Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
begriff plötzlich, dass er soeben die Seele eines der Kämpfer der Horde gefallen war. Die Kämpfer der Horde glichen äußerlich vielleicht noch menschlichen Gestalten. Doch innerlich waren sie längst ausgebrannt – sie waren leere Kreaturen.
Sie standen zweifellos unter dem Einfluss mächtiger, schwarzer Magie.
Adaque ließ ihm keine Zeit für dunkle Gedanken und griff ihn ohne Unterlass an. Tyark bemerkte, dass ihre gleißenden Schwerter sogar die schattenartigen Präsenzen der hier umherlaufenden Krieger zu beeinflussen vermochten. Einmal durchtrennte eines ihrer Schwerter sogar einen Schatten in der Mitte – die beiden Hälften fielen zu Boden und schienen dann in den Erdboden zu versinken. Adaques Geist – oder besser die Chimäre, zu dem er geworden war – schien bereits so viel Macht zu besitzen, dass er selbst aus dem Zwielicht heraus schwere Verwundungen und wahrscheinlich sogar den Tod verursachen konnte!
Tyark bemerkte es kaum, dass neben all dem Hass und der Raserei in seinem Herzen, auch ein anderes Gefühl leise Fuß fasste: Kalte, berechnende Bewunderung für so viel Macht.
Ihr Kampf tobte ohne Unterlass und von Anfang an spürte Tyark, dass er Adaque immer noch unterlegen war. Stets war er in der Defensive und oft genug gelang es ihm nur knapp, tödlichen Angriffen zu entgehen. Weißglühende Funken stoben aus ihren Waffen, wenn sie sich mit einer Wucht trafen, die sich aus der Kraft des Geistes und nicht der von Muskeln speiste. Eiskalte Wut packte ihn. Er hätte alles für die Macht gegeben, Adaque hier besiegen zu können, alles! Er hätte den Krieg vielleicht noch in dieser Nacht beenden können!
Genau in diesem Moment flüsterte eine Stimme in ihm. Tyark spürte ein heimliches, warmes Pulsieren an seinem Gürtel. Das zweite, verbliebene Herz! Strahlend würde es in seinem Beutel liegend, das verheißungsvolle Lied der Macht summend... bereit, ihm seine Kraft zu schenken! Die ihm zustehende Belohnung!
Tyark konnte sich gerade noch zu Seite schmeißen, als Adaque aus einer wilden Drehung heraus mit den beiden Klingen nach ihm schlug. Krachend fuhren die Schwerter ins Mauerwerk hinein, wie Funken stoben Trümmer davon, das Zwielicht schien kurz zu erbeben.
Tyark fand sich auf einem Vorsprung unter ihr wieder, seine Hand hatte sich wie von selbst um das zweite Herz geschlossen. Er zögerte kurz – doch dann wusste er, dass er keine Wahl hatte, wollte er gegen Adaque bestehen. Er riss das Herz heraus und noch bevor er seine Entscheidung ändern konnte, war das Herz bereits wie von allein in seine Brust eingedrungen und er spürte die fremde Kraft in sich toben. Lächelnd stand er auf, ein wütendes Zischen schien von dort zu kommen, wo die Gestalt stand, die einmal ein Mensch gewesen war.
Adaque zögerte nicht und griff erneut an, zweifellos hatte sie gespürt, was Tyark getan hatte. Kämpfend tobten sie durch das Zwielicht und obwohl Tyarks Angriffe deutlich stärker und furchteinflößender waren, gelang es ihm immer noch nicht, gegen die tobende Adaque anzukommen. Denn auch die Gefallene schien bei jedem ihrer Zusammentreffen stärker zu werden.
Immer wieder spürte er, wie sie ihn verletzte – oft genug nicht mit ihren Schwertern, sondern durch verzerrte, grausame Magie. Es waren dunkle Zaubersprüche, die sein Innerstes zu zerrütten drohten.
Ein letztes Mal steigerte sich ihr Kampf in eine gewaltige Schlacht doch schon bald spürte Tyark wütend, wie sein Geist immer müder wurde. Seine Kraft erlahmte mit jedem von Adaques Angriffen, trotz der fremden Kraft des zweiten Herzens in ihm. Seine Gegnerin schien wiederrum nichts dergleichen erleiden zu müssen, ihre Angriffe wurden sogar immer heftiger.
Ein wildes Triumphgefühl schien wie fernes Sturmheulen im Zwielicht zu liegen. Tyark spürte deutlich, wie die dunkle Kraft, die von Adaque Besitz ergriffen hatte, ihr dabei half, sich gegen ihn zu wehren. Oft genug wurde nach wie vor ein sicherer geglaubter Hieb von ihm im letzten Moment von einem züngelnden Schatten abgewehrt, der sich dann sofort wieder in Adaques Körper zurückzog. Das Kind der Maske. Merkwürdigerweise schien dieses Kind in diesem Zwielicht nur zu einem Teil präsent zu sein. Vermutlich konnte es nicht vollständig in das Zwielicht eindringen, daher verlieb es in der Hülle von Adaques Körpers. Tyark wurde plötzlich bewusst, dass es vielleicht gar nicht Adaque war, die immer stärker wurde. Es war dieses Wesen! Der Dämon, der von Adaque Macht ergriffen
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