Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter
eine knappe Meile achteraus. Sein Cockpit gleißte unruhig in der Sonne.
Wo aber war die Najade?
Als dröhnend Bordwand gegen Bordwand stieß, wusste ich auf einmal – und dieses Wissen durchzuckte mich siedend heiß –, was das alles zu bedeuten hatte. Lieutenant Ibaka hatte als wachhabender Offizier den Verband gestoppt, um bei der Najade längsseits zu gehen.
»Sir, was darf ich der Wotan für eine Antwort geben?«
Lieutenant Stroganow blickte mich fragend an.
»Antworten Sie … ach, antworten Sie doch, was Sie wollen! Irgendetwas wird Ihnen schon einfallen.«
»Aye, aye, Sir.«
Ich griff bereits nach meiner Kombination. »Captain Monnier!«
»Sir!«
»Machen Sie sich fertig! Sie gehen mit mir.«
»Wohin, Sir?«
»Wohin wohl? Unseren Bordingenieur zur Vernunft bringen – sofern es dazu nicht bereits zu spät ist!«
»Sie meinen … er könnte …«
»Ich meine überhaupt nichts, Captain«, sagte ich, bevor ich das Helmvisier einrasten ließ, »ich addiere lediglich die Tatsachen. Vergessen Sie Ihre Waffe nicht! Lieutenant Ibaka hat möglicherweise den Verstand verloren; auf jeden Fall ist er gefährlich. «
Aufregung und Eile kamen zu spät, wenn auch meine auf Lieutenant Ibaka persönlich bezogenen Befürchtungen völlig unbegründet waren. Er war weder verrückt noch hatte er die Absicht, uns gegenüber den wilden Mann zu spielen. Im Gegenteil: Er war ruhig und gefasst. Andererseits hatte er bereits ausgeführt, weshalb er an Bord der Najade gekommen war. Als ich zu ihm trat, hielt er noch die Laserpistole in der Hand, mit der er Kommissar Goltz erschossen hatte.
»Ich habe gedacht, Sir«, sagte Lieutenant Ibaka, »es würde mir helfen. Ich habe gedacht, ich müsste es tun, um nachts wieder schlafen zu können.«
Captain Monnier hatte sich über den Kommissar gebeugt. Als er sich aufrichtete, schüttelte er mit aufeinander gepressten Lippen den Kopf.
»Er ist tot, Sir.«
»Sie wissen, was Sie erwartet, Lieutenant?«, fragte ich, während ich gleichzeitig meine Hand ausstreckte. Lieutenant Ibaka nickte. Früher war es mir ein Leichtes gewesen, in seiner Miene zu lesen; nun jedoch wirkte sein Gesicht auf mich wie eine schwarze, undurchdringliche Wand.
»Ich habe nichts mehr zu verlieren, Sir«, antwortete er, während er mir seine Pistole aushändigte. »Lydia und die Kinder waren alles, was ich besaß. Er hat mitgeholfen, sie zu ermorden. Deshalb brachte ich ihn um. Nur – geholfen hat es mir nicht.«
Die Wildheit in seinen Augen war erloschen, die Trommeln im Blut, denen er gefolgt war wie Generationen und Generationen afrikanischer Krieger vor ihm, hatten aufgehört zu dröhnen. Er war wieder er selbst – bereit, sich der bitteren Erkenntnis zu stellen, dass alles umsonst gewesen war. Vielleicht hatte er auf einen Augenblick primitiven Triumphes gehofft und dabei übersehen, dass es dazu auch eines primitiven Intellekts bedurft hätte. Nun blieb ihm nur noch der Stolz.
»Beantworten Sie mir eine Frage, Lieutenant! Könnte ich davon ausgehen, dass Sie in Notwehr gehandelt haben?«
Lieutenant Ibaka lehnte es ab, die goldene Brücke zu betreten, die ich ihm da errichtet hatte. »Nein, Sir. Ich habe ihn vorsätzlich und mit Bedacht erschossen.«
Ich konnte nur noch hoffen, er würde milde und veständnisvolle Richter finden. Vorerst musste ich meine Pflicht tun. Es fiel mir nicht leicht. Zwei Jahre lang hatten wir räumliche Enge und alle Gefahren miteinander geteilt. Das Band der Freundschaft war unzerreißbar. Aber das durfte mich nicht dazu verleiten, Lieutenant Ibakas Handlungsweise in Schutz zu nehmen.
»Lieutenant Ibaka, Sie stehen unter Arrest!«
Offenbar hatte er nichts anderes erwartet. Er fügte sich in sein Schicksal ohne ein Wort der Widerrede. Als er mich ansah, lag keinerlei Vorwurf in seinem Blick. »Aye, aye, Sir.«
Es war sowohl eine Frage der Moral wie der Disziplin. Der Fall war zu schwerwiegend, als dass ich es mir leisten durfte, ein Auge zuzudrücken. Mit seiner Eigenmächtigkeit hatte Lieutenant Ibaka uns alle in Gefahr gebracht; und er hatte uns auf Goltz’ Stufe herabgedrückt.
Bei aller Schuld aber, die Lieutenant Ibaka auf sich geladen haben mochte, war er letztlich doch nur ein Opfer. Schuldig waren jene, die ihn in diese Verzweiflung gestürzt hatten.
Während Captain Monnier es übernahm, Lieutenant Ibaka an Bord von Delta VII zurückzubegleiten, beruhigte ich die zu Tode erschrockene Najade-Besatzung. Ob sie meiner Versicherung Glauben schenkte,
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