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Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus

Titel: Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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weiteres ab.«
    »Roger, Hermes . Und Hals- und Beinbruch Ihnen allen! Ende.«
    »Ende, Sir.«
    Eine Minute vor G-Zeit schluckten wir unsere Tabletten und nahmen unsere vorgeschriebenen Positionen in der Hydrokammer ein. Die Droge wirkte fast sofort.
    Als sich der Schub des Triebwerkes auf einmal vervielfältigte, befand sich die gesamte Besatzung der Hermes , einschließlich ihres Commanders, in einem Zustand der verminderten Funktionen, was einem todesähnlichen Schlaf entsprach, und jedem, der unvorbereiteterweise einen Blick in diese neuartige Hydrokammer geworfen hätte, wären wir wie Ertrunkene vorgekommen. Aber das Wasser, das uns umhüllte und das unsere Lungen ausfüllte, war gerade mit so viel Sauerstoff angereichert, wie es ein menschlicher Körper in dem besagten Zustand brauchte. Es bewahrte uns vor dem Zerplatzen.

9.
    Erst seit etwa einem Jahr enthält die Delta-IX-Tragödie keinerlei Geheimnisse mehr: Ein Vermessungstrupp fand die letzten Aufzeichnungen des Bordingenieurs Bill Madox, die ich – ungekürzt und unbearbeitet – zur Vervollständigung meines Berichts an dieser Stelle einfüge.
7. November
    Vor 52 Stunden sind wir aufgebrochen. Wir rasten und McIntosh versucht, eine Verbindung zum VEGA-Center herzustellen. Es gelingt ihm nicht. Es hängt mit den Monden zusammen, wie er sagt, aber davon verstehe ich nichts. Ich entnehme seinen Worten lediglich, dass wir noch weiter nach Norden vordringen müssen.
    Wieder legen wir eine Rast ein, diesmal weil McIntosh zu erfrieren droht. Die Beheizung seines Raumanzuges versagt. Wir setzen neue Batterien ein, danach scheint der Schaden behoben zu sein. McIntosh scherzt und lacht und tut alles, um mich aufzuheitern. Wir setzen den Weg fort.
    Schwieriges Gehen. Es dämmert und wir geraten in eine Ebene, die fast nur aus Mahlstaub besteht. Jetzt bedauern wir, dass wir über keinerlei Leine verfügen. Wir gehen hintereinander, einer in des anderen Fußstapfen, McIntosh voraus.
    Die Bezeichnung »Wüstenei« ist unzutreffend. Der Mond, das ist im klassischen Sinn des Wortes eine Wüstenei, hier auf dem Uranus treffen unsere von der Erde mitgebrachten Begriffe nicht mehr zu. Er ist in der Tat ein anderer, ein fremder Planet mit einer völlig eigenständigen Gesetzmäßigkeit. Sogar der Staub ist anders als auf der Erde. Auch mit dem der Venus lässt er sich nicht vergleichen. Manchmal gurgelt und kocht er nicht anders als Wasser. Das Gestein ist fremdartig, weder Kalk noch Granit, noch Basalt. Ich wüsste nicht, womit ich es vergleichen könnte.
    Wir ermüden rasch, weil die ungewohnte Schwerkraft uns zu schaffen macht. Jeder Schritt erfordert einen beträchtlichen Energieaufwand.
    McIntosh beginnt wieder zu frieren. Die neuen Batterien sind verbraucht. Das Suchen nach der Ursache des Kurzschlusses wird zu einem Wettrennen mit der Zeit. Als ich den Fehler endlich gefunden habe, ist McIntosh bereits ohne Besinnung. Ich setze neue Batterien ein und die Wärme bringt ihn allmählich zu sich, aber noch eine ganze Stunde lang ist er nicht in der Lage weiterzugehen. Ein solcher Zwischenfall darf sich nicht wiederholen, denn nunmehr verbleiben uns nur noch zwei Batteriesätze, und wir sind noch nicht einmal am Ziel. Vor dem Schlafen wollen wir noch ein paar Meilen zurücklegen.
8. November
    Was den Uranus so lebensfeindlich erscheinen lässt, sind, so glaube ich, vor allem die ungewohnten Lichtverhältnisse. Man kann es sich nicht vorstellen, was das für einen Menschen bedeutet, mit 0,003 Prozent der gewohnten Lichtintensität auskommen zu müssen. Das ist nicht etwa gleichbedeutend mit Dunkelheit; alles ist auf sonderbare Art ausgelaugt. Auf die Dauer ermüdet das sehr. Nur ein Zuruf von McIntosh bewahrte mich auf der letzten zurückgelegten Wegetappe vor dem Abirren in den tückischen Mahlstaub.
    Seit 79 Stunden marschieren McIntosh und ich nach Norden und noch immer lässt sich keine Verbindung zum VEGA-Center herstellen. Da auch Delta IX schweigt, sind wir völlig abgeschnitten. Ich glaube nicht, dass ich übertreibe, wenn ich behaupte, dass wir die einsamsten Menschen von der Welt sind.
    Diesmal habe ich um eine Rast gebeten. Die ungewohnte Umgebung und die damit verbundenen Anstrengungen zehren an meinen Kräften. Auch McIntosh macht einen erschöpften Eindruck.
    Wieder ein Halt, diesmal ein erzwungener. Ein Staubsturm hüllt uns ein und verfinstert den Himmel. McIntosh vermag kein Besteck zu nehmen. Wir wissen nicht, wo wir uns befinden, und müssen abwarten.

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