Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
Astro-Physiker und signalisierte mehr als jeder andere den stattgefundenen Umbruch der Zeiten: noch vor wenigen Jahren zählten die Astro-Physiker nicht zum fliegenden Personal.
Ludmilla Wolska, geb. 19.10.2042 in Warschau, Polen, Hautfarbe weiß. Ausbildung zur Astro-Physikerin auf der Universität Warschau, an der Sorbonne, auf der Universität Heidelberg und auf der Fachuniversität für Astro-Physiker in Metropolis. Veröffentlichte mehrere grundlegende Werke über ihr Fachgebiet und wurde 2071 mit der Leitung des Instituts für Astro-Physik und extraterrestrische Forschung in Metropolis beauftragt. Teilnahme an mehreren wissenschaftlichen Expeditionen.
Aus irgendeinem Grunde fühlte ich mich hintergangen, obwohl es unter fachlichen Gesichtspunkten nichts gegen Ludmilla Wolska, die ich mittlerweile sogar persönlich kannte, einzuwenden gab. Zweifellos konnte es auf einer Reise wie der projektierten nur von Vorteil sein, einen erfahrenen Astro-Physiker an Bord zu haben; alles, was mich dagegen rebellieren ließ, war der Umstand, dass Ludmilla Wolska eine Frau war. Ich legte ihre Akte zur Seite; sie war ein Grund mehr, um von diesem wahnwitzigen Unternehmen zurückzutreten.
Unter dem Stichwort Radar-Controller war vermerkt: Konstantin Simopulos, geb. 4.12.2039 in Saloniki, Griechenland, Hautfarbe weiß. Ausbildung zum Radar-Controller bei der Strategischen Raumfahrt auf der Venus. Inhaber mehrerer das Radar betreffender Patente, zu dessen Vervollkommnung er wesentlich beigetragen hat.
Auch Simopulos war eine Kapazität auf seinem Gebiet. Sein Name auf der Liste bestätigte einmal mehr die Sorgfalt, mit der Harris und sein Stab diese Hilfsexpedition zum Uranus geplant hatten. Nur die fähigsten und tüchtigsten Leute hatten Gnade vor ihren Augen gefunden.
Ich nahm eine weitere Akte zur Hand, die des Kochs:
Per Dahlsen, geb. 2.5.2028 in Oslo, Norwegen, Hautfarbe weiß. Ausbildung zum Schiffskoch in einer norwegischen Marineschule, fuhr danach 20 Jahre auf einem Untersee-Trawler zur See. Umgeschult für die Raumfahrt auf der VEGA-Schule für Raumfahrt, Moskau.
Unwillkürlich musste ich ein wenig lächeln. Mit diesem Dahlsen begann in der Tat ein neues Kapitel in der Geschichte der Raumfahrt, denn bisher war die Bordverpflegung, speziell auf längeren Flügen, stets ein schwacher und unerfreulicher Punkt in der Planung gewesen. Man ernährte sich teils durch vorgefertigte Gerichte, teils durch konzentrierte Rationen – und hörte doch nie auf, von einem saftigen Steak zu träumen. Einen Koch an Bord zu haben, das konnte nur moralhebend sein. Harris – dachte ich – verstand sich darauf, mir diesen selbstmörderischen Flug gewissermaßen schmackhaft zu machen.
Auch die Personalakte des 2. Bordingenieurs beinhaltete nur positive Informationen:
Usko Koskinen, geb. 14.3.2044 in Helsinki, Finnland, Hautfarbe weiß. Ausbildung zum Ingenieur (astron.) an der Technischen Hochschule Berlin und auf der VEGA-Schule für Raumfahrt in Kopenhagen. Spezialisierung auf das Fachgebiet Elektronik; hier selbst korrespondierendes Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Vereine und Gastdozent an der Universität New York.
Mit voller Absicht hatte ich die Personalakte des Piloten bislang nicht angerührt – in der Hoffnung, indem ich die übrigen mir vorliegenden Informationen auswertete, schließlich von selbst darauf zu kommen, doch das Puzzlespiel wollte nicht aufgehen. So zog ich die Mappe nun doch zu mir heran und schlug sie auf; sie enthielt einen Namen, mit dem ich nicht gerechnet hatte:
Martin van Kerk, Captain (Str. Rfl.), geboren 30.7.2039 in Pretoria, Südafrika, Hautfarbe weiß. Ausbildung zum Piloten durch die Astronautenschule der Strategischen Raumflotte.
2059 Leutnant; 2061 Oberleutnant; 2065 Captain. Kommandierte Zerstörer, Leichte und Schwere Kreuzer. EAAU-Meister im Kunstfliegen. Inhaber höchster Auszeichnungen. Im Bürgerkrieg Befehlshaber des ersten Raumgeschwaders, das sich der Freien Regierung unterstellte. Kommandant der Astronautenschule der Str. Rfl.
In der ganzen EAAU gab es, dessen war ich sicher, nicht einen einzigen Menschen, dem Name und Bild dieses schlanken, rotblonden und blauäugigen Offiziers nicht längst ein Begriff waren. Er war ein lebender Held, ein wandelndes Idol: ein Objekt der Berichterstattung für Presse und Fernsehen. Darüber hinaus jedoch war er tatsächlich ein hervorragender Pilot; nicht ohne Grund hatte man ihm die Ausbildung des militärischen Pilotennachwuchses
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