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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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Treppenhaus lag, welches in die Kellergewölbe hinab führte. Tyark und Muras blieben am Treppenabsatz stehen und lauschten in die Dunkelheit unter ihnen, doch keinerlei Geräusche drangen zu ihnen hinauf. Muras holte einen kleinen Lichtkristall aus seiner Tasche und schon bald glomm der Stein in schwachem Licht, nicht viel stärker als eine kleine Kerze.
    Beide blickten sich noch einmal an und stiegen dann die ausladende Treppe nach unten. Schon bald spürte Tyark wieder die intensive Kälte hier unten, die nicht von seinem Körper, aber von seinem Geist wahrgenommen wurde. Das schwache Licht des Kristalls vermochte es kaum, die Hallen und Gänge zu erleuchten, doch Tyark spürte, wie er aus den Schatten heraus beobachtet wurde. Es schien plötzlich eisig kalt hier unten zu sein – eine Kälte, die ihm mittlerweile sehr bekannt vorkam. Er verspürte keine Gefahr, doch fühlte er, wie Dutzende Augenpaare ihn anstarrten. Doch es waren keine menschlichen Augen. Totengeister standen Spalier, ohne dass Murat etwas davon mitbekam. Doch Tyark spürte ihre Augen, spürte ihren ewigen Schmerz, ihre Angst, ihren Hass, der nicht ihm galt und sie doch daran hinderte, diese Sphäre zu verlassen. Die Gewölbe der Basilika hatten eine lange Geschichte – und er hatte gelernt, dass manche Geschichten zu lang waren.
    Neben ihm flüsterte Muras fragend: »Alles in Ordnung bei dir, Tyark? Du schwitzt und siehst so bleich aus...ist irgendetwas?«
    Muras blickte sich um, doch außer den alten Grundmauern der Basilika gab es für ihn nichts zu sehen.
    »Nein...es ist nichts. Dieser Ort ist alt, Muras. Sehr alt. Und seine Geschichte... sie beobachtet uns, könnte man sagen.«
    Muras blickte ihn überrascht an und sah sich dann erneut suchend um. Schließlich sagte er zögern zu Tyark: »Kannst du denn etwas...sehen? Etwas, das ich nicht sehen kann?«
    Tyark biss die Zähne aufeinander und antwortete leise: »Ja, Muras. Ich kann sie sehen. Es sind Schatten , die manchmal real werden. Manchmal bleiben sie auch im Halbdunkel oder verschwimmen. Hier sind Dutzende Menschen, viele von ihnen wurden gefoltert und getötet. Es muss hier passiert sein, vor langer Zeit. Vielleicht war hier einst ein Kerker oder Ähnliches. Sie beobachten uns. Oder mich.«
    Er schluckte und hörte, wie Muras der Atem stockte. Nach einer Weile sagte Muras leise: »Ich glaube, ich habe einmal davon gehört. Manche bezeichnen diese... Phänomene als Echos . Der Sphäre der Toten, manchmal berührt sie die unsrige. Angeblich kann man sie dort sehen, wo großes Übel geschehen ist, schreckliche Dinge...«
    Tyark schnaufte leise und flüsterte: »Ich kann sie nicht nur sehen Muras. Ich kann sie fühlen ! Ich höre ihre Schreie in meinem Kopf, ich spüre manchmal sogar den Nebel ihrer Schmerzen. Es ist furchtbar... es sind abscheuliche Dinge, die diesen Menschen von anderen angetan wurden. Ich kann einfach nicht verstehen, wie Menschen dazu fähig sind! Ich...«
    Er stockte und schüttelte den Kopf. »Es ist das Böse, Muras. Es verformt die Menschen und manchmal unterscheidet sie nicht mehr viel von Dämonen.«
    Er vermied es, in die geblendeten Augen einer Gestalt vor ihm zu blicken, die aus den Schatten aufgetaucht war und ihm direkt in die Seele zu blicken schienen. Tyark zögerte. Lag in diesen Blicken der Toten etwa ein Vorwurf? Wussten sie, was er vorhatte? Er spürte leisen Zorn in sich aufsteigen. Sollten sie doch! Er würde sich nicht aufhalten lassen, es ging schließlich um die Bekämpfung des Übels dieser Welt! Gerade die Toten müssten dieses Ziel gutheißen – oder standen sie etwa bereits im Bann irgendwelcher Kräfte? Konnte Böses nicht auch Böses gebären?
    Muras hielt ihn an der Schulter fest und flüsterte: »Es tut mir sehr leid, Tyark. Es tut mir leid, dass die großen Alten dich mit einer solchen Bürde belastet haben. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es für dich sein muss, diese Echos zu spüren...«
    Tyark entwand sich dem Griff seines Freundes und atmete tief ein. »Wir müssen weiter!«
    Sie fanden sich innerhalb der Gewölbe schnell zurecht und schon bald sahen sie am Ende des Ganges die Tür, hinter welcher sie Goswins Arbeitszimmer wussten. Plötzlich ließ Muras den Kristall verlöschen und bevor Tyark etwas fragen konnte, wurde er von seinem Freund in eine dunkle Nische zwischen zwei mächtigen Holzregalen gezogen. Dann sah er es ebenfalls. Die Tür zu Goswins Reich war nur angelehnt, schwaches Licht drang hinaus. Jetzt hörte Tyark

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