Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
und keine fünf Minuten später befanden wir uns an Bord der Diana .
»Und fortan«, sagte Captain van Kerk, nachdem er sich des Anzuges und des Atemgeräts entledigt hatte, spöttisch, »bin ich Ihnen also zu immer währendem Dank verpflichtet, Sir.«
Das also war er, mein zukünftiger Pilot, der hoch dekorierte Kriegsheld und viel bestaunte Artist zwischen den Sternen. In seinem hübschen Jungengesicht stand ein unbekümmertes Lachen, als hätten er und ich soeben einen gelungenen Lausbubenstreich hinter uns gebracht, ein Lachen, das zugleich alles daransetzte, um den dreisten Spott, der in seinen Worten enthalten war, abzumildern.
Hinterher fragte ich mich oft genug, ob ich tatsächlich nur aus Starrsinn und um beim festgesetzten Starttermin zu bleiben, an Captain van Kerk als Piloten festgehalten habe. Das mag gewiss zu meinem Entschluss beigetragen haben, aber viel wahrscheinlicher ist es, dass ich mich von dem nun einmal nicht zu leugnenden Umstand beeinflussen ließ, dass van Kerk – selbst wenn er direkt aus einem lunaren Gefängnis kam – ein hervorragender Astronaut war, auf dessen Kenntnisse und Fähigkeiten ich zum Wohle der Expedition nicht verzichten wollte.
Wie dem aber auch gewesen sein mag, eines bleibt über allen Zweifel erhaben: Ich dachte nicht daran, mir van Kerks Unverschämtheiten gefallen zu lassen.
»Es wird, wenn diese Bekanntschaft andauert, der Tag kommen, Captain«, erwiderte ich, »an dem Sie sich nach diesem Gefängnis zurücksehnen werden.«
Captain van Kerks Gesicht nahm einen bekümmerten Ausdruck an. »Um Himmels willen, Sir«, beeilte er sich zu sagen, »man muss Ihnen ja wahre Schauermärchen über mich erzählt haben! Wäre es nicht ein Akt der Gerechtigkeit, sich, bevor man ein Urteil abgibt, auch meine Version der Ereignisse anzuhören?«
»Nun«, sagte ich, »dann hoffe ich, dass Sie für diesen würdelosen Zwischenfall zumindest eine befriedigende Erklärung haben.«
»Und ob ich die habe, Sir!« Captain van Kerks Miene verfinsterte sich plötzlich; in seinen Augen erloschen die gut gelaunten kleinen Lichter. Selbst seine Stimme veränderte sich. Sein schleppender südafrikanischer Zungenschlag war mir bis dahin nicht aufgefallen; nun jedoch war er nicht zu überhören. »Im Allgemeinen, Sir, bin ich ein friedliebender, zivilisierter Mensch, der handgreiflichen Auseinandersetzungen aus dem Wege geht. Aber in diesem Fall, Sir, verteidigte ich die Ehre einer weißen Frau. Ein Nigger hatte sie zum Tanzen aufgefordert. «
Zum ersten Mal in meinem Leben hörte ich dieses Wort, das ich bis zu dieser Stunde nur aus alten Romanen kannte: ein Wort wie Sprengstoff. Doch das erfuhr ich erst eine Weile später.
8.
Vierundzwanzig Stunden nach dem Start war es für mich kein Geheimnis mehr, weshalb man mir Captain van Kerk als Piloten für diese Expedition ins Unbekannte zugeteilt hatte: Er war in der Tat ein Astronaut von überragenden fliegerischen Fähigkeiten; nicht einen Augenblick lang erlebte ich ihn unsicher und zögernd, als er sich mit der Hermes vertraut machte, eine Umstellung, die normalerweise jedem Piloten zu schaffen gemacht hätte. Captain van Kerk war, wie man zu sagen pflegte, für das Fliegen unter den Sternen geboren; der Beruf, den er ausübte, war sein Lebensinhalt; andere Interessen besaß er nicht – abgesehen von seinem unseligen Hang zu Wein, Weib und Gesang, der ihn – wie ich mittlerweile in Erfahrung gebracht hatte – schon wiederholt in Schwierigkeiten gebracht hatte.
Bevor ich Befehl gab, das Schiff auf Reisegeschwindigkeit zu beschleunigen, ließ ich mir die Meldungen der einzelnen Stationen durchgeben.
»An alle Stationen, an alle Stationen! Hier spricht der Commander. In einer Stunde ist G-Zeit. Und nun bitte ich um die Klar-Schiff-Meldungen!«
Für die Klar-Schiff-Meldungen stand die Reihenfolge fest, so dass ich die Stationen nicht mehr einzeln auffordern musste.
»NC an Brücke.« Lieutenant Stroganow meldete sich aus dem Navigations-Center, für das man zu dieser Zeit auch gerade wieder den alten seemännischen Namen Kartenhaus zu benutzen pflegte. »Keine Beanstandungen.«
»Danke, NC.«
William Xuma, der 1. Bordingenieur, ließ nicht auf sich warten. Aus dem Technischen Überwachungs-Center heraus sagte er: »TÜ an Brücke. Keine Beanstandungen.«
»Danke, TÜ.«
Etwas anderes war auch nicht zu erwarten gewesen, denn die eigentliche Belastungsprobe für das neuartige Triebwerk stand erst bevor: der von mir G-Zeit genannte
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