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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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unerträglich intensiv. Mit rasendem Herzen leuchtete er vorsichtig um die Ecke – obwohl er keine Geräusche vernehmen konnte, rechnete er fast damit, gleich irgendein Scheusal, ein Monster zu sehen, welches die Bergmänner nach hier unten geschleppt hatte, wo es sich nun seit Wochen an ihren Knochen vergnügte. Sie sind bei mir... sie existieren hier, für immer... schweben in meiner grenzenlosen Liebe flüsterte es plötzlich in seinem Kopf und Tyark zuckte zusammen. Er kniff die Augen zusammen und zwang sich, ruhiger zu atmen. Das alles bildete er sich nur ein – er musste jetzt ruhig bleiben!
    Als er seine Augen wieder öffnete, waren seine Gedanken wieder frei und er erblickte einen kleinen Raum, nur schwach von seiner zitternden Lampe erhellt. Grobe Regale säumten die Wände, auch hier waren Obst und andere Lebensmittel untergebracht gewesen. Wuchernde Pilze hatten sich über das Holz ausgebreitet und verströmten einen modrigen Geruch. An einem Haken in der Decke Baumelte eine grobe, unförmige Masse – der starke Verwesungsgeruch ging eindeutig von hier aus.
    Angewidert und mit Angst im Herzen trat Tyark näher und sah schließlich erleichtert, dass nur eine verweste Schweinehälfte vor ihm hing – einen kurzen Moment lang hatte er gedacht, es sei vielleicht ein Mensch, den man hier aufgehängt hatte.
    Tyark blickte sich rasch in der winzigen Kammer um - vielleicht war ja noch etwas nicht ganz verdorben und für sie von Nutzen? Er fand einen staubigen, aus Rindenstreifen geflochtenen Korb mit wohl zwei Dutzend getrockneten Äpfeln darin, daneben standen drei größere verschlossene Töpfe, die vielleicht – wie Tyark hoffte – eingelegtes Obst oder Marmelade enthielten. Sorgsam in Stoff eingewickelt fand er auch gut ein Dutzend Stücke Dürrfleisch, die noch nicht verdorben schienen. Hoffentlich ist der Gestank des Schweines nicht überall eingezogen, dachte er.
    Eine drückende Beklemmung überkam ihn und plötzlich hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Hastig wandte er sich um – ihn erfüllte das unerträgliche Gefühl, dass etwas hinter ihm war. Dass sich gerade in diesem Moment ein paar Augen in seinen Rücken bohrten und gleich vielleicht ein paar scharfer Krallen... Mit großer Mühe beruhigte er sein rasendes Herz. Außer ihm war niemand in der winzigen Kammer - es gab keinen Grund für diese Ängste!
    Mit großer Überwindung bewegte er sich betont langsam zur Leiter und legte dort die gefunden Nahrungsmittel ab. Mit kratziger Stimme rief er nach Zaja. Einen Augenblick lang war er überzeugt, dass kein Gesicht zu sehen sein würde...dass sie ihn alle verlassen hatten, während er dort unten gewesen war.
    Doch dann tauchte das in Schatten liegende Gesicht Zajas über der Kante auf und große Erleichterung durchflutete ihn. Er rief nach oben: »Hier unten ist nur verdorbenes Fleisch! Ich habe hier vielleicht noch was gefunden, das wohl nicht verdorben ist. Hoffe ich jedenfalls. Helft mir mal eben, ich möchte schnell aus diesem Loch heraus...!«
    Er lächelte etwas kläglich. Niemand kann dich lieben wie ich dich lieben werde – für immer!
    Tyark fuhr herum, beinahe wäre ihm die Lampe aus der Hand gefallen. Es war sie gewesen! Er hatte sie so deutlich gehört, als würde sie hinter ihm stehen. Doch hinter ihm war nur das Dunkel des Schachtes.
    »Tyark? Alles in Ordnung da unten? Ist dort was?«
    Zajas Stimmte klang besorgt. Sein Herz raste – war dieses Flüstern wieder nur Einbildung gewesen? Oder war es wirklich sie gewesen?
    Er starrte angestrengt in das Dunkle des Schachts, doch bis auf den Orkan draußen war nichts zu hören und auch nichts zu sehen. Und wieder spürte er diesen eigenartigen Zwiespalt in seiner Seele: Ein Teil von ihm sehnte sich merkwürdigerweise geradezu danach, sie zu hören, sie zu spüren. Dieser Teil würde sich ihr sofort ergeben, sollte sie es von ihm verlangen... Und doch war dort noch der andere, stärkere Teil von ihm, der wusste, dass die Frau in Wirklichkeit etwas ganz anderes war, als sie vorgab zu sein. Dieser Teil von Tyark hatte den Hunger der Frau gespürt.
    Tyark seufzte schwer. Hastig begann er, die Lebensmittel nach oben zu reichen und mit jeder Sprosse fühlte sich sein Herz leichter an und die Erinnerung an das Flüstern in seinem Kopf verblasste rasch.
    Nachdem Sie die Nahrungsmittel bei Jobdan untergebracht hatten, durchsuchten sie den Rest des Hauses. Neben dem Aufenthaltsraum und der Küche führte lediglich eine knarrende Holztreppe

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