Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Dieser hatte bereits nachgeladen und zielte direkt auf Tyark.
Tyarks Herz krampfte sich zusammen. Er sah sich bereits mit einem Pfeil in der Brust daliegen, als sich plötzlich selbst die Nacht um ihn herum zu verdunkeln schien. Alles um ihn herum wurde zunächst durchsichtig und dann sah er, wie die Dunkelheit um ihn sanft zu leuchten begann. Fasziniert blickte er sich um. Er sah die schemenhaften Umrisse der Männer, sie schienen sich nicht zu bewegen.
Aus jedem dieser Schatten schien ein dünner, goldener Faden zu entwachsen, der funkelte und leicht zu flimmern schien. Dann sah Tyark, wie überall um ihn herum Fäden in die Dunkelheit wuchsen, manche dicker, manche dünner als andere. Aus den Bäumen. Aus den Pflanzen. Sogar aus den wuselnden Insekten!
Er blickte hinauf und sah, wie all diese Fäden sich in einem Knäuel aus unendlich vielen goldenen Schüre vereinigten. Wie ein Dach aus geflochtenem Gold überspannten sie die Lichtung. Jetzt erst begriff er, dass er wieder das geheimnisvolle Zwielicht sehen konnte. Gebannt beobachtete er die Fäden und es schien ihm fast so, als bewegten sie sich leicht. Als pulsierten sie vor Leben.
Ein unglaublich intensives Gefühl von Überlegenheit durchströmte ihn. Er hatte eine Ahnung der Macht, der Gabe , die in ihm schlummerte und von der er gerade einen kleinen Funken spürte. Doch dann verblasste alles rasend schnell und Tyark spürte, wie er zurück auf die Lichtung zu gleiten begann. Zurück in den Kampf.
Dann waren nur noch die Schatten der Nacht vor ihm. Und der Bogenschütze, der immer noch direkt auf seine Brust zielte. Tyark wandte eine Seite ab und machte sich so schmal wie möglich und hörte nur das Schnellen der Bogensehne vor sich. Er spürte, wie etwas an seiner Brust entlangschrammte. Dann war er bei dem Schützen angekommen. Doch anstatt mit Tyark zu kämpfen, warf dieser ihm nur den Bogen entgegen, wandte sich dann ab und machte sich daran, in den Wald davonzulaufen. Der Bogen geriet zwischen Tyarks Beine und er verlor das Gleichgewicht. Hart stürzte er auf den Waldboden und einen Moment lang blieb ihm die Luft weg. Seine Brust brannte. Hinter ihm hörte er den Kampfeslärm und Raphael brüllen: »Kein Zauber! Zurückhalten!«
Tyark rappelte sich auf und macht sich daran, den Mann aufzuhalten. Dann flog etwas Schweres dumpf zischend an ihm vorbei und traf den Mann vor sich in den Rücken. Der Mann brach sofort zusammen und blieb leise stöhnend auf dem Waldboden liegen. Tyark trat näher und sah, dass es Rotbarts große Streitaxt war, die im Rücken des Mannes steckte.
Dann wurde er unsanft zur Seite gedrückt, als der hünenhafte Rotbart an ihm vorbeiging. Rotbart stellte einen Fuß auf den Schultern des Mannes ab und zog dann ruckartig die Axt aus dessen Rücken. Der Mann schrie auf.
Rotbart dreht sich zu Tyark um. Tyark konnte sein Gesicht nicht erkennen, er hörte nur Rotbarts dumpfe Stimme leise sagen: »Beende es.«
Dann stapfte er gleichgültig zur Lichtung zurück und ließ Tyark mit dem Sterbenden allein. Tyark blickte verwirrt zu Rotbart zurück, der mit der Axt über der Schulter zu Raphael ging, der über der Leiche einer der Männer kniete und ihn zu durchsuchen schien. Tyark blickte auf den Mann, der sich mittlerweile umgedreht hatte und ihn voll Todesangst anstarrte. Als der Mann sprach, quoll ihm etwas Blut aus dem Mund: »Bitte... bitte lasst mich leben! Ich werde niemandem etwas sagen, bitte! Bitte!«
Unschlüssig stand Tyark vor ihm. Er hob sein Kurzschwert und der Mann begann, weinend um sein Leben zu flehen.
Tyark ließ die Klinge wieder sinken. Er hatte Mitleid mit diesem Kerl, auch wenn er wusste, dass er ihn nicht am Leben lassen konnte. Der Mann hatte derweil damit begonnen, weiter in den Wald zu kriechen. Er zog eine Blutspur hinter sich her. Er würde nicht weit kommen, der Tod war bereits nah... Der Mann vor ihm weinte und jammerte leise und sagte immer wieder: »Nein, bitte... Ihr seid so gut... danke... danke!«
Tyark stand da wie betäubt. Er brachte es einfach nicht über sich, diesem armen Teufel den Gnadenstoß zu geben.
Dann sah er wie aus dem Nichts einen dunklen Schatten hinter dem Kopf des kriechenden Mannes auftauchen. Es war Arana. Sie kniete lautlos nieder und noch bevor der Mann überhaupt verstanden hatte was vor sich ging, hatte sie ihm den Hals durchgeschnitten. Der Mann gurgelte noch etwas, zuckte und blieb dann regungslos liegen. Der schwere Geruch nach Blut erfüllte die frische
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