Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde
einer eingeschobenen Nachrichtensendung unterbrochen. Die Meldung bestand aus wenigen dürren Worten:
„Am frühen Abend haben bewaffnete Einheiten der Vereinigten Orientalischen Republiken unter Bruch der bestehenden Verträge den Mond besetzt. Als Grund für diese Maßnahme wird von verantwortlicher Seite in Peking angegeben, daß exterrestrische Auffanglager für die aus Vorder- und Mittelasien vor der nuklearen Katastrophe flüchtenden Menschenmassen geschaffen werden müßten. Trotz energischer Proteste aus Las Lunas, das um seinen Status als neutralisierte Zone fürchtet, sind die ersten Aussiedlertransporte bereits auf dem Weg. Jennifer Norton, die Präsidentin der EAA U, hat inzwischen der Strategischen Raumflotte Befehl erteilt, die VOR bei ihrem Vorhaben nicht zu behindern. “
Die Show nahm ihren Fortgang.
Ein paar Minuten später kam auch Mark. Ich fragte: „Hast du gehört?“
Er hob die Schultern.
„Was geht’s mich an?“
„Aber du mußt doch eine Meinung haben!“
„Also gut. Die VOR’s haben recht. Sie handeln. Wir reden.“
„Glaubst du, daß es deswegen Krieg gibt?“
„Wir können uns keinen leisten. Komm jetzt.“
Ich gewann den Eindruck, daß dies Ereignis, dessen Folgen keineswegs abzusehen waren, ihn völlig kalt ließ - ja, ihn nicht einmal interessierte.
Im Gegensatz zu Mark fühlte ich mich zutiefst beunruhigt. Der Mond - eine Kolonie der Vereinigten Orientalischen Republiken. Um Las Lunas, dieses Spieler- und Vergnügungsparadies, das dort in den letzten Jahren gewachsen war, mochte es nicht schade sein - aber oft genug hatte ich mir sagen lassen, daß ein Festsetzen der VOR auf dem Mond zu einer akuten strategischen Bedrohung der EAAU führen müsse; und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß die Präsidentin einer solchen Entwicklung auf die Dauer tatenlos zusehen würde. (Damals ahnte ich nicht, daß in den höchsten Regierungskreisen der EAAU, nachdem diese bereits mit einem Angriff auf den südamerikanischen Kontinent gerechnet hatten, diese neue Situation geradezu mit Erleichterung aufgenommen wurde.)
Wir bestiegen den Helikopter. Mark übernahm das Steuer. Der Heimflug gestaltete sich zu einem Alptraum. Mark war zerstreut und abwesend; als ihm jedoch, durch sein eigenes Verschulden, eine andere Maschine in die Quere kam, reagierte er mit geradezu explosiver Aggressivität.
Alle meine Versuche, mit ihm ins Gespräch zu kommen, schlugen fehl.
Ich setzte meine Hoffnung auf den festlich gedeckten, blumengeschmückten Tisch, der ihn daheim erwartete. Bei den Vorbereitungen hatte ich mir alle erdenkliche Mühe gegeben, denn so wie die Dinge lagen, konnte niemand mit Bestimmtheit vorhersagen, ob es uns noch einmal vergönnt sein würde, einen solchen Abend gemeinsam in Metropolis zu verbringen, auf dem uns angestammten Planeten Erde.
Mark streifte die kerzenerhellte Tafel mit einem gleichgültigen Blick.
„Erwarten wir Gäste?“
„Mark, hast du es wirklich vergessen? Heute ist unser Hochzeitstag.“
„Ach so, ja“, murmelte er. „Nun, ich gratuliere.“
Ich reichte ihm das Geschenk, das ich - unter Aufbietung aller meiner Findigkeit - für ihn hatte auftreiben können: eine Uhr, die ihresgleichen suchte. Sie zeigte nicht nur die verschiedenen Erd- und Planetenzeiten an, sondern darüber hinaus auch die Umlaufbahnen der Planeten um die Sonne.
„Weißt du, wer diese Uhr vor dir getragen hat?“
„Woher?“
„Captain Alexander Münster, als er als erster Mensch die Venus betrat. Ich habe sie von seiner Enkelin.“
Alexander Münster, wußte ich, war Marks heimliches Vorbild: ein großer Pilot und ein ebenso großer Mensch. Das Geschenk, das ich Mark überreichte, war von der Art, wie man es im Leben höchstens einmal bekommt.
Mark wiegte die Uhr in der Hand und legte sie zurück auf den Tisch.
„Lieb von dir, Ruth. Danke.“
Er hatte kaum einen Blick darauf geworfen.
Ich begann mich um ihn zu sorgen. In einer solchen Stimmung hatte ich ihn noch nie erlebt.
„Mark“, fragte ich, „fehlt dir was?“
Er zeigte mir ein gekünsteltes Lächeln.
„Mir? Im Gegenteil. Mir geht es großartig. Das heißt, ich habe ein wenig Kopfschmerzen. Außerdem bin ich müde. Du hast wohl nichts dagegen, wenn ich mich zurückziehe?“
Er drückte mir einen verwischten Gutenachtkuß auf die Stirn und ließ mich allein.
Offenbar jedoch hatte er nicht die Absicht, zu Bett zu gehen, denn ich hörte ihn hinter der geschlossenen Tür unruhig hin und her
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