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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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an. Lange saß sie neben dem Kranken, leise Gebete flüsternd.
    Schließlich stand sie auf, ihre Stimme klang spröde: »Es tut mir leid, ich kann nichts für ihn tun. Ich verstehe die Ursache nicht. Ich sehe keine Wunden, keine Insektenbisse, nichts! Ich habe so etwas noch nie gesehen. Und...«, sie blickte den Kranken lange an, »er sieht tatsächlich glücklich aus! Obwohl er dem Tode näher ist als dem Leben.«
    Mandolf nickte nur knapp und sagte leise: »Merian hat diese Krankheit auch. Ihm geht es aber noch nicht so schlecht.«
    Er presste die Lippen zusammen und trat zu den anderen vor die Hütte. Tyark und Zaja blieben allein zurück.
    Zajas hartes Gesicht schien zunächst keine Regung zu zeigen, dann begann sie plötzlich leise zu schluchzten und sank auf einen Hocker, das Gesicht in den Händen begraben. Instinktiv ging Tyark zu ihr hin und legte ihr die Hand auf die Schulter. Zunächst wich sie zurück doch schließlich klammerte ihre drahtige Hand fest die seine und so blieben sie lange Zeit schweigend zurück, nur der schwache Atem des Sterbenden begleitete sie.

    Pereo war zu seiner Halbschwester gegangen, die ebenfalls den Verlust ihrer Tochter zu beklagen hatte, auch sie war mit den anderen Kindern verschwunden.
    Tyark und Zaja hatten eine leer stehende Hütte am Rande des Dorfes bezogen. Zaja hatte schnell eine Handvoll kleiner Gebetskerzen aufgestellt und hielt mit Tyark schließlich flüsternd eine kleine Messe zu Ehren der Großen Alten und zum Gedenken an die Toten dieses Dorfes.
    Am Ende der Messe sagte Tyark leise und mehr zu sich selbst: »Manchmal habe ich Angst, dass die Großen Alten meine Gebete nicht erhören. Auf meiner Flucht habe ich viele schreckliche Dinge gesehen - einmal habe ich sogar einen erschlagenen Bruder des Ordens gesehen! Ich meine...warum schützen die Großen Alten nicht einmal einen, der Ihr Wort in Teanna verbreitet?«
    Zaja lächelte schwach und antwortete: »Es war der Mensch, der den Funken der Magie den Großen Alten stahl und zurück auf die Erde brachte. Und der damit unendliches Leid und wahllosen Tod über sich selbst hereinstürzen ließ.
    Die Großen Alten mögen uns geschaffen haben, doch sie ließen uns immer eines: Die Wahl der Entscheidung. Und die Menschen haben sich vor langer, langer Zeit dafür entschieden, gegen Ihren Willen zu leben. Gegen Ihre Liebe.«
    Zaja legte ihre Hand auf Tyarks Schulter und drückte sie leicht. Sie fuhr lächelnd fort: »Ach Tyark, diese Frage stellen sich wohl Tausende jeden Tag. Doch sie vergessen dabei eines: Der Mensch hat sich gegen die Großen Alten entschieden, nicht umgekehrt! Wenn die Menschen eines Tages wieder bereit sind, Ihre Worte zu befolgen, so werden sie zurückkehren.
    Doch bis dahin werden weiterhin Leid, Angst und Tod diese Welt bestimmen. So traurig und tragisch dies auch sein mag.«
    Tyark nickte stumm, dankbar für ihre Worte.
    Nachdem sie das Feuer für die Nacht geschürt hatten, wickelten sie sich beide in ihre Wolldecken und schliefen schnell ein - Tyarks Bitte nach einem traumlosen Schlaf sollte diese Nacht erfüllt werden.

    Langsam erloschen die Lichter im Dorf. Wind kam auf und trieb vertrocknete Blätter in einem leise raschelnden Tanz um die Ecken.
    Später begann es zu regnen und in den frühen Morgenstunden starb Jonas, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Er lächelte dabei.
    ***

    Jonas‘ Begräbnis fand gegen Mittag statt.
    Pereo und seine Schwester standen bei den anderen Trauernden, während Tyark und Zaja etwas abseits in der Nähe des Angers standen.
    Tyark hatte sich direkt nach dem Aufstehen seltsam gefühlt und das nicht nur wegen der Tatsache, dass er auf einer Pfütze tatsächlich eine zarte Eiskruste entdeckt hatte, die aber bei den ersten Sonnenstrahlen rasch davongeschmolzen war.
    Deutlich hatte er gespürt, dass etwas begonnen hatte – wie ein kleiner Kiesel eine alles begrabende Lawine auslösen konnte, so sagte ihm sein Herz, dass etwas geschehen sei. Etwas, dessen Ausmaß er erst später begreifen würde.
    Er wusste nicht was und er konnte auch nicht sagen, woran er dieses Gefühl festmachte.
    Die Nachricht vom Tode Jonas‘ überraschte ihn schließlich fast nicht, auch wenn er tiefes Mitleid für die noch junge Witwe verspürte. Er hörte Zaja Gebete murmeln, trotz ihrer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze rann ihr der Regen durchs Gesicht.

    Am nächsten Tag, der Himmel zeigte wieder dichtes Grau, saßen Sie zusammen bei Mandolf an dessen schwerem

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