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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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Kälte ihrer Gefühle. Dann öffneten sich ihre Augen und Dunkelheit strömte brüllend heraus. Tyark schrie stumm, als ihm ihre Schwärze mit eiskalten Klauen in die Seele sprang und an seiner Seele riss. Ihre Stimme schallte plötzlich durch seinen Kopf.
    Ich sehe, du bist hier. Ich habe dich schon vorher gespürt, mein Jäger – und jetzt weiß ich, wer du bist. O Tyark – wie großzügig von dir, dich meinem Fest der Liebe anzuschließen!
    Ihre Stimme war jetzt so kalt wie eine Winternacht.
    Und wie unvorsichtig von dir, diese merkwürdige Gabe so auszunutzen, mir zu folgen, meiner Melodie zu lauschen. Ach, du bist nur ein kleiner, missratener Welpe. Und du weißt, was man mit kleinen, kranken Tieren machen muss...
    Verzweifelt versuchte er, sich vor dieser Flut aus Bösartigkeit zu verschließen, doch Angst, Panik und Verzweiflung übermannten ihn bald. Mit Grausen spürte er, wie er sein Bewusstsein zu verlieren schien – und dann war es, als würde er geradezu den Verstand der Medusa eingesogen.
    Entfernt spürte er noch Überraschung in ihrem Geist, dann wurde alles Schwarz um ihn herum und er fiel endlos in einen Traum hinein.

    Unsichtbare Mächte zwangen die schwarzhaarige Frau an den gewaltigen Opferstein. Ihre Kleidung war in blutigen Fetzen zu Boden gegangen und so lag sie nackt und von schrecklichen Wunden gezeichnet im Bauch dieser gewaltigen, dunklen Festung. Sie weinte still – doch beweinte sie nicht sich, sondern die abscheuliche Kreatur, die vor ihr auf dem alten, steinernen Thron saß und sie angrinste. Angrinste aus einer menschlichen Hülle, welche ein Antlitz trug, das die Frau so viele Jahre angeblickt hatte. Das Antlitz eines Menschen, den sie ihr ganzes Leben gekannt hatte. Den sie einmal geliebt hatte. Der nun innerlich von dieser furchtbaren Dunkelheit aufgefressen worden war. Von dem nur eine Hülle übrig sein konnte.
    Als hätte es ihre Gedanken erraten, stand das Monster auf und begann, friedlich lächelnd zu ihr zu schreiten. Die schwarzhaarige Frau wusste, dass ihr Körper nun bald sterben würde und längst schon hatte sie sich den Tod herbeigesehnt. Doch schnell hatte sie auch verstanden, dass es nicht der schnelle Tod war, auf den es das Monster abgesehen hatte. Es war ihr Leiden, ihr Martyrium, dass es nicht nur durch die Folter ihres Körpers erzeugten wollte. Es waren nicht der Tod oder die kommenden Schmerzen, vor denen sie entsetzliche Angst verspürte. Nein. Etwas Dunkles, Grauenhaftes ging hier vor. Ein Ritual, dessen dunklen Sinn sie nur erahnen konnte. Ein Ritual, das lange vorbereitet worden war. Nein, instinktiv wusste sie, dass der Tod nicht das Ende sein würde. Er würde keine Erlösung bringen, sondern vielmehr erst der Beginn für etwas weitaus Schlimmeres sein.
    Die Monstrosität berührte die leer vor sich hinstarrenden bewaffneten Männer, die der Kreatur geholfen hatte, ihr Opfer in diese dunkle Festung zu zerren.
    Die Schwarzhaarige erkannte das Wappen des Fürsten und verzweifelte immer mehr. Wie tief ging der Verrat des Monsters? Was hatte es alles anrichten können? Was plante es?
    Die schrecklich normale, menschliche Hand des Monsters strich sanft über die starren Gesichter der Männer, die sie blödsinnig und selig anglotzten. Als ob man einer Marionette die Schnüre durchtrennt hätte, brach einer nach dem anderen zusammen und nur eine leblose Hülle blieb zurück im Staub und der Asche dieses grauenhaften Ortes.
    Dann stand das Monster endlich vor der hilflosen Frau und blickte sie an. Ein Blick, der so voller Liebe und Zärtlichkeit, aber gleichzeitig voll abgrundtiefem Hass und entsetzlichster Gier war, dass sie es kaum ertragen konnte. Und über allem war eine eiskalte Berechnung zu spüren, kälter als der tiefste Winter und dunkler, als es die Nacht jemals sein konnte.
    Die Frau schrie das Monster vor sich an, halb verrückt vor Zorn und Schmerz und Trauer. Bettelte um Gnade, hoffend, dass der Mensch im Monster sich erinnerte. Vielleicht sogar die Kraft fand, ihr zu helfen!
    Das Wesen antwortete ihr, ohne seine Lippen zu öffnen. Eine grauenhafte, kalte Stimmte flutete durch ihren Kopf. Erzählte ihr flüsternd und zähnefletschend eine Geschichte..
    Und langsam verstand die entsetzte Frau – vielleicht hatte sie immer verstanden und vielleicht war nur ihr Geist nicht imstande gewesen, die Wahrheit zu erkennen. O wie blind war sie doch gewesen! Wie sehr hatte sie sich geweigert, die Wahrheit zu erkennen!
    Sie begann erneut zu weinen und die

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