Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
niemals erkennen können, dass er den Lederbeutel um den Hals trug!
Leise sagte Tyark: »Den kann ich dir nicht geben. Aber ich versichere dir, dass dort nichts von... Wert drin ist. Nur ein paar... Familienandenken.«
Der Mann kam drohend näher, den Dolch drohend in die Luft erhoben. »Alles, sagte ich! Los! Oder du bezahlst mit deinem Leben!«
Tyark spürte Wut in sich aufwallen. Diese verdammten Verbrecher hatten es von Anfang an auf den Lederbeutel abgesehen. Tyark ahnte Schlimmes. Dämonenherzen waren nichts, das einen einfachen Räuber von der Straße interessieren konnte! Er flüsterte Muras zu: »Wir haben keine Wahl. Los!«
Dann ging alles rasend schnell. Hinter sich hörte er einen der Männer überrascht schreien, als ein Feuerball neben ihm an einer Hauswand explodierte. Wahrscheinlich hatte Muras eigentlich auf den Mann gezielt, aber Tyark war schon froh, dass sein betrunkener Freund überhaupt noch zu zaubern vermochte.
Tyark versuchte, sich darauf zu konzentrieren, ins Zwielicht zu gelangen, doch es glückte ihm nicht, es war noch zu sehr betrunken. Der Mann, der ihn angesprochen hatte, machte einen Schritt nach vorn und Tyark sprang zur Seite, um dem Dolch auszuweichen, doch er war nicht schnell genug und er spürte, wie Klinge ihm in die Rippen schnitt. Einer der Männer rief: »Tötet den Magier!«
Tyark trat seinem Angreifer mit voller Wucht in den Bauch. Der Mann taumelte keuchend zurück. Dann holte er mit seinem Dolch erneut aus. Tyark spürte, wie er ihn diesmal am Arm traf. Der zweite Mann kam drohend näher. Tyark bemerkte, wie Muras neben sich zu Boden gerissen wurde.
Er atmet tief durch und versuchte erneut, sich zu konzentrieren. Doch als es ihm endlich gelang, wurde er sogleich unsanft in seinen Körper zurückgerissen. Tyark verfluchte den Wein und schwor sich, so schnell nicht wieder etwas zu trinken!
Irgendwo zischte Feuer, ein Mann schrie. Dann schrie auch Muras vor Schmerz. Wieder flackerte Feuerschein durch die enge Gasse.
Ehe sich Tyark versah, fand er sich plötzlich im vertrauten Zwielicht wieder. Wie eine schwarzrote Masse brodelte heißer Zorn in ihm. Er sah die kümmerlichen Wirtimsfäden der Männer um sich herum, sah, wie einer Angreifer ausholte, um Tyark den Dolch in die Brust zu rammen. Sein Geist stürmte nach vorne, aber erneut gelang es ihm nicht, sich seine Schwarze Klinge vorzustellen - seine Konzentration war durch den Alkohol deutlich geschwächt, das spürte er sofort. Wie gut hätte er sie jetzt brauchen können! Doch seine Wut war groß genug. Er packte den Wirtimsfaden des Mannes mit beiden Händen und zerrte daran. Fremde Erinnerungen blitzten vor seinem Auge auf. Eine fremde Kindheit, ein riesengroßer Vater. Ein Kerker, Huren. Leid. Seine Wut verwandelte sich in kalte Verachtung.
Wie schwach dieser Narr vor ihm war! Wie machtlos! Er würde diesem Wurm schon zeigen, wer in dieser Gasse die wahre Macht hatte! Er versenkte in einer Art kalten Raserei seine Zähne in dem kleinen, goldenen Faden, den er vor sich sah. Der Geist des Mannes versuchte, sich gegen Tyark zu wehren. Doch die Angriffe waren lächerlich, verglichen mit denen des Durga in der Wüste.
Triumphierend zerriss er den Faden. Schwaches Leben strömte heraus, spritzte Tyark über das Gesicht und vielleicht trank er auch davon - heiß und golden schien etwas seine Kehle herunter zu rinnen.
Dann stürzte er sich bereits auf den anderen Mann. Tyark spürte die Macht in sich pulsieren, stärker als je zuvor. Plötzlich hatte er seine geliebte Schwarze Klinge in der Hand. Endlich! Hell strahlend wie ein Schwert aus Licht lag sie in seiner Hand. Es kostete ihn nicht einen winzigen Moment der Überwindung, sie zu benutzen. Er wirbelte umher. Doch gerade in dem Moment, in dem seine Klinge in den Faden eindrang, wurde er in seinen betrunkenen Körper zurückgezogen. Er bemerkte nicht, wie sich aus dem Schatten des toten Mannes ein graziles und zugleich groteskes Wesen löste, das entfernt an eine fast durchsichtige Spinne mit langen Beinen erinnerte. Es schwebte rasch nach oben und löste sich dann rasch in Dunst auf, der mit dem Zwielicht verschmolz.
Tyark fluchte laut. Einer der beiden Angreifer lag vor ihm am Boden, der andere taumelte zurück, als habe er einen Schlag gegen den Kopf erhalten. Tyark zögerte nicht. Rasch bückte er sich und griff nach dem Dolch des Mannes, der am Boden lag. Er machte einen Schritt nach vorne und stach dem anderen Angreifer die Klinge in den Bauch.
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