Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
eingewiesen hat. Ich glaube fast, die Alte soll sogar mal gesagt haben, dass Noijana bereits als Kind ein größeres Talent für gewisse... Dinge gehabt hat.«
Mandolf seufzte. »Ach, ich weiß nicht mehr, es ist bereits so lange her.«
Er blickte nachdenklich ins Feuer und fuhr nach einer Weile fort: »Vielleicht hat das dazu beigetragen, dass die viele Dorfbewohner später...Angst vor Noijana bekommen haben. Ich glaube, sie wurde sogar unter vorgehaltener Hand bezichtigt, eine Hexe zu sein und mit magischen Dingen zu tun zu haben.
Als in einem Sommer gleich zwei Kühe hintereinander starben, fiel der Verdacht rasch auf sie. Es war die Zeit der Hexenverfolgungen wie ihr wisst - die Anschuldigung eine Hexe zu sein, war schnell ausgesprochen und war für die Frau oft ein Todesurteil. Die Kühe waren wahrscheinlich einfach nur krank, aber wenn die Menschen erst einmal ihr Urteil gefällt haben...«
Sein Blick verfinsterte sich fast unmerklich. »Vielleicht ist sie die Gespenster ihrer Kindheit auch einfach nie losgeworden und wirkte deshalb etwas... sonderbar , obwohl sie wohl immer hilfsbereit und offenherzig gewesen ist.«
Er seufzte leise. »Ich denke, es war vielleicht auch eher enttäuschte Eitelkeit mancher Männer hier im Ort dabei, wer weiß. Sie war ja nicht zuletzt eine außergewöhnlich schöne junge Frau. Sie hat hier wohl so manchem den Kopf verdreht. Allerdings habe ich nie gesehen oder gehört, dass sie jemals einen Mann erwählt hätte, zumindest nicht, äh, länger als für eine Nacht.
Jedenfalls wurde Noijana schließlich kurz nach meiner Geburt aus Schwarzbach verbannt und lebte seitdem weit oben im Gebirge in einer alten Hütte. Marda hat sie oft besucht, obwohl sie schon damals uralt war. Einmal im Jahr kam Noijana wohl auch an den Dorfrand, um zu handeln, ich kann mich auch noch dunkel daran erinnern. Und manche schwangere Frau hat sie wohl auch heimlich besuchen lassen, in der Nacht.«
Zaja fragte leise: »Was ist aus ihr geworden? Ist sie gestorben?«
Mandolf überlegte kurz und antwortete dann: »Wahrscheinlich. Sie verschwand schließlich vor gut 40 Jahren. Natürlich wissen wir nicht, wie lange sie bereits fort war, als wir davon erfahren haben. Nachrichten verbreiten sich in den Graten nicht sonderlich schnell... Ich weiß das aber noch recht genau, da wir etwa ein oder zwei Jahre danach von dem Verschwinden von Anemer vom Lichte und den Vier Spektren - oder wie auch immer die Oberhäupter der Magier heißen - gehört haben.«
»Du meinst Anemer, seine Erhabenheit des Ordens der Großen Alten und die Vier Spektabilitäten , die höchsten Magier der Vier Zirkel.«
Mandolf brummte zustimmend. Unbeirrt erklärte Zaja: »Jedes Reich hat seine Spektabilität, also Norden, Süden, Westen und Osten. Zur Spektabilität wird nur ein weiser und mächtiger Magier ernannt, nach einer strengen Überprüfung seiner geistigen Fähigkeiten durch den Orden. Oft genug gab es jahre- oder gar jahrzehntelang keine Spektabilität, da der Orden keinen geeigneten Träger dieses Titels finden konnte. So wie jetzt bereits seit fast 100 Jahren, seit die Spektabilität des Westens mitsamt Anemer verschwunden ist.«
Interessiert fragte Tyark: »Was ist denn damals passiert? Mit diesem Anemer?«
Zajas Blick verdunkelte sich, als sie erzählte: »Anemer war die höchste Eminenz des Ordens und ein weiser und Erfahrener Führer. Keiner weiß was damals passiert ist, warum er verschwunden ist oder wo. Ein furchtbarer Verlust für den Orden und natürlich ganz Teanna! Bekannt ist nur, dass sie in die Kristallwüste gezogen sind, um gegen ein mächtiges Übel zu kämpfen, das Anemer dort vermutete. Und wie es scheint, haben sie ihren Sieg mit dem Leben bezahlen müssen. Der Erhabene Anemer gilt seit damals als heilig, als Bote der Alten . Eine Statue von ihm steht vor der Großen Akademie des Ordens in der Kaiserstadt.«
Mit Anerkennung in der Stimme sagte Pereo: »Auch ich habe von der Schlacht in der Kristallwüste gehört. Der Kommandant Gorim war schon eine Legende unter Kriegern, bevor er mit Anemer aufgebrochen ist. Harter und zäher Bursche. Eine Schande, dass er mit seinem Manipel wohl draufgegangen ist! 100 Mann der feinsten und besten Krieger! Und die Kristallwüste hat sie trotzdem einfach verschluckt und nicht einmal ihre Gebeine wieder herausgegeben.«
Er spuckte verächtlich aus. Mit in Falten gelegter Stirn sagte Mandolf: »Ja, wir hätten sie alle gut brauchen können, als wenige Jahre später
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