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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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schwer und blickte Zaja an, deren helle, grüne Augen ihn immer noch aufmerksam beobachteten. Er setzte sich auf seine Decke und begann zu erzählen.
    Während er Zaja von seinen Träumen, oder was auch immer sie waren, erzählte, flüchtete sein Blick unruhig die Wände entlang. Ein Teil von ihm fühlte sich immer noch schuldig. Schuldig, die Frau angegriffen zu haben. Schuldig, von ihr zu erzählen. Aber andererseits war es auch ein gutes Gefühl, jemand anderen an diesen Dingen teilhaben zu lassen. Tyark fühlte sich weniger allein, als Zajas Augen dieselbe Bestürzung und Sorge zeigten, die auch er im Herzen trug.

    Die Sonne stand längst am Himmel, als er mit seinem Bericht schloss. Und obwohl er Zaja vertraute, hatte er bestimmte Dinge für sich behalten. Er hielt es für klug, nicht zu erzählen, dass ein Teil von ihm zu fast allem bereit gewesen war, um nur bei dieser Frau bleiben zu können. Auch von den brennenden Schulgefühlen erzählte er nichts. Und auch seinen letzten Eindruck, den er im Blick dieser Frau gehabt hatte, teilte er nicht mit seiner Gefährtin: In all dem chaotischen Dunkel, dieser entsetzlichen Leere mit ihrem grausamen, alles ausfüllenden Bewusstsein hatte er etwas wahrgenommen, das er erst jetzt richtig einordnen konnte. Wie ein glimmender Funke in tiefer Dunkelheit hatte er etwas in der Frau gespürt. Etwas, das nicht dorthin zu gehören schien. Ein warmer Funke inmitten einer eiskalten Finsternis. Während er darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass dieser Funke etwas war, das sich geradezu menschlich angefühlt hatte. Und ein sehr menschliches Gefühl füllte diesen Funken vollständig aus: Eine abgrundtiefe Traurigkeit. Das Gefühl eines unaussprechlichen Verrats.
    Mit brüchiger Stimmte sagte Zaja schließlich: »Ich danke dir, dass du mir so vertraust! Und dass du mir dies alles erzählt hast. Wir sollten das allerdings vorerst für uns behalten. Sobald wir in Lindburg sind, müssen wir in dieser Sache zu meinem Magister gehen und ihm berichten, was du erlebt hast!
    Du musst wissen, Traumreisen sind dem Orden wohlbekannt und meist sind sie wohl nur ein Weg, mit eigenen, oft verborgenen, Gefühlen und Wünschen umzugehen. Allerdings -«, ihr Blick wanderte suchend durch den Raum »weiß ich, dass es auch Reisen des Geistes geben soll, die weit über das hinaus gehen, was wir unter einem Traum verstehen. Es sind Visionen , die uns von den Großen Alten gesandt werden! Ich wünschte, Bruder Goswin wäre hier!«
    Sie seufzte und nahm Tyarks Hand.
    »Jedenfalls glaube ich jetzt, dass diese Frau«, Tyark spürte einen Schauder auf seinem Rücken, »die Ursache für das ist, was hier geschehen ist! Was, wenn sie mit Rynn dasselbe getan hat, was sie mit dem armen Vater von Mandolf getan hat? Was, wenn die Entführung der Kinder auf sie zurückzuführen ist!«
    Sie war aufgeregt aufgesprungen und begann, in der niedrigen Hütte auf und ab zu laufen. »Wir müssen deinen Träumen nachgehen, unbedingt! Auch wenn es dir gefährlich scheint – gib nicht auf! Vielleicht kannst du ja mit der Frau irgendwie... reden? Sie fragen? Falls du sie nicht bereits tödlich verwundet hast!«
    Tyark legte seinen Kopf auf die Seite. Er verstand die Hoffnung Zajas, dass die Frau wusste, was hier geschehen war – wenn sie nicht sogar selbst dafür verantwortlich war. Es erschien immer klarer zu sein, dass sie der Schlüssel zu diesem Rätsel war.
    Doch daran, dass er sie ernsthaft verwundet hatte glaube er nicht. Als der Dolch sie verletzt hatte, war neben dem Gefühl von Hitze, das sich nach dem Aufwachen als betäubende Kälte entpuppt hatte, allerdings auch ein Gefühl von Überraschung zu spüren. – vielleicht hatte sie selbst nicht daran geglaubt, dass Tyark irgendetwas ausrichten konnte? Vielleicht war dies tatsächlich eine Chance?
    Zaja blieb abrupt stehen und sagte schnell: »Bei den Alten! Wir sollten zu Mandolf gehen und schauen, ob es ihm gut geht! Schnell!«
    Beide zogen rasch ihre Gewandung an und eilten zu Mandolfs Haus. Und als hätte er sie bereits erwartet, stand sein greiser Vater bereits mit hochrotem Kopf und einem Knüppel in der Hand davor. Begleitet wurde er von zwei grimmig aussehenden Bauern mit Mistgabeln.
    Hastig blieben sie stehen und erneut verfluchte sich Tyark, keinen Dolch bei sich zu haben. Zaja richtete ihre Kleidung und zog sich dann die Kapuze ins Gesicht, ihr Blick war glasig.
    »Dort! Die Hexe! Sie ist schuld! Mein Sohn ist schwer erkrankt durch ihren verdorbenen

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