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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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vom Feuer her ausbreiten.
    Als er die Glut kurz berührte, hatte er das Gefühl, kältestes Eis zu berühren. Er zog die Finger schnell weg und setzte sich vollkommen perplex auf den Boden.
    Seine Gedanken rasten. Also, er war wahrscheinlich kein Draugr, kein Totengeist.
    Verwirrt schaute er sich um. Aber was war dann passiert? War dies vielleicht so eine Art Traum?
    Er tastete umher und berührte auch seinen eigenen Körper. Er spürte auch an sich selbst eine seltsame, sich schnell ausbreitende Kälte, seine Hand durch den Körper glitt wie durch Luft.
    Dann nahm er einen dünnen, silbernen Faden wahr. Dieser kam in Höhe seines Bauchs aus seinem Körper und schien direkt mit ihm verbunden zu sein. Neugierig griff Tyark nach dem Faden. Ein seltsames Gefühl durchzuckte seinen Körper, als er den Faden berührte. Obwohl er kaum Widerstand spürte, zweifelte Tyark nicht daran, dass dieser Faden kaum einfach zu zerreißen wäre. Und instinktiv spüre er, dass ein Zerreißen dieses Fadens wohl kaum Gutes zu bedeuten hätte!
    Er richtete sich langsam auf und sah sich in der Hütte um, die nur schemenhaft und undeutlich zu erkennen war. Nun wurde ihm klar, warum ihm das Zwielicht bereits zu Beginn zu seltsam vorgekommen war: Es schien alles verkehrt: Da wo eigentlich Schatten sein sollte, war Licht. Dort wo Licht war, war Schatten!
    Da das Feuer praktisch vollkommen heruntergebrannt war, wurde von den hin und wieder herauszüngelnden Flammen nur schwache Schatten in die Hütte geworfen.
    Er blickte sich in der Hütte um. Nicht nur das merkwürdige Zwielicht bewirkte, dass alles um ihn herum seltsam unnatürlich aussah, auch die Farben wirkten verblasst und teilweise geradezu durchsichtig.
    Vorsichtig versuchte er, die Tür zu öffnen, doch seine Hand glitt durch das Holz hindurch und hinterließ abermals seltsames Gefühl in seinen Fingern.
    Tyark zögerte kurz und schritt dann entschlossen durch die Tür nach draußen.

    Das Dorf um ihn herum schien wie aus Schatten gebaut und doch konnte er das ein oder andere wiedererkennen. Die benachbarten Häuser waren, wenn auch in dieses seltsame Licht getaucht, durchaus wiederzuerkennen.
    Auch die angrenzenden Felder waren zu sehen, ebenso die dichten Wälder – allerdings seltsam farblos, in der Ferne stark verblasst, als versänken sie dort in Nebel.
    Der Himmel schien sich allem zu widersetzen, was Tyark als normal betrachtet hatte. Wolken rasten über den Himmel, glichen vielmehr einem Fluss aus Schatten, die vor einem in helles Licht getauchten Himmel vorbeiströmten.
    Zwei dunkle Scheiben – die eine etwas kleiner als die andere - schwebten dort oben und Tyark brauchte einen Moment, um die beiden Monde Daimon und Tana zu erkennen, denn statt mattem Licht schienen sie Dunkelheit auszustrahlen.
    Eine eigenartige Erregung erfasst Tyark plötzlich. Er hatte das Gefühl, dass dieser Ort – dieser Traum, wenn es einer war – nichts war, was normalen Menschen je zu sehen bestimmt war. Etwas Besonderes ging hier vor!
    Fasziniert betastete er die dunklen, nur zu erahnenden Hüttenwände, den Erdboden, einzelne Büsche und Pflanzen. Ihm fiel auf, dass auch die Pflanzen eine seltsame Kühle verbreiteten, wenn auch bei Weitem nicht so stark, wie er sie bei Zaja oder seinem eigenen schlafenden Körper verspürt hatte.
    Steine und die Hüttenwände fühlten sich wiederum taub an und Tyark hatte Mühe mit Bestimmtheit zu sagen, wann er sie berührte und wann nicht. Dazu kam, seine Hand meist einfach hindurchglitt, lediglich bei Pflanzen gelang ihm dies nicht.
    Aufgeregt lief er zwischen den Hütten hindurch, zum Zentrum des Dorfes – oder zumindest dahin, wo er es vermutete. Die Ränder des Dorfes zu den angrenzenden Wäldern hin mied er. Sie waren eine einzige, dunkle Ansammlung aus unheimlichen Schatten und unklaren Konturen. Aus irgendeinem Grund war er sich sicher, dass die verblassenden Farben eine Art Grenze markierten, die er nicht überschreiten sollte.
    Während er staunend wie ein Kind durch die engen Gassen des Dorfes wanderte, bemerkte die unscharfen Silhouetten kleiner Tiere, die auf den Bäumen, Dachfürsten und Balken saßen. Erst beim genauen Hinsehen erkannte er, dass es Vögel waren, Krähen wahrscheinlich.
    Die Tiere schienen ihn auf eine Weise anzustarren, die Tyark kalte Schauer über den Rücken jagte.
    Da bemerkte er an einer Hausecke schemenhaft einen der Dorfbewohner.
    Er trat ganz nah an die fast durchsichtige Gestalt heran und erkannte zwar das Gesicht,

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