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Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde

Titel: Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Überraschung war er, als ich mich anderntags in der Frühe erhob, bereits auf den Beinen. Ich konnte hören, wie er im Nebenzimmer mit der VEGA telefonierte:
    „… es kann spät werden. Richten Sie Captain Romen doch aus, daß er das Schiff schon zur Inspektion überführen möchte. Ich stoße dann, wenn es sich einrichten läßt, später dazu… Ach ja, und daß er nicht vergißt, das Dingi durchsehen zu lassen. Das hat einiges abgekriegt.“ Als ich eintrat, hatte Mark das Gespräch bereits beendet. Er begrüßte mich mit einem flüchtigen Nicken.
    „Entschuldige, Ruth. Ich komme jetzt nicht mit. Ich habe gerade das Büro verständigt. Sollte Harris nach mir fragen - ich bin beim Arzt.“ Seine Ankündigung bestürzte mich. Normalerweise machte Mark um alles, was einen weißen Kittel trug, einen weiten Bogen. Seit ich ihn kannte, hatte er noch nie freiwillig einen Arzt aufgesucht.
    „Mark“, sagte ich daher, „willst du mir nicht endlich verraten, was mit dir los ist?“
    Seine Miene wurde abweisend.
    „Nichts ist los. Abgesehen davon, daß ich die ganze Nacht kein Auge zubekommen habe.“
    „Und deswegen willst du zum Arzt?“
    „Er soll endlich etwas gegen die verdammten Kopfschmerzen unternehmen.“
    „Ist es so schlimm?“
    Er sah mich nicht an; sein Blick ging an mir vorüber hinaus aus dem Fenster: dorthin, wo sich im klaren Licht der aufgehenden Sonne die Fünfzigmillionenstadt Metropolis im Schaumkranz der atlantischen Brandung zu neuer Aktivität rüstete. Die Luft vibrierte vom Geschwirr der unzähligen Helikopter, die den verschiedensten Zielen zustrebten. Fern am Horizont, über dem Gelände der VEGA, setzte eine Najade zur Landung an.
    Einen Atemzug lang, mußte ich daran denken, wie trügerisch dieses alltägliche Bild seit einigen Wochen war. Die Welt hatte Risse bekommen. Die Verseuchung rückte unaufhaltsam näher. Wenn nicht in letzter Minute ein Wunder geschah, würde auch diese einzigartige Stadt nicht verschont bleiben. Auf dem Papier waren die Einzelheiten einer etwaigen Evakuierung bereits festgelegt. Die Experten lieferten umständliche Erklärungen; zusammengefaßt, besagten diese lapidar, daß alle Anstrengungen, der schleichenden Katastrophe Herr zu werden, so lange vergeblich bleiben müßten, wie der toll gewordene Kilimandscharo fortfuhr, seine verpestete Asche auszustoßen.
    Meine Gedanken kehrten zu Mark zurück. Ich hörte ihn sagen:
    „Auf jeden Fall gehe ich in diesem Zustand an keinen Start.“
    „Ja… ist denn überhaupt für heute einer vorgesehen?“ Mark hob die Schultern.
    „Weiß ich’s? Du kennst ja diesen Verein.“
    Ich begann, mir um Mark ernstlich Sorgen zu machen. Ich kannte ihn nicht wieder. Bis zu diesem Tage war er mit Leib und Seele Pilot gewesen, und nicht selten hatte ich im Verlauf unserer Ehe die bittere Erfahrung schlucken müssen, daß er für einen Flug unter den Sternen nahezu meine Existenz vergaß. Die VEGA, diese gewaltige Schaltzentrale zwischen der Erde und den unermeßlichen Himmelsräumen, war seine geistige Heimat. In diesem Unternehmen hatte er als einfacher Testpilot begonnen; nun war er Commander, Kommandant der Medusa, des aufwendigsten Schiffes, das je gebaut worden war; die Beförderung zur neugeschaffenen Position eines Chiefcommanders - um John Harris zu entlasten - stand bevor. Was - um Himmels willen - ging in ihm vor?
    Als ich ihn verließ, um zur VEGA zu fliegen, wo mich ein turbulentes Tagewerk erwartete, war ich tief beunruhigt.
    In den Räumen der VEGA ging ein Gerücht um: das Ende der Katastrophe sei in Sicht; alle Evakuierungen seien bereits gestoppt; irgendein russischer Wissenschaftler habe ein Verfahren entwickelt, um den Krater des Kilimandscharo zu stopfen.
    Ich maß dem Gerede nicht viel Bedeutung zu. Ein Gerücht pflegte das andere zu jagen - und in der Regel stellten sich alle irgendwann als schillernde Seifenblasen der Hoffnung heraus.
    Um die Mittagszeit trat, ohne vorherige Anmeldung, John Harris bei mir ein.
    „Störe ich?“
    „Durchaus nicht, Sir“, beeilte ich mich zu sagen. „Was kann ich für Sie tun?“
    Ich war überrascht. Im allgemeinen, wenn Harris etwas von einem wollte, wurde man zu ihm zitiert.
    Für die meisten war ein solcher Gang mit Schweißausbrüchen und Herzklopfen verbunden. Ich hingegen kam immer gut mit ihm aus -vielleicht, weil ich ihn anders sah als die meisten meiner Kollegen.
    Bei all seiner scheinbaren Unzugänglichkeit war Harris ein grundgütiger Mensch, der von

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