Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
sodass sie oft Pause machen mussten. Raphael und Rotbart hatten Harnische an, während Tyark, Zaja und Muras lediglich Lederrüstungen anhatten. Tyark war insgeheim froh darüber, da selbst ein Hüne wie Rotbart nach zwei bis drei Stunden Marsch durch den Wald atemlos eine Pause einlegen musste.
Arana bevorzugte ebenfalls leichte Lederrüstungen, erst recht, wenn sie als Kundschafterin unterwegs war.
Mitten im Wald stießen sie plötzlich auf die fast vollkommen zugewucherten Reste eines Gehöfts. Lediglich die Mauern des Haupthauses ragen aus den Pflanzen des Unterholzes. Brombeeren und Kletterpflanzen hatten die Mauern fast vollständig überwuchert, das Dach war schon vor vielen Jahren eingestürzt. Raphael sagte sichtlich erschöpft: »Wir sollten hier rasten. Wir werden morgen sicher auf die ersten Ausläufer der Sümpfe stoßen.«
Tyark und Rotbart hatten die erste Wache, während der Rest der Gruppe das Lager im Herzen der Ruine aufschlug. In der Ferne donnerte es leise, Gewitter lag in der schwülen Spätsommerluft. Als die Dämmerung hereinbrach, konnten sie das Gewitter in der Ferne noch leuchten sehen, es regnete allerdings nicht.
Schließlich wurde Tyark von Arana abgelöst und gesellte sich ans Feuer, auf dem ein kleiner Topf mit Suppe kochte.
Sie unterhielten sich leise über die bevorstehende Wanderung am Rande der Sümpfe entlang, die sie spätestens morgen Mittag erreichen sollten. Zaja rückte zu Tyark und sagte: »Tyark, was macht eigentlich die Wunde an deiner Brust? Darf ich nochmals schauen? Wir dürfen nicht riskieren, dass sie sich entzündet. Das kann schnell passieren unterwegs!«
Tyark wehrte ihre Fürsorge zunächst träge ab, aber dann machte Zaja recht klar deutlich, dass sie keinen Widerspruch in dieser Sache duldete und Tyark musste sich fügen – was sogar Raphael und Arana zu einem schmalen Grinsen veranlasste.
Rotbart schien von alle dem nichts zu halten und schwieg, wie gewöhnlich. Ebenfalls grinsend sagte Muras: »Falls du auch meine heilenden Hände brauchen solltest, sag Bescheid!«
Tyark spürte, wie seine Ohren rot wurden und er folgte Zaja zu ihrem Rucksack, aus dem Sie bereits eine zubereitete Salbe geholt hatte.
Bevor sie seine Brust in Augenschein nahm, warf sie einen schnellen Blick auf die Gruppe, die hinter ihnen am Feuer saß – und küsste Tyark lange auf den Mund. Als Tyark sie in den Arm nehmen wollte, wich sie geschickt aus und erinnerte ihn streng daran, weshalb sie ihn eigentlich vom Feuer geholt hatte. Dann begann sie hastig, sein Hemd zu öffnen, um seine Wunde zu versorgen - und stutzte. Belustigt über ihren befremdeten Gesichtsausdruck grinste er sie an und sagte: »Na, gefällt dir nicht, was du siehst?«
Zaja ging einen Schritt zurück und in ihrem Blick konnte Tyark ratlose Besorgnis sehen. Irritiert blickte er an seiner Brust herunter. Die Wunde von dem Vorfall im Wald hatte sich vollkommen geschlossen, lediglich eine hauchdünne, rote Linie zeugte davon, dass sie gestern noch dagewesen war. Er lächelte und sagte: »Da scheinst du mir ja eine Wundersalbe verpasst zu haben! Vielleicht solltest du mehr aus deinem Talent für Heilkunde machen?«
Zaja blickte ihn streng ins Gesicht und flüsterte: »Nein Tyark! Obwohl Aranas Wunde sogar durch Magie versorgt wurde, sieht sie nicht so gut aus wie deine! Arana wird eine Narbe zurückbehalten – während es bei dir nicht einmal danach aussieht! Die Wunde ist nicht nur geheilt - sie verschwindet !«
Sie begann, an seinem Hemd zu zupfen und es auszuziehen. Tyark grinste unsicher und sagte: »Zaja – doch nicht hier vor den anderen...!«
Er blickte sich um und sah wie zur Bestätigung direkt in Raphaels klare Augen.
Zaja schnaufte entnervt und zischte: » Das habe ich auch gar nicht vor! Ich weiß, dass du von Pereo in der Festung verletzt wurdest. Ich will mir diese Verletzung anschauen, davon muss eine Narbe übriggeblieben sein.«
Tyark wurde unbehaglich zumute. Er erinnerte sich gut an das Gefühl, als er von Pereos Schwert verletzt worden war. Aber er hatte in letzter Zeit keine Erinnerung mehr daran, dass sein Unterleib von irgendwelchen Narben gezeichnet gewesen wäre. Eigentlich waren ihm in letzter Zeit überhaupt keine Narben mehr aufgefallen, obwohl er aus seiner Kindheit die ein oder andere mitgebracht hatte.
Er blickte an sich herunter, als Zaja seinen Oberkörper entkleidet hatte. Erst jetzt fiel es ihm wirklich auf: Seine Haut war überall glatt und unverletzt. Weder Wunden noch
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