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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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indem er gelernt hatte, den Tod gering -zuschätzen, schätzte auch die Leben anderer Wesen gering und nur ihr Geist wiederum zählte für ihn. Und weil er dies tat, schätzte er auch den Geist jenen jungen Mädchens höher, weil es sich gegen viele andere Geister zugleich gestellt und außerdem auch noch einen Weg gefunden hatte, über den Tod hinaus weiterzuexistieren. Und die Geister ihrer Peinigerinnen schätzte er geringer, weil diese eben hierzu nicht in der Lage gewesen waren und vom Ort ihrer Tat flohen.
    Und schnell auch zeigte sich da ein Ergebnis aus seinen Worten, denn die Nebelgestalt der unglücklich Liebenden wuchs an und wurde ein wenig schärfer. Wo sie aber war, da bildete sich Reif am Boden und der Wind wurde kälter um sie herum.
    „ Dann sagst du, ich kann wählen, ob ich weiter für die Trauer dasein will, oder nicht lieber für die Rache“, sprach sie.
    „ Ja, das kannst du“, entschied Enbera, und die Rache nämlich war ihm nicht weniger wert als die Liebe oder die Trauer oder die Freude.
    „ Dann sage mir, wie ich meine Feinde am besten jagen und hetzen und verletzen kann, wie sie es mit mir getan haben und mich gezwungen haben, zu tun.“
    Und da nun lächelte der Magier ein leise glimmendes Lächeln und e rklärte dem weiter erstarkenden und Zorn sammelnden Geist einer künftigen Kriegerin: „Eben noch hast du von einem anderen Körper gesprochen, den du dir für eine ferne Zukunft gewünscht hast. Ich weiß nicht, ob du so einen jemals haben wirst, doch für jetzt kann ich dir raten, anstatt eines neuen einfach einen zu nehmen, der schon irgend-wo da ist. Hier auf dieser Welt, in diesem Land.“
    „ Und weißt du, wo ich so einen finde?“
    „ Nein, aber ich kann dir suchen helfen“, bot der Geistermagier an, und er meinte es nur allzu ernst mit seinem Angebote, denn dieses war etwas, was er noch nicht getan hatte: einem anderen Geiste zu einem neuen Körper zu verhelfen. Zu Lebzeiten aber, da er auf die Zeit nach seinem eigenen Tode geplant hatte, hatte er eben dies, die Möglichkeit, nach seinem Tode sich irgendgestalt selbst zu erneuern, zu einem der wichtigsten Grundsätze gemacht, die er sich selbst tief in das Wesen seines Geistes eingebrannt hatte.
    Und nun handelte er danach, ohne all die Zweifel, die ein lebendes Wesen getrieben hätten, und half dem neugeborenen Rachegeist, einen neuen Körper zu finden.
    So brachen sie auf von jenem Acker hinter dem Opferhügel und fort von den Knochen der Toten und streiften über das Land. Und Tage um Tage suchten sie und Nächte um Nächte. Da fanden sie alte und neugeborene Wesen aller Art, Menschen und Tiere, kleine und große.
    Doch wann immer der Frauengeist versuchte, von einem älteren Wesen Besitz zu ergreifen, da erwachte dessen eigener Geist zur Größe und wehrte sich und vertrieb den Eindringling. Und wann immer der Frau -engeist ein menschliches Kind sah, da zögerte sie, denn sie fürchtete, in einem solchen Körper zu eben jener Machtlosigkeit verdammt zu sein, welche sie schon einmal erlebt hatte. Die Tiere aber, die sie fanden, waren entweder klein und schwach oder nur dummes Nutzvieh, wie es auf den Inseln von Aimes gehalten wurde.
    So fanden di e beiden keinen rechten Körper und ihre Suche wurde lang.
    Schließlich jedoch kamen sie nach diesem langen Suchen an eine Stelle nahe der Küste, wo das Meer gegen die Klippen toste und Möwen kreischten und die Luft salzig war. Und dort wand sich auf einem Stück nassen Sandes auf einer kleinen Düne zwischen den Klippen ein Lind -wurm, der sich teilte.
    Weiß und bleich und fast durchsichtig wie die Geister selbst schim -merte die Haut des Wurmes, denn einen harten und schützenden Pan-zer aus Erdschuppen und kleinen Steinen konnte er nicht tragen wäh-rend seiner Teilung. Hilflos zappelten seine unzähligen Beinchen von jedem seiner vielen Teile aus.
    Der Wurm war eine mittelgroße Art; vielleicht so lang wie ein Mann und so dick wie ein Oberschenkel. Sein Kopf war wenig ausgeformt und um seinen aufgerissenen Schlund mit den zu Zähnen gewordenen scharfkantigen Steinen darin legte n sich seine Fühler zahlreich als zit-ternder Bart in augenloser Leere.
    Der hintere Teil des Wesens, der dabei war, sich abzuspalten, zuckte bereits von eigenem Leben.
    „Das dort“, sagte der Rachegeist, und sie deutete mit Bestimmtheit hin auf den kurzen, zappelnden Neuwurm, der gerade eben versuchte, sich selber in der Welt zurechtzufinden, solange er noch keinen eigenen Kopf ausgebildet

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