Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
geheimnisvoll: »Ihr sehr aus, als könntet ihr etwas Entspannung brauchen! Darf ich vorschlagen, dass wir unser Treffen dafür in den zweiten Stock verlagern?«
Er zwinkerte ihnen zu. Tyark zuckte mit den Schultern und Muras glotzte Ruxar nur mit glasigen Augen an. Ruxar forderte sie wortreich auf und sie folgten ihm schließlich in den hinteren Teil des Wirtshauses, in dem eine hölzerne Treppe in die zweite Etage führte.
Tyark musste lachen, als es Muras zunächst nicht gelang, gerade die Treppe hinaufzulaufen, sondern in seinen Schlangenlinien einigen andren Gästen den Weg abschnitt. Als sie oben angekommen waren, nahm Tyark wahr, dass hier oben recht angenehmes Halbdunkel herrschte. Die Luft war erfüllt mit den schweren Düften von Harzen und Kräutern, die in kleinen Gefäßen brannten.
Ruxar wurde von einer etwas älteren Dame herzlich begrüßt, die sich bald darauf als Loranne vorstellte. Leicht verwirrt nahm Tyark wahr, dass Loranne relativ spärlich bekleidet war. Jetzt fielen ihm auch die anderen Frauen auf, die in den Ecken saßen oder sich in kleinen Torbögen rekelten. Er ahnte langsam, wohin Ruxar sie geführt hatte. Er warf einen Blick auf Muras, der blinzelnd eine dralle Blondine anstarrte, die sich hinter Loranne gestellt hatte und ihn frech anlächelte.
Ruxar wandte sich ihnen zu und sagte: »Ihr seid meine Gäste heute Abend! Seht euch um, vielleicht findet ihr ja was...das euch gefällt, nicht wahr?«
Loranne kicherte und flüsterte Ruxar etwas zu, dessen Hand auf ihren Hintern geschlichen war. Die Blondine schritt gleich auf Muras zu. Tyark konnte sehen, dass sie einen Kopf größer war als sein Freund. Mit schwerer Zunge sprach Muras sie an, worauf sie hell auflachte und ihn an der Hand nahm. Ungläubig blickte Tyark ihm nach, wie er im hinteren Teil des Stockwerkes hinter einem Vorhang verschwand. Auch Ruxar war plötzlich verschwunden.
Noch während Tyark sich unschlüssig umblickte, trat eine schöne Frau an ihn heran. Ihre braunen Augen waren hell und klar. In ihre schulterlangen, braunen Haare waren weiße Schlaufen geflochten, ihre samtige Gewandung gab mehr preis als sie verbarg. Sie stellte sich als Lara vor und Tyark spürte eine Wärme in sich, die nicht nur vom Wein stammen konnte. Sie flüsterte ihm etwas zu und er nickte, obwohl er nur einzelne Brocken ihres Dialektes verstanden hatte. Aber es war auch nicht schwer zu erraten, was sie ihm gesagt hatte. Er ließ sich bei der Hand nehmen und wurde von Lara in ein Separee geführt, welches von einem bequem aussehenden, runden Bett fast vollkommen ausgefüllt wurde. Mit einem lieblichen Lächeln zog Lara einen dunkelroten Vorhang vor den Eingang und machte Tyark klar, dass er sich auf das Bett setzen sollte. Sie ging an einen kleinen Schrank neben dem Eingang und holte eine weitere Flasche Wein heraus. Sie schenkte sich beiden Becher ein und Tyark trank seinen fast in einem Zug leer – er war trotz des vielen Weins nervös geworden. Lächelnd begann sie plötzlich damit, Tyark aus seiner Gewandung zu schälen. Als sie das Beutelchen mit den beiden Dämonenherzen anfasste, zuckte sie zurück und murmelte mit einem unsicheren Lächeln: »Kalt...!«
Tyark gab ihr zu verstehen, dass er das Beutelchen anlassen würde und mit einem Schulterzucken fuhr Lara damit fort, ihn auszuziehen. Bevor Tyark sich versah, war auch Lara entkleidet.
In einem wirren Alptraum wurde Tyark durch einen immer enger verwendenden Korridor gejagt. Hinter ihm hörte er das Kratzen schwarzer Fingernägel auf den glatten Steinen des Ganges. Er wusste, dass hinter ihm furchtbare Dämonen waren, die mit ihren schwarzen, spitzen Zähnen nur darauf warteten, ihn in Stücke zu reißen und seine Seele zu fressen! Mit Grauen stellte er fest, dass der Gang nun nicht mehr aus Steinen bestand. Überall waren geschlachtete, entstellte, zerschnittene und zu Tode gefolterte Menschen, über die er klettern musste.
Er sah die höhnisch grinsenden Schädel der vertrockneten Bergleute aus den Graten. Er sah die gehäuteten Kinder, die Opfer der Medusa geworden waren. Und überall sah er Zaja, die ihren abgeschlagenen Kopf vor ihrem nackten Körper hielt. Blut rann aus ihrem Bund und rote Tränen rannen aus ihren Augenwinkeln. Ihre schwarzen Augen blickten ihn vorwurfsvoll an. Seine Hände brachen in Brustkörbe ein, er spürte die weichen, fauligen Innereien durch die Finger gleiten. Seine Füße steckten in den verkohlten Leichen fest. Er schrie, spürte er doch, wie
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