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Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Titel: Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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waren Menschen, auf die ich schoss. Es hilft nichts, dass man um ihre Herkunft weiß. Der optische Eindruck entscheidet. «
    »Verdammt!«, sagte der Offizier.
    Dann war ich entlassen. Ein Wagen wartete vor der Tür. Der Fahrer wusste bereits Bescheid. Ich bat ihn, er möge sich Zeit lassen und nach Möglichkeit langsam fahren. Er begriff nicht auf Anhieb, was mich dazu bewog.
    »Langsam?«, fragte er. »Wieso?«
    Wie sollte ich es ihm verständlich machen, dass ich einfach wieder richtige Straßen, Häuser und Bäume betrachten wollte? Dass ich es genussvoll auskosten wollte, durch mein Berlin gefahren zu werden?

10.
    Sanssouci – »Sorgenfrei« – hatte Friedrich der Große sein Schloss bei Potsdam genannt. War es ihm dort je vergönnt gewesen, sich der schweren Bürde der Verantwortung zu entledigen?
    Als ich darauf wartete, vom Präsidenten Harris empfangen zu werden, musste ich daran denken. Ich stand vor einem der hohen Fenster und blickte hinaus auf das weite märkische Land, über dem in einer sanften, frühsommerlichen Brise das weißgrün-goldene Tuch der Freien EAAU flatterte und schlug.
    Wie viele Gewaltherrschaften hatte dieses Land eben erst ertragen müssen? Die Hybris des Faschismus, die menschenverachtende Doktrin der Marxisten, der Machtrausch dieses Mannes aus Texas: all dies war über dieses friedvoll wirkende Land hinweggegangen, ohne dass sichtbare Spuren geblieben waren. Und wieder war es bedroht. Irgendwo jenseits der Horizonte bereiteten sich künstliche Menschen auf die Invasion vor.
    »Woran denken Sie, Commander?«
    John Harris hatte, von mir unbemerkt, den Saal betreten, die linke Hand zur Begrüßung ausgestreckt.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Sir«, sagte ich. »Ich habe Ihr Eintreten überhört.«
    »Ich habe um Entschuldigung zu bitten«, erwiderte Harris, »denn ich habe Sie warten lassen.«
    Der Druck seiner linken Hand war fester und zupakkender geworden, sein Gesicht noch hagerer, der Blick seiner Augen womöglich noch strenger.
    Seitdem ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte, war fast auf den Tag genau ein Jahr vergangen. In dieser Zeit war er aufgestiegen zum höchsten Amt, das unser Land zu vergeben hatte – und dennoch hätte mich nichts auf der Welt dazu bewegen können, mit ihm zu tauschen. Wusste er denn überhaupt noch, wie erholsam Schlaf sein konnte?
    War er noch fähig zu einem Scherz und einem von Herzen kommenden Lachen? War er noch fähig, einem anderen Menschen als sich selbst Vertrauen zu schenken? Er trug noch immer jene aller Rangabzeichen beraubte Offiziersuniform der Marine. Der leere rechte Ärmel war hochgeschlagen und festgesteckt. Welch ein Gegensatz zu seinem Vorgänger Hirschmann, dem weisen alten Mann mit dem gütigen Lächeln und den freundlichen Augen unter eisgrauen buschigen Brauen!
    Mit Hirschmann war eine Epoche dahingegangen – gestorben, weil sie zu sehr an die Unzerstörbarkeit der Ideale geglaubt hatte, auf denen sie aufbaute. Nichts – das war die Erfahrung, die man aus ihrem Zusammenbruch ziehen durfte – funktionierte völlig aus sich heraus, nicht einmal eine auf Humanität und Menschenwürde bedachte Staatsordnung. In Harris hatte diese Erfahrung ihre Verkörperung gefunden.
    Harris teilte durchaus Hirschmanns Glauben an die Richtigkeit der in der EAAU verwirklichten Ideale – nur mit dem Unterschied, dass er dafür eintrat, sie Tag für Tag aufs Neue zu verwirklichen und zu bestätigen. Das bedeutete unablässige Wachsamkeit und unaufhörlichen Kampf.
    Sorgenfrei war Harris bestimmt nicht. Die freiwillig übernommene schwere Bürde hatte sein Antlitz bereits gezeichnet; es drückte Müdigkeit aus, die durch Schlaf nicht zu vertreiben war. Das Weiß seiner Schläfen war mir fremd.
    »Sie schulden mir eine Antwort, Commander!«
    »Welche, Sir?«
    »Woran Sie dachten, als Sie da am Fenster standen!«
    »Das ist nicht mit einem Satz zu beantworten, Sir, aber im Grunde läuft es auf eins hinaus: Wir haben dem General und seinem Homo Factus etwas sehr Wesentliches voraus …«
    »So?«
    »Ja, Sir. Sie mögen wissen, für wen und was sie zu sterben haben. Wir aber, Sir, wir wissen, dass es genug Dinge gibt, für die es sich zu leben lohnt.«
    Harris’ blasse, schmale Lippen bewegten sich. » Noch gibt es diese Dinge, Brandis. Es gibt sie, weil sie Leben sind von unserem Leben. Aber machen wir uns nichts vor! Wir halten hier eine Stellung, die auf die Dauer nicht zu halten ist.«
    »Offen gesagt, Sir«, entgegnete ich, »ich bin noch

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