt haben, fürwahr.«
Sie wimmelte das aufdringliche Söhnchen eines Barons oder Grafen ab und unterhielten sich eine Zeitlang über Zajas Missetaten bei den Fenixen und irgendwann konnte auch Zaja nicht mehr so recht ernsthaft bleiben. Beide lachten laut auf zogen den ein oder anderen pikierten Blickte der umstehenden Herrschaften auf sich.
Dann sah Tyark den Fürsten in die Mitte des Saales treten. Er war ein hochgewachsener, breitschultriger Mann mit schulterlangen, grauen Haaren und einer goldenen Tiara auf dem Kopf. Auf seiner mit goldenen Stickereien verzierten Kleidung trug er einen mächtigen Umhang aus grauem Wolfsfell. Als einziger der Anwesenden trug er gleich zwei mächtige Schwerter an seinen Seiten, deren Griffe vergoldet waren und an deren Knauf zwei große Rubine angebracht waren.
Der Fürst richtete sich an seine Gäste, doch Tyark und Zaja standen in einer entfernten Ecke des Saales, sodass sie den Fürsten nur manchmal sehen und nur schlecht hören konnten. Daher bekamen sie nur wenig von seiner kurzen Ansprache mit, aber sie schien vor allem den Krieg mit der Horde zum Thema zu haben.
Außerdem hatte Tyark den Eindruck, dass der Saal sich leicht drehte, sodass zumindest er Mühe hatte, ernsthaft zu bleiben.
Er beobachtete Zajas angespanntes Gesicht. Sie biss sich auf die Unterlippe während sie den gewichtigen Worten des Fürsten lauschte. Schließlich dankte dieser den Großen Alten für ihre Großzügigkeit und schwor danach die anwesenden Adligen darauf ein, gegen die Truppen der Markgräfin zu marschieren, falls das notwendig sein sollte.
Den Rest bekam Tyark nicht mit, da er versuchte, den
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