Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
könnte ihn verlassen.
Es würde dir nicht helfen, dass ich es dir sagte. Du wirst deinen Weg selber finden müssen. Und irgendwann wirst du deine letzte und wichtigste Entscheidung treffen. Und dann wirst du erkennen, dass unsere Ziele nicht so unterschiedlich sein mögen, wie du jetzt vielleicht noch denkst....
Tyarks Augenlider flackerten und er konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. »Du...willst, dass ich dir helfe. Warum... einem Dämon helfen...«
Das Wesen vor ihm schien plötzlich teilweise wieder in dem dunklen, schattendurchströmten Schuppenpanzer zu stecken, während es an anderen Teilen die sanfte, weiße Kleidung trug. Beides schien ineinander überzugehen und geradezu miteinander zu ringen. Tyark schwindelte – bildete er sich das nur ein? Er kniff die Augen zusammen, dennoch verschwamm alles vor seinen Augen. Das Wesen trug nun eine wallende, dunkelgraue Gewandung, die Hände schienen wieder in den schwarzen, brutalen Panzerhandschuhen zu stecken.
Die Stimme klang beruhigend, als sie wie aus weiter Ferne zu Tyark sprach.
Du wirst dich schon bald entscheiden, Mensch. Und dann werden wir sehen, ob wir uns im Kampf wiedersehen. Oder ob etwas Fruchtbareres aus diesem Zusammentreffen entwächst.
Tyark schloss die Augen. Ihm schwindele und er spürte dumpf, dass er nahe daran war, das Bewusstsein zu verlieren.
»Ich... ich werde dich töten, Dämon. Ich werde eines Tages zu dir zurückkehren. Mit dem Schwert in der Hand.«
Tyark hatte das Gefühl, durch das folgende Schweigen hindurch in die Unendlichkeit zu fallen.
Nur wer dem Anblick des Abgrundes widersteht
und vergisst, was ihn einst zum Menschen gemacht
Nur der ist bereit, im Angesicht der Zeit zu bestehen
und sich über den Schatten der eigenen Existenz zu erheben
einer goldenen Zukunft entgegen
-- Ein Beobachter, vor sehr langer Zeit
Zweiter Teil
DIE KINDER GAIAS
E in sanfter Wind strich Tyark über die Wangen. Als er endlich die Augen wieder aufschlug, dauerte es lange, bis sich seine Augen an das sanfte Licht gewöhnt hatten, das durch lichte Vorhänge drang.
Flüchtige Gedanken an das Schreckliche, welches sich in der verdorbenen Burg abgespielt hatte, huschten wie Schatten durch seinen Kopf und er verbannte sie rasch so weit wie möglich aus seinem Bewusstsein.
Er kniff die Augen zusammen und spürte große Schwäche in seinen Gliedern - nur mühsam konnte er sich überhaupt aufrecht halten. Er blinzelte und spürte sofort etwas Sehniges, Feuchtes in seiner Hand – die große Wölfin stand winselnd neben ihm und leckte ihm seine Hand. Er fühlte sich zu schwach, um sich sonderlich zu erschrecken.
Vorsichtig streichelte er die mächtigen Flanken des Tieres. Die Wölfin winselte etwas lauter und stupste ihn mit ihrer Schnauze an. Tyark staunte. Er versuchte zu ihr zu sprechen, doch seine Kehle war vollkommen ausgetrocknet. Seine trockenen Augen brannten und er brauchte eine Weile, bis er sich umblicken konnte.
Er lag in einem flachen, aber bequemen Bett in einer runden Hütte, deren Wände ausschließlich aus Bambusstangen gebaut worden waren, welche nach oben eine spitz zulaufende Decke bildeten. Dicke, fein gewebte Teppiche hingen an der Wand, aus einer Fensteraussparung drang sanftes Sonnenlicht. Eine kleine Feuerstelle war in der Nähe der Bettstatt aufgebaut. Statt einer Tür wehte nur ein fester Teppich im sanften Wind.
Seine Arme zitterten vor Erschöpfung. Irritiert blickte Tyark an sich herunter und erschrak. Sein nackter Körper wirkte abgemagert, die Muskeln waren nur noch als Andeutung unter der Haut zu sehen. Als ob er seit Wochen das Bett nicht mehr verlassen hätte! Sein Haar war noch länger geworden und war zu seinem Erstaunen zu einem Zopf verflochten. Angestrengt schob er seine mageren Beine aus dem Bett und richtete sich vollkommen auf. Sofort schwindelte ihm und Übelkeit brandete in ihm auf. Er übergab sich in eine kleine tönerne Schüssel, die neben seiner Bettstatt stand und setzte sich danach wieder. Die Wölfin winselte lese und stupste ihn erneut in die Seite. Tyark fühlte sich elend und schwach - was war geschehen? Wo war er?
Plötzlich hörte er schnelle Schritte von draußen und im nächsten Moment stand eine zierliche, dunkelhäutige Frau vor ihm. Ein ledernes, verziertes Stirnband hielt ihre lockigen, schwarzen Haare am Kopf zusammen, die ihr bis über das Gesäß reichten. Ein gefütterter und nach vorne offener Mantel fiel sanft über ihre Schultern und reichte bis zum Boden.
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