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Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht

Titel: Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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und holte seine Mundharmonika hervor, die sein getreulicher Begleiter war. Wie so oft, erfreute er uns auch diesmal mit seinen alten, unverwüstlichen Zigeunerliedern. Auch die Journalisten nahmen an der Feier teil. Das TV-Team hatte in einer Ecke seine elektronische Kamera aufgebaut.
    Als Ruth O'Hara um 22.25 Uhr noch nicht zur Stelle war, bat ich Sergeant Monelli, nach ihr zu sehen. Der junge Mann kehrte mit langem Gesicht zurück.
    „Kommt sie?" fragte ich.
    „Nein, Sir."
    „Aber Sie haben sie gesehen und gesprochen?"
    „Ja, Sir."
    „Und? Was hat sie gesagt?"
    Sergeant Monelli zögerte, dann rückte er mit seinem Auftrag heraus.
    „Sie hat gesagt, Sir, sie zöge es vor, sich die Stimmung nicht verderben zu lassen. Und - sie sei schon für den Abend mit Colonel Chemnitzer verabredet."
    Fritz.
    Er zahlte mir mein Eintreten für Captain Romen auf eine höchst niederträchtige Weise heim. Auf dem Dienstweg ließ sie sich nicht anfechten.
    Ich ließ mir nicht anmerken, was ich empfand.
    Um 22.30 Uhr kletterte ich auf einen Stuhl und hob mein Glas.
    Obwohl ich öffentliche Ansprachen verabscheute, hatte ich mir diesmal vorgenommen, einige wenige Worte an meine Kollegen und Mitarbeiter zu richten. Captain Romen spielte einen Tusch. Ich begann.
    „Liebe Freunde, Kameraden, Kollegen - verehrte Müllkutscher!"
    In der Zentrale dröhnte das Gelächter. Durch den Stuhl, auf dem ich stand, rann ein leichtes Zittern.
    „Uns allen hängt, was wir hier tun, zum Halse heraus - mir am allermeisten."
    Wieder dröhnte das Gelächter.
    Wieder erzitterte der Stuhl, auf dem ich stand.
    „Dennoch, wir wissen, daß diese Arbeit getan werden muß, so widerwärtig sie uns auch vorkommt. Der Schiet muß weg!"
    In das dröhnende Gelächter mischte sich ein dumpfes Grollen. Der Stuhl, auf dem ich stand, schwankte. Die auf dem Kommandopult aufgebauten Flaschen klirrten. Das Licht flackerte.
    Und dann, auf einmal, noch bevor ich dazu kam, Alarm zu geben, explodierte draußen mit einem ohrenbetäubenden, aller Beschreibung spottenden Donnerknall der Vulkan, der bis zu diesem Augenblick als erloschen gegolten hatte. Die Erde bäumte sich auf, und ich fiel vom Stuhl.
    Das Licht erlosch.
    In der Zentrale brach das Chaos aus. Alle schrien durcheinander, jeder fiel über jeden. Ich raffte mich auf. Jemand drängte sich an mich heran. „Sir, sind Sie verletzt?"
    Ich erkannte Captain Romens Stimme.
    „Nein. Kommen Sie mit, Captain! Stellen wir fest, was überhaupt los ist!"
    Seite an Seite schlugen, traten und boxten wir uns bis zum Ausgang durch und lüfteten die Bleifolie. Rotes Licht fiel über uns her.
    „O Gott!" sagte neben mir Captain Romen.
    Der Anblick, der sich uns bot, war von diabolischer Schönheit. So und nicht anders mußte das sagenhafte Pompeji untergegangen sein: in einem gleichen Inferno von Glut, kochender Lava und treibender Asche. Das ganze mächtige Kibo-Massiv stand in Flammen. Darüber glühte der Himmel. Wohin der Blick auch schweifte: alles war in gleißendes Rot getaucht. Die Erde bebte nicht mehr. Der angestaute Druck in ihrem Inneren hatte ein Ventil gefunden. Nur wenige Kilometer vom Camp entfernt hatten sich die Pforten der Hölle aufgetan.
    In der Luft lag ein ununterbrochenes dumpfes Grollen. Der Kibo entlud sich in ekstatischen Eruptionen: mit Flammen, die bis in die Wolken reichten, mit herausgeschleuderten Strömen von weißglühender Lava, mit einem Trommelfeuer von wirbelndem Gestein. Und mit all dem entlud sich die im Berg verbliebene Teufelsbrühe: die nuklearen Abfallprodukte einer ebenso hemmungslosen wie gewissenlosen Generation; entlud sich das tödliche Erbe, das zu vernichten die Zeit nicht gereicht hatte.
    Der Schock klang ab. Die nüchterne Überlegung - Frucht langjähriger harter Schulung und unzähliger unter den Sternen bestandener Gefahren - setzte sich durch. Der Berg hatte zur großen Gegenoffensive angesetzt. Ihr waren wir nicht gewachsen. Seit einer Minute standen wir auf verlorenem Posten. Nur noch ein sofortiger Rückzug vermochte uns zu retten.
    Die Schlacht am Kilimandscharo war verloren, die Operation Sonnenfracht infolge höherer Gewalt gescheitert. Die Folgen?
    Darüber nachzudenken blieb keine Zeit. In meiner Hand vereinigte sich die Befehlsgewalt über das gesamte VEGA-Camp. Ich durfte nicht länger zögern. Ich durfte nicht zulassen, daß die bittere Erkenntnis, kurz vor dem Sieg, der sich bereits abzuzeichnen begonnen hatte, geschlagen worden zu sein, die Lippen

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