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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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Verzweifelt wehrte er sich gegen das überwältigende Gefühl der satten Erschöpfung, welches ihn zu übermannen begann.
    Kurz bevor er das Gefühl hatte, das Bewusstsein verlieren zu müssen, hörte er, nein fühlte er, wie sie leise eine Melodie summte. Ein trauriges, wunderschönes Kinderlied war es, das wie weit entfernt in der Luft schwang.
    Er fühlte sich der Frau plötzlich unendlich nah. Ihr Griff um seinen Hals, ihr Fressen an seiner Seele schien nichts Tödliches mehr zu sein, es schien ihm sogar zunehmend beruhigend und ein geradezu erregend intimer Akt zu sein.
    Wärme durchströmte seinen Körper, eine schwere Ruhe begann ihn auszufüllen und er ließ seine Arme sinken. Die Frau lächelte nun, das Kinderlied wurde immer lauter und schien nun alles zu übertönen wie ein Sturm. Die Finsternis, in die er immer noch starrte, schien ebenfalls zu lächeln. Er war bereit, zu ihr zu gehen. Hätte er es gekonnt, so hätte er seine Arme ausgebreitet und sie umarmt. Es würde das Gefühl sein, nach langer Zeit endlich wieder nach Hause zu kommen.
    Doch ein heftiger Schmerz durchzuckte ihn plötzlich. Erst wie aus weiter Ferne, dann immer intensiver. Er nahm noch wahr, wie sich das Gesicht der Frau wütend verzog. Es war keine Wut, zu der ein Mensch in der Lage gewesen wäre. Es war grausame, namenlose und unbeherrschbare Raserei, die darin lag. Ein Zorn, so alt wie die Welt.
    Als die Frau die Zähne bleckte, sah Tyark, dass sie vollkommen schwarz und spitz wie die eines Raubtieres waren. Ihre Haare waren nun nicht mehr glatt, sondern hatten sich zu dicken Strähnen verformt, die wabernd und wie von unsichtbaren Fäden gezogen durch die Luft schlängelten. Einige von ihnen hatten sich bereits um seinen Leib gewunden.
    Dann beugte die Medusa ihren Kopf mit einem scheußlichen Grinsen herunter, ohne seinen Blick von ihm abzuwenden. Tyark spürte ihre nadelspitzen Zähne, wie sie sich langsam in seine Brust bohrten. Sie begann, ihn aufzufressen. Er wollte schreien, doch nur ein schwaches Röcheln drang aus seiner umklammerten Kehle. Die Medusa kicherte, während sie ihm das Leben auszusaugen begann.
    »Tyark! Tyark!«
    Er schlug die Augen auf und konnte sie gerade noch schließen, als er Aranas Hand niedersausen sah. Hart schlug sie ihm ins Gesicht, in seinen Ohren klingelte es. Es dauerte dennoch einen Augenblick, bis seine taube Wange den Schmerz spüren konnte. Dunkle Fleckten tanzten vor seinen Augen. Nur langsam wich die Eiseskälte aus seiner Brust, sein Herz schlug nur schwach.
    »Tyark! Alles in Ordnung mit dir!? Tyark!« Arana hob erneut ihre Hand.
    Tyark hob seinen immer noch tauben Arm und hörte, wie aus weiter Ferne, Zaja schluchzen. Dann hörte er Arana mit einem Schaudern in der Stimme: »Bei den Alten! Schaut euch seine Brust an! Überall Blut! Wie...«
    Dankbar spürte er Zajas warme Hand auf seiner liegen. Trotz der Kälte und der Schmerzen in ihm spürte er kurz ein warmes, tröstliches Aufglimmen in seiner Brust. Dann verlor er das Bewusstsein und gütige Dunkelheit umhüllte ihn.

    Als er die Augen wieder aufschlug, sah er über sich grauen Himmel und war unglaublich erleichtert, als er die Wolken behäbig dahinziehen sah, so wie es sein sollte. Ein milder Wind blies ihm um die Nase und er roch die Gerüche des Sumpfes um sich herum. Dann tauchte Zajas sorgenvolles Gesicht über seinem auf. Stumm lächelnd blickte er in ihre wunderschönen, grünen Augen. Zaja lächelte ängstlich zurück und strich ihm mit einem feuchten Lappen über die Stirn. »Tyark, kannst du mich hören? Bist du wach?«
    Dann tauchte auch das misstrauisch blickende Gesicht Aranas über ihm auf, gefolgt von Muras. Er versuchte zu sprechen, doch sein Hals fühlte sich an, als hätte er eine schlimme Halsentzündung gehabt. Er versuchte zu sprechen, doch er bekam keinen Ton heraus – und erst jetzt spürte er den brennenden Durst ihn sich. Zaja erkannte dies sofort und brachte ihm schnell ein durchtränktes Tuch, welches er gierig aussog. Das Wasser war kalt und schmeckte moorig.
    Es brauchte einen Augenblick, bis er seine eigene kratzige Stimme hören konnte: »Alles...in Ordnung. Wo bin...ich?«
    Muras lachte erleichtert und tätschelte ihm vorsichtig auf die Schulter. Er sagte: »Bei den Alten! Wir dachten schon, wir hätten dich verloren! Was ist mit dir passiert da unten?«
    Mühsam versuchte Tyark sich aufzurichten. Als er es geschafft hatte und sich umsah, sah er die Feuersümpfe zu seiner Rechten. Er selbst lag auf

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