Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
Captain Danielsons gewaltsamem Tod verschwieg, viele schlaflose Nächte. Freilich konnte ich mich dabei des Eindrucks nicht erwehren, dass sie mich durchschaute.
»Hast du wenigstens einen Anhaltspunkt, wo Scott sich gegenwärtig aufhält?«, erkundigte sie sich bei irgendeiner Gelegenheit.
»Wir sind im Besitz seiner genauen Position.«
Ruth schüttelte kaum merklich den Kopf.
»Selbst wenn du ihn findest, Mark – ich frage mich, ob du ihm damit einen Gefallen tust. Er wird es dir nie verzeihen, dass ich ihm deinetwegen den Laufpass gab.«
»Soll ich ihn deswegen verrecken lassen?«
»Wie ist das eigentlich passiert – dass er sich in diese Lage gebracht hat?«
»Es scheint, dass er zu hart aufgesetzt ist. Das Triebwerk ist aus der Aufhängung gebrochen.«
»Und das lässt sich nicht reparieren?«
»Nicht mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Wir bringen Ersatzteile. Vielleicht lässt sich damit etwas anfangen. Sonst müssen wir sein Schiff zerstören.«
»Warum? Ist sonst noch wer zum Uranus unterwegs?«
Ich merkte, dass ich bereits zu viel gesagt hatte, und wechselte das Thema.
Der Start der Hermes war auf den 4. November, 12.00 Uhr Metropolis-Zeit festgesetzt. Nach und nach trafen die Mitglieder der Besatzung ein. Lediglich Captain van Kerk ließ mitteilen, er werde erst unmittelbar vor dem Start zur Verfügung stehen.
Ohne van Kerks fachliche Qualifikationen in Zweifel zu ziehen, konnte ich mich eines gewissen Unbehagens nicht erwehren. Ich wäre leichteren Herzens auf diese Reise gegangen, wenn der mir zugeteilte Pilot Robert Monnier geheißen hätte.
Doch mit Monniers Aufkommen war so rasch nicht zu rechnen. Zwar befand er sich nicht mehr in Lebensgefahr, aber die behandelnden Ärzte verheimlichten auch nicht, dass seine endgültige Genesung noch in weiter Ferne lag. Ich besuchte ihn, so oft ich nur konnte, und als dies zum letzten Mal geschah, war er sogar bei Bewusstsein.
»Und nun, Mark«, sagte er, nachdem wir die üblichen Phrasen gewechselt hatten, die zu einem Krankenbesuch offenbar unausrottbar gehören, »verrat mir gefälligst, was sich zugetragen hat.«
»Hierzu gibt es bisher nur eine unbewiesene Theorie«, antwortete ich. »Wir sollen einem Pulsar in die Quere gekommen sein.«
Captain Monniers Augen blickten auf einmal interessiert. »Und wer verficht diese Theorie?«
»Ludmilla Wolska.«
»Die Wolska«, sagte Captain Monnier – und ich erkannte Anzeichen von Müdigkeit in seiner Stimme –, »ist auf ihrem Gebiet eine Kapazität. Sie hat noch nie etwas behauptet, was sich hinterher als falsch herausgestellt hätte.«
Damit hatte Captain Monnier durchaus Recht. Das Institut für Astro-Physik, dem Ludmilla Wolska vorstand, genoss einen weltweiten Ruf. Dennoch irritierte mich der Umstand auch weiterhin, dass sie zu meiner Besatzung gehörte. Sie war eine viel zu reizvolle Frau, um nicht so etwas wie Unruhe in das Bordleben eines Raumschiffes auf weiter Fahrt zu bringen. Aber mittlerweile war es zu spät, um bei Harris auf ihre Ablösung zu dringen – und außerdem hätte ich nicht gewusst, wie ich einen solchen Antrag hätte begründen sollen.
Vierundzwanzig Stunden vor dem festgesetzten Starttermin konnte ich Harris die Hermes reiseklar melden – dies jedoch mit einer Einschränkung: Captain van Kerk war noch immer nicht in Metropolis eingetroffen.
»Haben Sie schon mit der Astronautenschule gesprochen, Commander?«, erkundigte sich Harris.
»Gerade eben, Sir. Dort hat sich van Kerk aber schon vor zwei Tagen abgemeldet.«
»Mit anderen Worten: er hätte längst hier sein müssen?«
»So ist es, Sir.«
Harris runzelte die Stirn und ich ahnte, dass er gleich mir anfing beunruhigt zu sein.
»Weiß man wenigstens, welches Verkehrsmittel er benutzt hat?«
»Er ist mit seinem eigenen Stratoflitzer unterwegs. Aber von einem Unfall ist nirgendwo etwas bekannt, Sir.« Damit begann das lange und bange Warten auf Captain van Kerk. Vorsorglich verständigte Harris die Sicherheitsbehörden.
Sechs Stunden vor dem auf einmal in Frage gestellten Start verabschiedete ich mich von Ruth und fand mich im VEGA-Center ein, wo die Hermes -Besatzung bis auf van Kerk bereits vollzählig versammelt war. Während ich noch mit dem Händeschütteln beschäftigt war, wurde auf einmal die Tür aufgerissen und Doktor Rüdiger, einer von Harris’ Assistenten, stürmte herein.
»Jetzt haben wir die Schweinerei …« Doktor Rüdiger machte einen zugleich atemlosen wie aufgebrachten
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