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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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schien in der Luft zu liegen wie Spannung vor einem Gewitter.
    Tyark blieb stehen und konzentrierte sich darauf, was wie ein Geruch an ihrer Präsenz zu haften schien. Grauen kroch an ihm herauf, als er spürte, dass es der Tod war, der wie eine ferne Melodie im Wind mitschwang. Mit klopfendem Herzen begann Tyark wieder zu laufen und schon bald verließ er den Sumpf und tauchte in einen vorbeirasenden, dunklen Wald ein, der nur aus den schattenartigen Umrissen gewaltiger Bäume zu bestehen schien, deren Ränder seltsam unscharf waren und leicht flimmerten. Als er einen der Bäume zu berühren versuchte, spürte er zwar einen Widerstand, aber es war, als wäre seine Hand mit dickem Stoff umwickelt, er spürte weder die Rinde noch andere Details.
    Langsam schritt er durch diesen seltsamen Wald, bis sich plötzlich schemenhaft armselige Hütten vor ihm auftauchten. Dieses Dorf ähnelte dem in Schwarzbach und doch war hier etwas ganz anders und Tyark brauchte eine Weile bis er wusste, was es war. In Schwarzbach hatte er die Dorfbewohner nicht nur gesehen – er hatte ihre Seelen geradezu gespürt. Doch hier spürte er fast gar nichts, über allem schien die bleierne und Stumme Decke des Todes zu liegen. Noch während er die Silhouetten der Hütten betrachtete, sah er aus dem Augenwinkel etwas Weißes aufblitzen, das ihm sogleich unheilvoll vertraut war.
    Es war die Frau – die Medusa, die sich in der Gestalt einer Frau versteckte. Sie wandelte wieder zwischen den armen Seelen eines Dorfes umher.
    Wie gebannt folgte Tyark ihrer aufreizenden Gestalt. Nackt wie zuvor schritt die Frau zwischen den einfachen Holzhütten hindurch, anmutig wehte ihr langes Haar in nicht spürbarem Wind. Sofort spürte Tyark, wie sich ein Teil von ihm zu ihr hingezogen fühlte, auch wenn dieses Gefühl längst nicht mehr so stark war wie am Anfang. Ihr Körper war makellos, sie schien den Boden kaum zu berühren, fast schwebte sie über die unbefestigten Pfade zwischen den Hütten. Und Tyark wusste, dass sie lächelte – spürte sie ihn? Wusste sie, dass er sie beobachtete?
    Die Frau blieb vor einer Hütte stehen. Tyarks Magen krampfte sich zusammen vor Angst, aber auch vor Begierde. Mühsam musste er den Drang niederringen, hinauszutreten und sich ihr anzubieten. Sich ihrer Liebe zu unterwerfen und darin zu vergehen. Die Medusa wurde in der Tat immer stärker, daran bestand kein Zweifel.
    Die Frau streckte ihre Hand aus und die Türe der Hütte öffnete sich von alleine und vollkommen lautlos. Ein Zittern schien durch die Luft zu gehen, als die Frau in den dunklen Schlund des Einganges trat. Tyark wusste, dass er sie daran hindern musste zu tun, was auch immer sie dort tat. Er spürte, dass er nicht länger warten durfte – immer stärker wurden die Stimmen in ihm, die ihm zuflüsterten, sie zu umarmen und sie zu lieben, wie auch sie ihn liebte – für immer.
    Instinktiv griff er an seinen Gürtel – und war nicht überrascht, sein Schwert darin zu finden. Er zog es heraus und bemerkte fast befremdet, wie die merkwürdig flimmernde Spitze der Klinge leicht zitterte, als er in Richtung der Hütte schritt, in der unendliche Dunkelheit zu liegen schien.
    Dann sah er sie . Die Hütte war nicht viel mehr als ein einfacher, scheinbar ärmlich eingerichteter Raum mit vier Pritschen. Auf zwei dieser Pritschen konnte er die Silhouetten von Menschen ausmachen, einem Mann und einer Frau. Die Frau kniete vor der Pritsche des Mannes. Sie hatte den Kopf gesenkt, ihren Mund ganz nah bei dem ihres Opfers. Tyark sah, nein er spürte am eigenen Leib, wie sie das Leben aus dem Manne sog, es ihm gewaltsam entriss und sich einverleibte. Tyark dankte still den Großen Alten, dass sie ihre Augen geschlossen hielt. Er wollte nicht erneut in diese Augen blicken müssen, in denen lebendige Dunkelheit saß und tief in seine Seele zurückstarren würde. Dann sah er entsetzt, wie die dunkle Silhouette des Mannes immer durchscheinender und heller wurde, bis sie schließlich in seltsamem Licht zu glühen schien. Erst jetzt begriff Tyark, dass der Mann im Sterben lag oder bereits tot war!
    Er hob zitternd seinen Schwertarm. Die Frau hob ihren Kopf – sie lächelte. Tyark hatte gar nicht gesehen, wie sie aufgestanden war oder dass sie sich überhaupt bewegt hatte - doch plötzlich stand sie nur eine Armeslänge von ihm entfernt. Er spürte sie in seinem Kopf, in seinem Körper. Wellen von hasserfüllter Liebe schlugen über ihm zusammen und er spürte die entsetzliche

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