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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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geeignete Augenblick.
    Allein im Cockpit, schaltete ich die Beleuchtung ab und überließ mich dem kalten Glanz der Sterne. Die Sonne stand irgendwo schräg hinter mir und störte mich nicht. Für eine Weile gelang es mir tatsächlich, zu vergessen, weshalb ich die
Her-mes
in diese Einöde geführt hatte. Alles, was Menschen bewegt, was ihnen groß und wichtig erscheint, wird unter den Sternen seltsam klein und nichtig. War es diese Sehnsucht nach dem ewigen Frieden, was mich immer wieder hinaustrieb in die Unendlichkeit? Das Glücksgefühl, das mir immer wieder die Sterne vermittelten, lässt sich mit keinem vergleichen, das die Erde bereithält.
    Lieutenant Stroganows Stimme scheuchte mich hoch.
    »NC an Brücke. Wir beginnen mit neuer Doppelspirale.«
    »Roger, NC. Danke.«
    Danach fand ich nicht mehr in die friedvolle Stimmung, in der ich mich befunden hatte, zurück und so stand ich auf und ging ins Kartenhaus. Hier herrschte irdisches Maß, ausgedrückt in den bunten, blinkenden Lichtern der summenden Computer und Elektronenrechner.
    Lieutenant Stroganow blickte auf. In seiner Hand erkannte ich die Wertetabelle von
RS 781.
Offenbar war er gerade im Begriff gewesen, seine navigatorischen Berechnungen noch einmal zu überprüfen.
    »Sir -?«
    »Ich wollte nicht stören, Lieutenant.«
    »Sie stören nicht, Sir.« Stroganow legte die Wertetabelle auf einen der Elektronenrechner. »Es ist nur so verdammt eng hier.«
    Ich setzte mich.
    »Früher war alles noch viel enger. Haben Sie das bereits vergessen, Lieutenant?«
    »Wie könnte ich, Sir?« Auf einmal leuchtete seliges Erinnern in seinen Augen. »Als ich meine erste Reise tat - vor über 30 Jahren -, da war in einer Hundehütte wie dieser hier die ganze Crew untergebracht, und das 147 Tage lang. Und als Verpflegung gab’s nichts als Pillen. Das, Sir, war noch Raumfahrt!«
    Die Begeisterung, mit der er von der Windjammerzeit sprach, ließ mich lächeln. Ich selbst kannte sie nur vom Hörensagen und natürlich aus der Literatur.
    »Harte Zeiten müssen das gewesen sein«, sagte ich, »aber auch friedliche.«
    Das Leuchten in Lieutenant Stroganows Augen erlosch.
    »Da haben Sie soeben ein wahres Wort gesprochen, Sir! Der Himmel weiß, was mit dieser Menschheit los ist. Kaum denkt man, nun ist sie endlich zur Vernunft gekommen, da geht’s schon wieder los! Als ob man auf Schutt und Asche die Zukunft bauen könnte. Aber so weit wird es, hoffe ich, nicht kommen.« Er verstummte; sein Blick wurde forschend. »Sir, Sie befürchten doch nicht, dass es da Schwierigkeiten geben wird?«
    Der grauhaarige Sibiriak und ich waren lange genug gemeinsam geflogen; ihm gegenüber hatte ich es nicht nötig, das Gesicht zu wahren; jenes steinerne, unnahbare CommanderGesicht, das diesen gleichsam zu einem Felsen der Zuversicht werden ließ.
    »Wenn ich jetzt einen Wunsch frei hätte, Lieutenant«, sagte ich, »dann wäre es dieser: Die Sache möge hinter uns liegen.«
    Stroganow schien zu verstehen, was ich ihm da, in angemessener Form, an geheimer Befürchtung mitteilte. Eine Weile blieb es still zwischen uns, bis er bemerkte: »Immerhin, Sir, haben wir eine gute Chance.«
    Ich neigte zustimmend den Kopf.
    »Die mögen wir haben, Lieutenant. Sonst wären wir, weiß Gott, nicht unterwegs.« Ich deutete auf den Computer. »Ich nehme an, Sie haben Ihren Abgott bereits befragt.«
    »Mehr als einmal, Sir. Es kommt immer wieder das Gleiche raus.«
    »Und wie, wenn ich fragen darf, lautet diese allerhöchste Weisheit?«
    »Dreiundsechzigkommasechs zu sechsunddreißigkommavier, Sir.«
    Ich stand auf, um meinen Gang durch das Schiff fortzusetzen.
    »Nun«, erwiderte ich leichthin, »das Verhältnis lasse ich mir gerade noch gefallen. Füttern Sie Ihrem Abgott meinen Dank ein.«
    Ich wollte hinausgehen. Hinter mir sagte Lieutenant Stroga-now rasch:
    »Sir, Sie haben mich missverstanden. Unsere Chance ist die mit der kleinen Vier am Ende.«
    Einen Augenblick lang hatte ich seine abergläubische Angewohnheit vergessen, die ihn stets die Negativ-Frage stellen ließ. Ich verbarg meine Bestürzung vor ihm. Sein Computer war ein unbestechlicher Rechner. Vorurteilslos hatte er die beiden Schiffe miteinander verglichen und war zu diesem für uns unerfreulichen Ergebnis gekommen. Ich hatte auf günstigere Werte gehofft.
    Zwei, drei Sekunden lang wusste ich nicht, was ich sagen sollte, dann hatte ich mich gefangen.
    »Vielleicht«, sagte ich, »sieht sich Ihr summender Abgott zu einer Revision seiner

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