Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
aber der Name fiel ihm nicht mehr ein. In der Hand hielt er eine grobe Laterne, die unangenehme Dunkelheit verströmte.
Tyark berührte den Arm des Mannes und eine durchdringende Kälte erfasste ihn, schnell zog er seine Hand zurück. Der Mann schien nichts bemerkt zu haben, atmete tief ein und lehnte sich gegen die Hauswand hinter sich.
Plötzlich nahm Tyark war, dass aus dem Kopf des Mannes ein etwa fingerdicker, goldener Faden zu kommen schien, der direkt in Richtung des Himmels aufragte, als sei er irgendwo festgebunden. Fasziniert betrachtete er das filigrane und kaum sichtbare Gebildete, welches einige Meter über dem Mann einen Bogen machte unter irgendwo verschwand. Der Faden schien leicht zu vibrieren und wurde stellenweise immer wieder durchsichtig, nur um dann umso intensiver golden zu leuchten.
Tyark streckte seine Hand danach aus, doch unvermittelt stieß sich der Mann von der Mauer hinter sich ab und begann, den Weg herunterzulaufen. Der Faden zitterte leicht, zeigte aber sonst keine Veränderung.
Tyark wollte dem Mann folgen, doch dann stockte er plötzlich. Er vernahm ein seltsames Rauschen, dass er bereits vor seiner Hütte bemerkt hatte, allerdings war es da noch sehr leise und kaum zu bemerken gewesen. Nun schien es deutlich näher gekommen zu sein. Seinen Ursprung konnte Tyark aber nicht ausmachen, obwohl er sich den Hals verrenkte, um in diesem seltsamen Zwielicht etwas zu erkennen. Es wirkte nicht bedrohlich, aber Tyark spürte instinktiv, dass es eine Veränderung ankündigte.
Er schaute sich um her und bemerkte noch einen weiteren Dorfbewohner, die mit einer Lampe unterwegs war und offensichtlich in Richtung des Dorfrandes lief. Die beiden Männer gehörten wohl der Nachtwache an, die Mandolf wegen der Wölfe hatte aufstellen lassen.
Tyark blickte dem Mann nach und zuckte unwillkürlich zusammen, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahmen: Ein Schatten glitt um eine Hausecke und war verschwunden, bevor Tyark etwas Genaues hatte erkennen können.
Unsicher ging Tyark hinterher, eine Mischung aus Angst und Neugier erfüllte sein Herz.
Vorsichtig schaute er um die Hausecke, die linke Hand zur Faust gebannt, ein Herz klopfte, es fühlte sich seltsam weit entfernt an. Dann machte sein Herz einen Sprung und für einen kurzen Moment schien die Welt kurz stillzustehen. Er sah eine Frau! Anmutig schritt sie über die angrenzenden Felder in Richtung des sanft leuchtenden Gebirges am Horizont.
Sie war etwa so groß wie Tyark und vollkommen unbekleidet. Ihr makelloser Körper war sehr schlank und wirkte geradezu zerbrechlich - und doch lag Bestimmtheit und Stärke in jeder ihrer sanften Schritte.
Eine seltsame Zeitlosigkeit schien sie zu umgeben. Langes schwarzes Haar reichte ihr über den Rücken bis zu den Knien herunter und obwohl Tyark keinen Wind verspürte, schien sich einer darin zu verfangen.
Tyark stockte der Atem. Auch wenn die Frau ihm den Rücken zuwendete, so hatte er das Gefühl, dass dies die schönste Frau sein musste, die er jemals gesehen hatte. Nein, er hatte nicht nur das Gefühl, er wusste es mit Bestimmtheit! Sie war absolut vollkommen, jede Bewegung ihres nackten Körpers schien eine Verheißung zu sein.
Plötzliches Verlangen kochte in ihm auf und war so stark, dass sich sein Magen zusammenkrampfte. Er vergaß vollkommen sich darüber zu wundern, woher diese Frau überhaupt gekommen war.
Sie schien keine Eile zu haben - langsam Schritt sie in Richtung der schroffen Hänge des Gebirges, allerdings war sie schon deutlich weiter von ihm entfernt, als sie es durch die wenigen Schritte hätte sein dürfen. Tyark hatte plötzlich die vollkommen widersinnige Angst, dass er sie verlieren könnte.
Unwillkürlich streckte er seine Hand aus. Der Wunsch, ihr wunderschönes, samtenes Haar zu berühren und zwischen seine Finger gleiten zu lassen, war überwältigend groß. Die Frau blieb stehen.
Tyark Herz machte einen Sprung – aus Freude, aber plötzlich auch aus einer unbestimmten Angst, die plötzlich da war und seinen Rücken heraufkroch.
Er machte dennoch einen weiteren Schritt in ihre Richtung. Jetzt spürte er eine wundervolle Wärme, welche von der Frau auszugehen schien.
Die Frau stand immer noch bewegungslos auf dem Feld. Wartete sie auf etwas? Hatte sie ihn etwa bemerkt? Wartete sie auf ihn? Wollte sie, dass er sie berührte?
Ein Teil von Tyark wurde unglaublich stark von der Frau angezogen. Er spürte deutlich die von ihr ausgehende, wunderbare Wärme.
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