WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)
Elfen kennt und liebt.“
Von ihren Augen gingen grüne Strahlen aus, Strahlen, die in sich das Leuchten des Mondes auf den Eichenblättern ebenso zu tragen schie -nen wie das Farnkraut und die satte Farbe der immergrünen Mistel-zweige. Wie in einem Kaleidoskop blitzten die Formen von Hyazinthen und Rosen, Krokussen, Lilien und Orchideen, ja von den verschiedens-ten Blüten des Waldes auf und spielten wie von einer Brise des Sees getragen, um Xorxoril.
Aber es war, als würden sie an einer Wand aus schwarzem Glas auf -prallen, ohne eine Öffnung, durch die sie hineinfliegen konnten, um den Körper des Elfen, seine Haut, zu erreichen. Aus Iliolins Augen-strahlen schien sich eine Gestalt zu formen, in gelbgrünem Licht, wie ein Wesen aus der Uferzone des Sees, wenn die ersten Strahlen der Morgensonne die Wasseroberfläche erwärmten. Es ballte sich zusam-men wie eine gold glühende Wildkatze, aber mit Schwimmhäuten an den Füßen wie ein Fischotter, das Tier der Wiedergeburt der Waldelfen. Der Schwanz, buschig wie der eines Eichhörnchens, schlug hin und her wie der einer gereizten Katze und schien dabei einen Sternenschweif mit sich zu ziehen. Am goldig glitzernden Katzenkopf wuchsen Ge-weihstangen.
Xorxoril schluckte und dachte: „ Iliolin hat einen Chililionik beschworen, einen Waldgeist, nicht den mächtigsten, aber der Geist hatte einen Heimvorteil, denn er zog seine Kraft aus der Energie des Waldes. Früher war das mein Schutzgeist, ein Geist der aufgehenden Sonne. Er hat mich vor den Schwarzelfen behütet.“
Xorxoril hatte nur den Dolch, dessen Vulkanglas ihn mit den Dämonen der Erdmutter verband. Doch sie mussten einen weiten Weg zurück -legen und die Waldelfen hatten die Astralwelt ihres Buchendorfes hervorragend gesichert. Geister des Farns, Feenwesen der Weiden, Dryaden und intelligente Baumwesen bemerkten das Eindringen fremder Energien. Geisterhunde in den Morgennebeln, Mondkatzen, deren Blick hypnotisierte und andere Kreaturen des Waldes sorgten dafür, dass die Schwarzelfen den Wald nicht verheerten. Xorxoril war den Wächtern der Haine nicht aufgefallen, denn in ihm pulsierte auch noch das Blut der Buchenelfen, tief verborgen. Und er wusste, was seine Mutter vorhatte: Der Chililionik kämpfte nicht gegen ihn, sondern sollte den Schleier des Bösen von ihm nehmen, der sich wie eine zweite Haut über ihn gelegt hatte. Xorxoril würde die Geister gegeneinander kämpfen lassen, im Ernstfall bevorzugte er einfache Methoden und zaubern kostete Energie.
Vor dem Chililionik schien die Luft zu brodeln und die Form einer Spinne wie aus Lavaglas bewegte sich lautlos in der Luft, schien ein Netz aus Kristallfäden um Xorxoril zu weben. Einzelne Sternregen prasselten durch die Öffnungen im Netz, aber fielen zu Boden, bevor sie den Körper des heimgekehrten Sohnes erreicht hatten. Die Schwarzglasspinne stürzte sich auf die katzenartige Manifestation. Die wiederum fuhr mit Goldkrallen über den Hinterkörper der Glaskreatur, fauchte und versuchte, sich in den Kopf hinter den Mandibeln der Spinne zu verbeißen.
„Lass die Geistwesen das untereinander regeln“, flüsterte Xorxoril freundlich Iliolin zu. „Ich bin nicht hier, um zu kämpfen. Gut und böse liegt im Auge des Betrachters. Die Dunkelheit hat die Kinder der Todesmutter dunkel werden lassen, Mutter. Sie sind Geschöpfe der Unterwelt, deshalb verhalten sie sich so, wie sie sich verhalten müssen, sie dienen der Göttin, die sie geboren hat.“
„ Aber in dir, mein Junge, in dir steckt ein guter Kern. Du bist mein Kind, nicht das Kind dessen, der mich schändete.“
Xorxoril schwieg, sein Leben stellte ihn vor Aufgaben, die seine Mutter nicht erahnen konnte. Dann sagte er ruhig: „Schick bitte den Chililionik in den See zurück. Ich möchte jetzt nicht mit ihm spielen.“
„ Ja, mein Morgentau“, antwortete die Waldelfe und schloss die Augen. Der Goldschweif wirbelte im Raum umher, die Katzenform zog sich wie eine in der Luft rotierende Schlange zusammen und zog sich den Baumstamm hinab in die Uferböschung des Sees.
Sie tranken still von dem Krokustee, Iliolin streichelte über seine Ma ske: „Deine Haut ist nicht mehr grau wie früher und dein Gesicht sieht anders aus.“ Xorxoril senkte den Kopf und hob den Zauber auf. Die Hautmaske fiel vom Gesicht: „Doch, Mutter, ich habe immer noch die Farbe eines Mischlings, aber ich bin es nicht mehr.“
„ Nein, mein Sohn, denn du bist zu mir zurückgekommen, in den Wald. Du hast dich
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