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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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konnte sagen, ob sich noch einmal dazu Gelegenheit bieten würde.
    »Rob«, sagte ich, »lass uns doch mal eine Minute lang wie zwei erwachsene Menschen miteinander reden! So kann es doch nicht weitergehen. Du kennst ja nicht einmal die Vorgeschichte -«
    Captain Monnier wurde steif, sein Gesicht nahm wieder den mir sattsam bekannten eisigen Ausdruck an.
    »Sir«, sagte er mit aufreizender Deutlichkeit der Aussprache, »das Bordreglement erwartet von mir Gehorsam gegenüber Ihren Befehlen. Vom persönlichen Umgang steht darin kein Wort.«
    Captain Monnier hatte kaum geendet, als einer der Lautsprecher plötzlich aufschrie:
    »RC an Brücke: Ich habe Kontakt!«

11.
    Captain Monnier hatte wieder übernommen. Die
Hermes
verließ die vorprogrammierte Bahn und zog nun mit unverminderter Geschwindigkeit der Sonne entgegen, während in ihrem Innern die Alarmglocken schrillten und meine Stimme durch alle Stationen hallte: »Commander an Besatzung:
RS 781
ist ausgemacht. Klar Schiff zum Gefecht!«
    Die Signalleuchten, die das Schließen der Schotten vermeldeten, begannen in konstanter Reihenfolge zu glimmen. Mit gedämpftem Klirren rasteten die Gurte ein. Keine zehn Sekunden hatte der Radarkontakt gewährt: lange genug, um den winzigen Lichtpunkt zu identifizieren und seinen augenblicklichen Kurs zu nehmen.
    Absichtlich hatte ich danach abdrehen lassen. Wie ich zu Lieutenant Simopulos gesagt hatte, wollte ich bei diesem ungleichen Gefecht zumindest den Vorteil der Überraschung auf meiner Seite haben, und je kürzer und flüchtiger die
Hermes
auf dem gegnerischen Monitor erschien, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Anwesenheit der Aufmerksamkeit der Vollstrecker entging. Wir erwarteten ja dieses Schiff auf dem Radarschirm. Sie aber ahnten nichts von uns. Hoffentlich.
    In diesem Augenblick hätte ich gern mehr über die Männer an Bord des Schweren Kreuzers gewusst. Wer waren sie, was hatten sie bislang getrieben? Mit dem Schiff konnten sie umgehen - aber das konnte schließlich auch ein verkrachter Pilot einer privaten Gesellschaft. Aber hatten sie Kampferfahrungen, vielleicht als ehemalige Soldaten, vielleicht aufgrund einer geheimen Schulung für diesen speziellen Auftrag?
    Wenn diese meine Befürchtung zutraf, dann glich meine Hermes einem bewaffneten Kauffahrteischiff des späten 18. Jahrhunderts, das im Begriff war, sich auf ein von Waffen starrendes Linienschiff des Admirals Nelson zu stürzen, von der
    wahnwitzigen Hoffnung beseelt, die Übermacht des Gegners durch flinkes Manövrieren wettzumachen. Denn die
Hermes
war - trotz ihrer Bewaffnung - eben doch für friedliche Forschungen und nicht für den Kampf gebaut worden.
    Einige Daten mögen dies erläutern.
    Die
Hermes
wog 1570 Tonnen und verfügte über ein leichtes Schottensystem, das allenfalls bei Meteoritenschlag von Nutzen sein konnte. Die Außenhaut enthielt keinerlei immunisierende Elemente. Die Bewaffnung entsprach dem Stand von 2072.
    Der Schwere Kreuzer
RS 781
wog 2950 Tonnen. Sein Schottensystem erlaubte es ihm, auch bei schweren Beschädigungen manövrierfähig zu bleiben. Die Außenhaut war immunisiert gegen die Einwirkung von Laser und Ultraschall. Die Bewaffnung entsprach dem modernsten Stand der ballistischen Wissenschaft und bestand aus Laser, Ultraschall und den fürchterlichen KL-Geschossen.
    Der einzige Vorteil, der für die
Hermes
sprach, war der Versuch einer Überrumpelung.
    Mit einer Hand, die kaum noch über Gefühl verfügte, entsicherte ich die Waffensysteme. Captain Monnier beobachtete mich schweigend. Sein Gesicht war blass. Schweiß glänzte auf seiner Stirn.
RS 781
war sein Schiff gewesen. Besser als jeder andere an Bord der
Hermes
kannte er den ungeheuren Gefechtswert, der sich hinter der lapidaren Bezeichnung verbarg.
    Was mochte in ihm vorgehen? Sollte er im Ernst je damit gerechnet haben, es könnte gelingen, den Schweren Kreuzer unversehrt wieder zurückzuerobern? Als ich vor Gericht die Glaubwürdigkeit seiner Aussage in Frage stellte, hatte er ausgerufen: »Schaffen Sie mir mein Schiff herbei und ich werde es Ihnen beweisen!« Wenn er seine Worte überdacht hätte, wäre er selbst zwangsläufig zu dem Schluss gekommen, dass an ein Herbeischaffen nicht zu denken war. Die Vollstrecker, so, wie ich sie kennen gelernt hatte, hatten nichts zu verlieren, daher nahmen sie keinerlei Rücksicht; nicht auf andere und nicht auf das eigene Leben.
    All dies ging mir in jenem Sekundenbruchteil durch den Kopf, der meiner

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