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Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Titel: Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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früher, der andere später«, erwiderte Captain Gottwald, »aber irgendwann verzweifeln wir alle einmal, Sir. Und wenn nicht, dann schnappen wir über.«
    Wieder war es ein Erstes Mal. Bislang hatte dieses Thema an Bord der Delta IX als tabu gegolten. Captain Gottwald überschritt die Grenzen ungeschriebener Abmachungen, als er es anschnitt. Andererseits war es sinnlos, sich noch länger etwas vorzumachen. Dreihundertundein Tage waren seit dem Start in Metropolis vergangen und länger als ein Jahr durfte lebendige menschliche Hirnmasse nicht der kosmischen Strahlung im Raum ausgesetzt werden, ohne dass sie dadurch Schaden nahm.
    Dass es sich so verhielt, wusste man seit bereits hundert Jahren. Über das Warum jedoch gab es bisher nur eine Anzahl einander widersprechender Theorien. Fest stand bis auf den Tag nur, dass als Folge zu langen ununterbrochenen Aufenthaltes im Raum Blindheit, Lähmungen und Wahnsinn drohten.
    »Vielleicht ist es ja auch nur ein Anfall von Raumfieber«, sagte Commander Scott.
    »Vielleicht, Sir«, erwiderte Captain Gottwald.

6.
    Wenn man von schicksalhaften Begegnungen spricht, meint man sie meist im Zusammenhang mit großen historischen Ereignissen, in die man selbst ja doch nie einbezogen ist. Aber oft genug sind es die Kleinigkeiten, durch die die Weichen gestellt werden für alle weiteren Entwicklungen: ein Wort, eine unbedachte Handlung, ein zufälliges Zusammentreffen. Und letzten Endes ist jeder Mensch in alles einbezogen, was zu seinen Lebzeiten auf der Erde und den dazugehörigen Planeten geschieht.
    Man muss sich damit abfinden, dass es unzählige kausale Zusammenhänge gibt und dass sie unser persönliches Leben mehr beeinflussen und bestimmen, als wir gemeinhin ahnen.
    Im Falle Scott allerdings war der kausale Zusammenhang ein höchst vordergründiger, auch wenn dessen Vorhandensein sich vorerst meiner und Captain Danielsons Kenntnis entzog.
    Als ich unten in der Halle des VEGA-Centers den Fahrstuhl verließ, um mich nunmehr einem der Förderbänder anzuvertrauen, die die einzelnen Trakte miteinander verbanden, hatte ich über die Unterredung in Harris’ Büro lange genug nachgedacht, um zu einem Entschluss zu kommen.
    Der Paragraph 1 der Bordartikel gab mir die erforderliche Handhabe, um den Auftrag abzulehnen. Er lautete: Der Commander ist voll verantwortlich für das ihm anvertraute Schiff und die Besatzung. In seinen flugtechnischen Entscheidungen ist er frei und an keine Direktiven gebunden. Aus dieser Verantwortung kann er nur entlassen werden: a) durch seinen Tod; b) durch ein dienstunfähig machendes körperliches oder geistiges Gebrechen.
    Da weder Punkt a noch Punkt b auf mich zutrafen, war dieser Paragraph als Begründung für meine ablehnende Antwort völlig ausreichend. Allenfalls konnte man mich als Commander der Hermes ablösen und auf ein anderes Schiff versetzen. In diesem Fall mochte sich dann mein Nachfolger mit der Frage beschäftigen, wo die Grenzen seiner Verantwortung verliefen. Ich jedenfalls hatte mir vorgenommen, das Uranus-Projekt beim nächsten Gespräch mit Harris und Nekrassow als das zu bezeichnen, was es – unter Berücksichtigung des Umstandes, dass die Hermes ein völlig neues, unerprobtes Schiff war – unbestreitbar darstellte: ein Himmelfahrtskommando.
    In der Halle traf ich mit Captain Lars Danielson zusammen, und mit diesem Zusammentreffen wurde, ohne dass ich vorerst davon wusste, mein Entschluss hinfällig. »Commander Brandis, na so was!« Captain Danielson eilte mit ausgestreckter Hand auf mich zu. »Gerade habe ich an Sie gedacht!«
    »Hallo, Captain!« Auch ich war freudig überrascht, denn obwohl Captain Danielson vor kurzem erst von der Strategischen Raumflotte zur VEGA übergewechselt war und es für niemanden ein Geheimnis blieb, dass Harris, unser oberster Chef, vorhatte, ihn bei nächster Gelegenheit zum Commander zu ernennen, kreuzten sich unsere Wege nur selten. Ich war mit dem Epsilon -Projekt beschäftigt, während er noch zu den gewöhnlichen Einfliegern zählte, die alles fliegen mussten, was man ihnen gerade vorsetzte. Unsere Freundschaft freilich reichte weit in die Vergangenheit zurück. »Nett, Sie mal wieder zu sehen.« Das klang beiläufig. Danielson wusste, wie es gemeint war.
    »Ich hörte, Sie waren in Schwierigkeiten. Sind Sie dem Fehler schon auf der Spur?«
    »Es gibt da für das, was Sie Schwierigkeiten nennen, eine gewisse theoretische Erklärung, aber noch scheint es mir zu früh zu sein, sie zur

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