Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars
stellvertretende Direktorin der VEGA-Abteilung für astrale Kartographie. Offenbar ein Fall von Liebe auf den ersten Blick.«
»Kennst du sie?«
»Bis jetzt nicht. Mercier hält sie unter Verschluß. Aber da ich den Brautführer abgeben soll, werde ich sie früher oder später wohl kennenlernen.« Ich zwang mich zu einem Lachen. »Daß ausgerechnet Mercier auf eine verstaubte Kartentante hereinfällt.«
Ruth wies mich zurecht.
»Vielleicht ist sie hübsch.«
Ich hatte diesbezüglich meine Erfahrungen. Nun faßte ich sie in einem lakonischen Satz zusammen: »Kartenstaub und hübsch – das wäre gegen alle Regeln.«
Der Freitag begann mit einem MOB-Alarm. Und obwohl sich dieser im nachhinein als unbegründet herausstellte, gingen doch kostbare Stunden verloren. Ich geriet in Zeitnot.
Nachdem ich Ruth aus der Klinik geholt hatte, stopfte ich sie kurz entschlossen mit in die FrS-Kabine, die uns nach kurzem, zielstrebigem Flug hinaus zu den Montagehallen brachte. Dort brachte ich Ruth in einem der Empfangszimmer unter, während ich selbst zu meiner Besprechung mit Major Saporski und dem Werftdirektor Edmund Jackson-Miller eilte.
Der Major runzelte die Stirn. »Wir haben bereits gewartet, Commander.«
»Ich bitte um Verzeihung, Major«, sagte ich. »Es gab da noch etwas zu erledigen.«
Major Saporski warf mir einen fragenden Blick zu.
»Wer ist die Dame, in deren Begleitung Sie gekommen sind?«
»Ruth O’Hara. Meine Frau.«
Major Saporski notierte etwas. Danach fragte er: »Wieweit wurde sie von Ihnen eingeweiht?«
Ich brauchte nicht zu lügen: »Sie ist völlig ahnungslos.«
Der Major nickte befriedigt.
»Gut so. Wir dürfen kein Risiko eingehen.« Er schob mir eine gestanzte Folie zu. »Hier – die normale Flugorder für die Sagitta . Sie fliegen zunächst Schuppen 13 an. Dort nehmen Sie die üblichen Container für das Warren Center an Bord.«
Ich überlegte. Unter der saloppen Bezeichnung Schuppen 13 verbarg sich im Raum ein technisches Arsenal der EAAU, fast genau auf halber Strecke zwischen Venus und Mars. Bislang schienen dort normale Verhältnisse zu herrschen; trotzdem empfand ich ein Gefühl heftiger Abneigung bei dem Gedanken, dort zwischenlanden zu müssen. Andererseits konnte ich nicht umhin, dem Major beizupflichten: Je weniger die Sagitta auf ihrer Reise zum Mars von der Routine abwich, desto weniger konnte sie in Verdacht geraten, etwas anderes zu sein als das planmäßige, harmlose Kurierschiff vom Dienst. Worauf es bei dieser Zwischenlandung ankam, war dies: daß man ihr den Wolf im Schafspelz nicht ansah.
Ich steckte die Folie ein und wandte mich an den Werftdirektor.
»Und wie ist bei Ihnen der Stand der Dinge, Sir?«
Jackson-Miller drückte einige Knöpfe. Auf den Monitoren an der Wand über seinem Schreibtisch wurden die Vorgänge in den beiden Werfthallen sichtbar.
»Überzeugen Sie sich selbst, Commander.«
Ich traute meinen Augen nicht. Ich starrte auf ein Meisterwerk der Tarnung. Jackson-Miller lachte. »Nun, Commander – wählen Sie Ihr Schiff!«
Es gab nichts mehr zu wählen. Die Entscheidung war längst gefallen. In den Werfthallen legten die Verwandlungskünstler letzte Hand an ihr Werk.
Major Saporski legte mir eine schwere Hand auf die Schulter.
»Sie sehen selbst, Commander – von uns wird alles getan, damit Sie eine angenehme Reise haben.«
Das Town-Rathaus zählte zu den kühnsten und modernsten Konstruktionen auf der Venus: eine scheinbar schwebende Kuppel aus kristallklarem Glas. In Wirklichkeit stand das Gebäude auf höchst soliden Fundamenten.
Als Ruth und ich dort eintrafen, war es höchste Zeit. Der feierliche Akt der Eheschließung konnte jeden Augenblick beginnen. Im Hintergrund erkannte ich das gerötete Gesicht des Bürgermeisters, der hier auf der Venus zugleich den Standesbeamten abgab. Er war im Frack. Quer über seine gewölbte Hemdbrust spannte sich die seidene Schärpe in den Farben der Drei Vereinigten Kontinente.
Die gesamte Medusa -Crew war anwesend. Auch John Harris hatte es sich nicht nehmen lassen zu erscheinen – und wie es seine Art war, hielt er sich ein wenig abseits und machte ein steinernes Gesicht.
Captain Romen saß hinter der elektronischen Orgel und massierte seine sehnigen Hände. Als er mich erkannte, zwinkerte er mir zu, und ich zwinkerte zurück.
Von irgendwoher stürzte Lieutenant Mercier auf mich zu. Seine Wangen glühten, sein Haar war zerzaust.
»Um Himmels willen, Sir – ich fürchtete schon, Sie
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