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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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gelassen.
    »Warum hast du vorhin nach dieser Fürstin gefragt, Tyark? Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass du jemals Geschichten aus der Kristallwüste gehört hättest!«
    Tyark musste schreien, damit seine Stimme das Tosen des Thaklakan übertönte. Er erzählte Muras von seinem Traum und sagte: »Ich glaube, ich habe diesen Traum, weil sich hier irgendwo etwas Böses verbirgt. Ich glaube fast, dass es die Fürstin selbst ist – oder das, zu dem sie geworden ist! In meinem Traum hat sie diese schrecklichen Dinge getan, um ewig jung zu bleiben! Ihre Angst, alt zu werden hat sie korrumpiert, denke ich. Irgendwie so etwas zumindest. Und etwas hat ihre... Gebete erhört, denke ich.«
    Muras schwieg eine Weile und schrie dann: »Meinst du, es versteckt sich...ein Dämon hier?! Bist du sicher?«
    Tyark schüttelte den Kopf und antworte: »Nein, sicher bin ich mir nicht! Aber ich denke, ich muss herausfinden, was hier vor sich geht. Ich kann nicht zulassen, dass hier etwas... lebt und Menschen tötet! Wenn sich hier ein Dämon versteckt, werde ich ihn finden und töten. Es ist meine Aufgabe, Muras.«
    Leise fügte er hinzu: »Ob ich will oder nicht.«

    Ihre Fackeln knisterten und flackerten unruhig im Sturm, als sie den großen Sandhaufen herunterrutschten, der sich im einst prächtigen Tor des Palastes gebildete hatte. Der Palast selbst war fast vollkommen im Sand versunken, nur ein Torbogen ragte gerade noch aus dem Sand heraus.
    Die ersten Meter waren sie auf ihren Bäuchen über den kühlen Sand gekrochen, der fast bis zur Decke des Gebäudes reichte. Dann aber war der Sandhaufen abrupt nach unten abgefallen und nun standen sie in einer dunklen, leeren Halle. Das Heulen des Windes hallte unheimlich von den steinernen und reich verzierten Wänden wider. Abo hatte sie für vollkommen verrückt erklärt, als Tyark ihm erzählt hatte, dass sie eines der Gebäude in der Nähe erkunden wollten. Doch er hatte sich nicht abbringen lassen. Je mehr er darüber nachgedacht hatte, desto sicherer war er, dass er im Schlaf eine Präsenz gespürt hatte. Etwas war hier. Wartete auf Opfer wie eine Spinne.
    Das Heulen des Windes begleitete sie bis tief in den Bauch des alten Palastes, wurde dann zu einem fernen Rauschen und verstummte schließlich fast gänzlich.
    Überall rieselte Sand aus der Decke, aber ansonsten herrschte tiefe Stille, nur unterbrochen von ihren knirschenden Schritten auf den einst prächtigen Bodenfresken. Im flackernden Schein ihrer Fackeln konnte Tyark beeindruckende Wandornamente sehen, hier und da auch uralte Reste der Einrichtung. In seinem Traum war das wütende Volk in die Katakomben unterhalb des Palastes vorgedrungen, daher war es für ihn nicht schwer, den Weg zu weisen.
    Sie gingen weiter und kamen nach einer Weile an eine Treppe, die noch tiefer nach unten führte. Die Dunkelheit da unten schien sie anzustarren. Beide wurden zunehmend nervös und Muras fluchte leise, dass sie ihre Lichtkristalle damals im Burghof zurücklassen mussten. Da hörten sie plötzlich kurz Klänge von herrlichem Gesang aus dem Keller nach oben dringen.
    »Hast du das auch gehört?«, fragte Muras ungläubig, »Da unten scheint jemand zu singen...«
    Beide schauten sich unbehaglich an und gingen dann die scheinbar endlos nach unten führende Treppe hinunter.
    Hier waren keine prächtigen Mosaike oder Ornament mehr zu finden. Alles bestand nur noch aus schmucklosen sandfarbenen Steinen. Manchmal hörten sie leises Rieseln von Sand – das Geräusch wirkte unnatürlich laut in der Stille des Kellers. Dann stießen sie auf einen Haufen Steine, der aus einer primitiven Mauer herausgebrochen worden war, die den Eingang zu einer kleinen Halle versperrt hatte. Tyarks Hände begannen zu kribbeln.
    Vor den Steinen lag Werkzeug und es schien schon sehr alt zu sein – irgendjemand war hier durchgebrochen, wahrscheinlich schon vor vielen Jahren oder Jahrzehnten. Vorsichtig stiegen sie durch den schmalen Durchbruch in der Mauer. Als sie in eine kleinere Halle kamen, zupfte Muras Tyark still am Ärmel, aber auch Tyark hatte es gesehen. Aus der Hall führen zwei weitere Korridore heraus. Am Ende des einen Korridors war ein schwaches Licht zu sehen. Dann dran plötzlich leiser Gesang einer jungen Frau an ihre Ohren. Muras blieb verträumt stehen und murmelte verzückt: »Da hinten ist ja doch jemand! Vielleicht eine andere Karawane! Sie müssen eine Frau bei sich haben... bei den Alten, wie schön sie singt! Es klingt herrlich!

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