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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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thronen.
    Ein kleines Mädchen mit langen, schwarzen Haaren stand am Rande der Wiese. Sie war barfuß und nur mit einem Nachtrock bekleidet, ihre Haare wehten verspielt im Wind. Sie blickte traurig in die Ferne, in ihrem kindlichen Gesicht lag ein Lächeln, das alt und traurig zugleich wirkte. Seltsam fremd wirkte sie vor dieser wilden und unbezähmbaren Natur. Sie wartete auf jemanden.
    Dann schienen ihre hellen Augen etwas zu erfassen und ein zartes Lachen hallte durch die unruhige Natur. Mit kindlicher Ungeduld winkte sie und rief nach jemandem.
    Dann wandte sie sich um, schritt in den Wald hinein, folgte einem Pfad, der nur für bestimmt schien. Sie begann zu laufen, dreht sich immer wieder um, winkte, rief. Die Wiese lag einsam da, doch ein Schatten schien sich vor die Sonne geschoben zu haben, es wurde kälter. Die dunklen Berge schienen nun majestätisch, aber auch drohend. Der Himmel verdunkelte sich langsam.
    Etwas braute sich zusammen wie ein Sturm.
    ***

    Tyark öffnete die Augen und blieb einen Moment still liegen. Neben sich hörte er Pereo schnarchen, draußen hörte er Jobdan leise husten, während er Nachtwache hielt.
    Tyark wunderte sich über den Traum, der immer noch seltsam klar vor seinem geistigen Auge schwebte. Wer war dieses kleine Mädchen? Der Traum war ihm seltsam real vorgekommen, fast so, als sei er selbst durch diesen tiefen Forst gerannt. Und doch war er gänzlich anders gewesen als seine Ausflüge ins Zwielicht . Fast meinte er, immer noch die Gerüchte des Waldes wahrnehmen und das ferne Lachen des Mädchens zwischen den Stämmen zu hören.
    Tyark seufzte – war er doch froh, zumindest nicht wieder von diesem schrecklichen Herrscher geträumt zu haben!
    Leise richtete er sich auf und trat vor das Zelt. Draußen saß Jobdan auf einem großen Felsen und rauchte ein aromatisches Kraut in seiner fein geschnitzten Pfeife. Sein Gesicht leuchtete in der Glut seiner Pfeife schwach auf.
    »Kannst du nicht schlafen?«
    Tyark nickte bloß und setzte sich neben Jobdan. Jobdan zeigte mit dem Pfeifenstiel in den nächtlichen Himmel und Tyark brauchte eine Weile, um herauszufinden, weshalb er keinerlei Sterne sehen konnte: Eine gewaltige, dunkle Wolkenfront hatte sich aus dem Süden in Richtung der Riesengrate bewegt und lag nun bereits zur Hälfte über dem gewaltigen Tal vor ihnen.
    Ein Lichtblitz erleuchtete den Himmel über den dunklen Wolken. Jobdan sagte leise: »Vielleicht haben wir Glück und das Gewitter bleibt dort, wo es jetzt ist. Allerdings kann man das nie so genau wissen - die Gewitter in den Graten sind launisch. Wie die Riesengrate selbst, nicht wahr?«
    Ein weiterer heller Blitz war die Antwort. Die Bäume im Tal unter ihnen wurden von plötzlich auftauchenden Böen geschüttelt und leise drang ihr Rauschen bis zu ihnen hinauf. Die Zelte flatterten leise im Wind.
    Jobdan erzählte Tyark leise von den Stürmen und Wettern seiner Jugend und wie sie das Leben der Menschen hier manchmal sehr schwer machten. Die Böen wurden derweil immer kräftiger und schon bald rauschten auch die Bäume über ihnen im kalten Wind, die Zeltplanen flatterten immer lauter.
    Irgendwann gesellte sich auch Zaja zu ihnen, nur Pereos Schlaf schien das Naturschauspiel nicht beeinflussen zu können. Das Gewitter schien an Ort und Stelle zu verharren – die Bäume im Tal unter ihnen rauschten laut, aber bis auf wenige Tropfen kam nicht einmal der Starkregen bei ihnen an, der am gegenüberliegenden Rand des Tales herunterzukommen schien.
    Es war ein atemberaubendes Schauspiel – die Gewitterfront war wenige Meilen von ihnen entfernt. Helle Blitze zuckten durch die Wolken und in Felsen und auch in einige Bäume im Tal. Ein tiefes Donnern war jedes Mal die Folge, selbst der Fels unter ihnen schien zu vibrieren.
    Einmal hatte Tyark sogar den Eindruck, als sähe er geflügelte Schatten zwischen den Wolken hindurchjagen. Jobdan nickte dunkel und sagte schlicht: »Ja. Windbräute. Sie lieben Gewitter, immer schon. Warum auch immer. Aber keine Angst, sie werden uns hier nicht bemerken.«
    Es dauerte lange, bis die Blitze langsam weniger zu werden schienen. Die Luft war noch kälter geworden, doch Tyark hatte den Eindruck, dass immer noch eine merkwürdige Spannung in der Luft zu liegen schien. Nur noch selten war ein dumpfes Grollen zu hören. Er stellte sich dabei vor, dass dies die Riesen waren, die sich in ihrem ewigen Schlaf unter ihnen wälzten.
    Auf einmal bemerkte Tyark ein Geräusch von einer Lichtung, die

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