Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
Vom Netzwerk:
seine Meditationsübungen, da er spürte, dass sie ihn zumindest etwas beruhigten - manchmal gelang es ihm sogar, durchzuschlafen. Denn er hatte immer noch furchtbare Alpträume. Zwei von ihnen kehrten immer wieder – den einen, in dem er selbst von der Medusa gebissen wurde und in dem immer wieder das geschundene Gesicht Zajas zu sehen war. Und ein anderer, der zwar etwas seltener auftrat, aber genauso furchteinflößend war. In diesem sah Tyark sich selbst vor einem seltsamen Turm stehen, der so hoch war, dass seine Spitze in grauen Wolkenfetzen verschwand. In seinem Gesicht lag ein Blick, den Tyark nicht einordnen konnte – hart, kalt und bestimmt. Seine Augen glommen in einem eigenen, goldenen Licht. Doch dann wallte ein Sturm die Flanken des Turmes herab und ein kaum menschlicher Schrei entwich seinen Lippen. Die Winde zerrten an ihm, erzeugten Risse in seiner Haut – bis er schließlich zu Boden fiel und dort in Tausende Splittert zerbarst.
    Wenn er dann nachts gequält aufwachte und schweißgebadet wartete, bis sein Herz wieder ruhiger wurde, musste er manchmal an die unheilvollen Worte Goswins denken: Wenn man lange in einen Abgrund blickt, Tyark, blickt der Abgrund auch immer in einen zurück. Dumpf ahnte er, was Goswin damit gemeint haben könnte.

    Eines Abends war er bereits kurz nach dem Einschlafen wieder aufgewacht. Rohin saß, wie immer, bereits neben seinem Bett und schien ihn aufmerksam anzublicken. Sie schien immer zu spüren, wenn er Alpträume hatte und manchmal wachte er dankbar davon auf, dass sie ihm das Gesicht ableckte. Er hatte diesmal von dem grauenhaften Burghof geträumt und wie schon manches Mal war er es gewesen, der gebissen worden war. Der langsam zu einer Abomination wurde, doch niemand war da, um ihn durch einen gnadenvollen Tod zu erlösen.
    Er erinnerte sich daran, dass den ganzen Tag über Heerscharen von Soldaten und Kriegern sich vor dem Lager gesammelt hatten und schließlich in einem schier endlosen Heerwurm Richtung Süden marschiert waren. Den Lauten der Nacht zufolge waren immer noch Soldaten unterwegs, wahrscheinlich trafen auch die nächsten Tage noch viele von den umliegenden Grafschaften und Bastionen ein. Wie neidisch hatte er ihnen nachgeblickt! Sie konnten wenigstens handeln, während er hier ratlos festsaß! Während Adaque weitersuchte und der Krieg um ihm herum tobte! Wie viel Zeit hatte er noch, bis Adaque finden würde, wonach sich ihr Herz so sehnte?
    Er brauchte Antworten und zwar schnell! Mit einem Seufzen blickte er sich um. Zu seinen Füßen lag Rohin, längst wieder eingeschlafen. Ihre Läufe zuckten im Schlaf. Tyark lächelte. Dann erstarrte sein Lächeln und ein nachdenklicher Ausdruck legte sich über sein Gesicht. Er hatte sich daran erinnert, wie er vor langer Zeit in den Verstand der Medusa hineingezogen worden war, wahrscheinlich wegen des Dunklen Bandes, welches ihn und den Dämon, der Adaque war, verband. Aber konnte es ihm vielleicht gelingen, absichtlich in diese Form des Zwielichts hineingezogen zu werden? Vielleicht könnte er zu Adaque reisen und sie bereits angreifen, bevor sie sich überhaupt begegneten! Er war plötzlich aufgeregt - Rohin wackelte mit ihren Ohren im Schlaf.
    Tyark legte sich wieder hin und konzentrierte sich darauf, mit Adaque Kontakt aufzunehmen – auch wenn er keinen Schimmer davon hatte, wie er es anstellen sollte.
    »Das Dunkle Band - es wird mich leiten...«
    So lag er lange auf seiner Bettstatt. Doch statt des Dunklen Bandes holten ihn nur seine Träume ein.
    Am nächsten Morgen wachte er auf, als irgendein Tier laut blökend an seinem Zelt vorbeigeführt wurde. Verzerrte Erinnerungen erfüllten seinen Kopf und schmolzen so schnell, wie Raureif in der Sonne. Doch – etwas hatte er gespürt, etwas Böses, aber nicht viel mehr als ein Flüstern in der Dunkelheit... war es ihm vielleicht doch gelungen? Hatte er vielleicht am Verstand Adaques gekratzt? Vielleicht könnte es ihm tatsächlich gelingen, in sie einzudringen!
    Er erinnerte sich plötzlich an ein Kraut, welches er vor einigen Tagen mit Abo zusammen geraucht hatte. Er hatte furchtbar intensive Träume davon bekommen und es daher gemieden - aber vielleicht konnte es ihm zusammen mit seinen Konzentrationsübungen helfen? Hastig verließ er das Zelt, um Abo aufzusuchen. Er musste es versuchen, er musste einfach!

    Am frühen Abend lag Tyark schließlich auf seiner Bettstatt und spürte die angenehme Schwere des Krautes in sich. Seine Glieder fühlten sich

Weitere Kostenlose Bücher