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Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter

Titel: Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter
Autoren: Mark Brandis
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Sir! Der wahre Jäger jagt den Löwen wieder mit dem Speer.«
    »Wenn Sie mir zeigen, wie’s gemacht wird …«
    »Mit Vergnügen, Sir.«
    »Abgemacht, Lieutenant. Aber zuerst, denke ich, erlegen wir diesen Bastard. Haben Sie schon einmal an einem Raumgefecht teilgenommen?«
    »Nur ganz passiv, Sir. Ich befand mich an Bord eines Schiffes, das zur Landung gezwungen wurde. Kollegen im Schwesterschiff glaubten wohl, sie hätten eine Chance. Ich musste mitansehen, wie sie vernichtet wurden.«
    »Nun«, sagte ich und hoffte, dass ich hinreichend Zuversicht und unerschütterlichen Optimismus ausstrahlte, »diesmal haben wir den Speer in der Hand!«
    »Ja, Sir.«
    »Es freut mich, Sie an Bord zu haben, Lieutenant. Das wollte ich Ihnen noch sagen.«
    »Danke, Sir.«
    Die Frist war unerbittlich weiter zusammengeschmolzen. Eine Minute noch und die Ischariot musste als glühender Stecknadelkopf für das bloße Auge erkennbar werden. Die Zieloptik enthüllte bereits gnadenlos ihre schlanken, delfingleichen Linien mit dem roten Flammensymbol und der gleichfalls feuerroten Schrift, die sich meinem Gedächtnis untilgbar eingebrannt hatte. Bei unserer letzten Begegnung hatte sie das Duell vermieden – vielleicht, weil sie Delta VII überschätzt hatte. Diesmal musste sie sich stellen.
    Der General selbst war an Bord. Seine wohllautende Stimme schlug aus unserem Bordlautsprecher. »Ich nehme an, ich habe es mit Commander Brandis zu tun.«
    Ich drückte auf die Sprechtaste. »So ist es, General.«
    Oft genug in der Vergangenheit hatte ich diese Stimme gehört. Erde und Himmel hatten unter ihr gezittert. Den Anhängern der Reinigenden Flamme waren durch sie gottgleiche Weisungen zugekommen. Milliarden Menschen hatten ihr bedingungslos gehorcht, Flotten und Heerscharen, auf der Erde und in den unendlichen Weiten des Raumes, waren von ihr in Bewegung versetzt worden. Nun sprach sie auf einmal zu mir: eine gewöhnliche menschliche Stimme, die Müdigkeit und Erschöpfung verriet. »Ruth O’Hara ist noch immer in meiner Hand, Commander. Ich habe Befehl gegeben, sie zu töten, falls Sie die Verfolgung nicht abbrechen.«
    »Diese Drohung, General, ist nicht neu. Der Ischariot -Kommandant hat sich schon einmal ihrer bedient. Fragen Sie ihn, was er damit ausgerichtet hat.«
    Bis auf den heutigen Tag weiß ich nicht, woher ich die Festigkeit zu dieser Antwort nahm. Zu viel Leid und Erbitterung hatten sich wohl in mir angestaut; ich war bereit, diesen Kampf zu einem Ende zu bringen – und zwar um jeden Preis.
    »Damals, Commander Brandis, hat er nur gedroht. Ich mache aus der Drohung eine Tatsache. Sie haben jetzt eine Minute Zeit, um sich von Ihrer Braut zu verabschieden.«
    Der Alptraum mit Ruths Stimme wiederholte sich. Nur etwas war diesmal anders. Sie flehte mich nicht an, die Ischariot zu schonen. Ihre Stimme klang kühl, fest und entschlossen. »Mark?«
    »Ich höre, Ruth.«
    »Sie benutzen mich als Geisel.«
    »Ich weiß.«
    »Vergiss, dass ich hier bin! Greif an!«
    Mehr zu sagen wurde ihr nicht erlaubt. Ich hörte noch einen Fluch, Geräusche wie von einem Handgemenge, dann brach die Verbindung plötzlich ab.
    Und nun sah ich ihn vor dem Cockpitfenster, den Schweren Kreuzer Ischariot, die fliegende Festung des Generals, seine letzte noch unerstürmte Bastion der Macht; und ich dachte daran, wie wenig doch Gordon B. Smith von den Menschen und ihren Gefühlen verstand. Auch Drohungen nutzten sich irgendwann ab; je länger man ihnen ausgeliefert war, desto mehr verloren sie an Schrecken. In meinem Herzen war Ruth O’Hara mehr als einmal schon gestorben. Kam es da auf einmal mehr oder weniger noch an? Der Schmerz der Peitsche ist nicht weniger heftig als eh und je; nur hat man sich daran gewöhnt, mit diesem Schmerz zu leben.
    »Commander an Pilot: Wir greifen an!«
    »Aye, aye, Sir. Wir greifen an.«
    »Handsteuerung!«
    »Handsteuerung. Aye, aye, Sir.«
    Dann und wann in der Vergangenheit hatte ich von einem solchen Augenblick geträumt und stets war er in meiner Phantasie bis an den Rand angefüllt gewesen mit Leidenschaft, Zorn und Hass. Nun jedoch war mir als Letztes nur der Zorn verblieben; statt der Leidenschaft beseelte mich nüchterne Sachlichkeit. Es lag nicht in meiner Macht, entschied sie, Ruth O’Hara zu retten; wohl aber vermochte ich, mein Bestes zu geben, wenn es darum ging, die Ischariot samt ihrem wichtigsten Passagier, General Gordon B. Smith, zu vernichten. Die Reinigende Flamme, die er so oft beschworen hatte –
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