Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Narben waren zu sehen. Die Haut war vollkommen makellos und sah kerngesund aus – keine einzige Narbe war zu sehen.
Aus dem Hintergrund fragte Raphael streng: »Alles in Ordnung dahinten? Ist Tyark verletzt?«
Zaja macht eine abweisende Kopfbewegung und sagt: »Nein, ich wollte nur nach weiteren Verletzungen oder Abschürfungen suchen. Alles ist in Ordnung.«
Dann reichte sie Tyark sein Hemd zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn lange und nachdenklich an. Schließlich flüsterte sie: »Was ist mit dir passiert Tyark? Wunden heilen nicht so ab. Und schon gar nicht so schnell. Und du musst doch wenigstens eine Narbe haben, vielleicht aus deiner Kindheit? Ich kenne niemanden, der keine Narben hätte! Wie kann das sein?«
Sie biss sich auf die Unterlippe und warf einen raschen Seitenblick auf die anderen, die weiterhin am Feuer saßen und sich leise unterhielten.
Tyark spürte eine seltsame Angst in sich aufsteigen. Er raunte ihr etwas gereizt zu: »Was meinst du damit? Freu dich doch für mich – oder wäre es dir lieber, wenn ich das Fieber bekäme, weil sich meine Wunde entzündet hat?«
Zaja blickte ihn aus ihren tiefen grünen Augen an und Tyark spürte einen feinen Stich im Magen. »So meine ich das nicht und das weißt du auch. Es ist... einfach unnormal , findest du denn nicht auch? Und es sind so viele ungewöhnliche Sachen passiert... es macht mir einfach Angst! Auch das mit deinen Augen, Tyark. Ich meine, es ist nicht mehr passiert, als dass ich dachte, sie hätten... eine andere Farbe. Trotzdem.«
Sie umfasste seinen Arm.
»Ich weiß nicht, ob das zu deiner Berufung gehört... aber wir müssen nach unserer Rückkehr dringend mit Goswin darüber sprechen, in Ordnung?«
Er lächelte sie liebevoll an und umarmte sie dann fest. So standen beide lange eng umschlungen, bis selbst Rotbart ungeniert zu ihnen herüber starrte.
Rasch löste sich Zaja von ihm und flüsterte ihm zu: »Den anderen sollten wir besser nichts davon erzählen. Zumindest nichts fürs erste. Und versuche, nicht noch weitere Verletzungen anzusammeln.«
Sie presste die Lippen zusammen und lächelte angespannt. Tyark nickte und folgte ihr schließlich auf die Lichtung zurück. Während er sich neben Muras setzte, fuhr er mit der Zunge nachdenklich über die Stellen in seinem Zahnfleisch, an dem ihm zwei neue Backenzähne gewachsen waren.
***
Tyark wachte davon auf, dass eine stahlharte Hand unsanft an seiner Schulter rüttelte. Er schreckt auf und sofort legte sich eine weitere Hand auf seinen Mund. Rotbart.
Das zerfurchte Gesicht, dessen untere Hälfte fast vollständig in dem dichten Bart verschwand, war direkt vor Tyarks. Rotbart flüsterte: »Dein Schwert. Männer der Gräfin, Raphael hat sie entdeckt. Kommen her. Weck die anderen.«
Tyark war sofort hellwach und begann sofort damit, Zaja und Muras zu wecken. Währenddessen sah er, wie Raphael und Rotbart sich im Dunkeln leise die Harnische anzogen. Ihre Waffen klirrten leise, als sie bereit gemacht wurden. Arana sah er nicht, war sich aber sicher, dass sie irgendwo ganz in der Nähe sein würde.
Raphael kam gerüstet zu ihnen herüber, er diesmal auch seinen Helm aufgesetzt, der seinen Kopf und seine Nasenpartie schützte. Leise sagte er: »Arana hat sie entdeckt, als sie einige Meilen von hier auf Patrouille war. Sie kommen in unsere Richtung, sind unseren Spuren gefolgt. Arana ist schon unterwegs, hoffentlich kann sie uns sagen, wie viele es sind. Ich hatte gehofft, wir hätten mehr Zeit – in den Sümpfen hätten wir sie gut abhängen können. Aber nun ist es zu spät. Mögen uns die Großen Alten auch diesmal wohlgesonnen sein.«
Er hielt sich die geschlossene rechte Faust eine Weile an die Stirn, wie Tyark es bei Kriegern dieser Lande bereits oft gesehen hatte. Tyark zwängte sich rasch in seine Lederrüstung. Er hatte die Sorge und Raphaels Augen gesehen und spürte, wie Angst mit eisigen Fingern an ihm herauszuklettern schien.
Zaja trat zu ihm. Er sah, dass sie an die Enden ihres Kampfstabes Klingen befestigt hatte – dieser schlichte Holzstab stellte nun eine durchaus ernstzunehmende Waffe dar. Auf Tyarks erstaunten Blick erklärte sie lächelnd: »Solange ich als Schwester des Ordens unterwegs bin, trage ich keine Waffen. Aber auf dieser Reise bin ich nicht als Schwester unterwegs – und ich weiß mich notfalls zu wehren, das müsstest du mittlerweile wissen.«
Sie lächelte angespannt. Tyark grinste anerkennend und nahm sie kurz in
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