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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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sich auf seinen Platz. Dabei pfiff er, laut und herausfordernd, einen alten Berliner Gassenhauer: »Du bist verrückt, mein Kind …«

6.
    Zehn Minuten nach dem Start warf ich einen letzten Blick zurück auf den entschwindenden Planeten Venus.
    Der Abschied von Ruth schmerzte.
    Meine Stimmung war gedrückt.
    Was wir verließen, war – trotz allem, was wir dort in den letzten Tagen erlebt hatten – ein Stück menschlicher Zivilisation. Mochte diese auch jung sein, verwundbar und hier und da noch pionierhaft rauh, ungestüm und unfertig – für den, der von den Sternen kam, aus dem frostigen Nichts, blieb sie doch stets so etwas wie ein erquickender Brunnen in der Wüste.
    Vor uns lag der leere Raum.
    Den Raum selbst brauchte man nicht zu fürchten. So lange man ein gutes Schiff unter den Füßen hat, ist der Raum nur eine theoretische Größe. Das dahinstürmende Schiff zwingt ihm menschliches Maß auf, überzieht ihn mit unsichtbaren Straßen, die gesäumt sind von imaginären Meilensteinen. Das Schiff, indem es sich fortbewegt, verbindet unweigerlich einen Punkt mit dem anderen – mit der gleichen unfehlbaren Sicherheit, mit der es die Spitze eines Bleistifts auf einem Blatt Papier tut.
    Was es zu fürchten galt, war dies: Neuartige Wesen beherrschten den Raum – flinke, zerstörungsträchtige Kampfschiffe, ausgestattet mit erlesener Intelligenz, eine meuternde Armada, die sich ihr eigenes Gesetz geschaffen hatte. Und alles, was ich dieser Armada entgegenzusetzen hatte, war die überlegene Schubkraft unseres Triebwerkes. Einen Zusammenstoß durfte ich nicht riskieren. Das einzige Heil der Medusa, sollte sie ungeschoren den Mars erreichen, lag in der Flucht.
    »Wenn ein Schiff es schafft«, so hatte beim Abschied Minister Teodorescu noch einmal zu mir gesagt, »dann nur das Ihre, Commander. Mit Ihnen reisen meine Gebete.«
    Ich schüttelte die Beklemmung ab. Was die Medusa nunmehr benötigte, war ein Commander mit einem klaren Kopf und einem kühlen, nüchternen Verstand. Ein Spießrutenlaufen wie jenes, das uns bevorstand, überlebte man nur, wenn man den stärkeren Willen einsetzte.
    Captain Romen löste die Hände vom Steuer.
    »Sir, dürfte ich jetzt wohl um den Kurs bitten …« Seine Stimme klang frostig.
    Er grollte mir noch immer. Sein Blick war feindselig. Er fühlte sich – nicht zu Unrecht – hintergangen und hinters Licht geführt. Und so wie er empfand – ich machte mir diesbezüglich nichts vor – die gesamte Besatzung. Es war höchste Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen, bevor die Mißstimmung sich verhärtete.
    Ich warf die Gurte ab.
    »Nehmen Sie Kurs auf Schuppen 13, Captain«, erwiderte ich. »Das Kartenhaus wird Ihnen die Koordinaten geben.«
    Captain Romen biß sich auf die Lippen. » Schuppen 13. Aye, aye, Sir.«
    Ich drückte bereits Alle Stationen.
    »Hier spricht der Commander.« Meine Stimme hallte durch das ganze Schiff. »Um sechs Uhr dreißig findet in der Messe eine Lagebesprechung statt. Alle Fragen, die Sie im Augenblick vielleicht haben, werden dabei beantwortet werden. Ich bitte um vollständiges Erscheinen.«
    In der Messe blieb mir gerade noch Zeit, einen Kaffee zu trinken, dann begann sich der Raum zu füllen. Captain Romen erschien als letzter. Zwischen seinen Zähnen hing eine erloschene Zigarette.
    Vor mir lag eine undankbare Aufgabe. Ich mußte das Vertrauen meiner Männer zurückgewinnen, ihre angeschlagene Selbstachtung wiederherstellen und sie davon überzeugen, daß es zwischen Himmel und Erde keine zweite Schiffsbesatzung gab, die ihnen das Wasser reichen konnte.
    Im Grunde – dachte ich – hatte sich seit Nelsons Zeiten nicht viel geändert. Gewiß, die Technik war mit Riesenschritten weitergeeilt, wagemutige Generationen hatten den Himmel erobert und das Banner ihrer Zivilisation auf entfernte Planeten getragen – aber nach wie vor war ein Schiff lediglich soviel wert wie der Geist der darauf zusammengepferchten Menschen.
    Mein Blick streifte die mir vertrauten Gesichter. In vielen gefahrvollen Situationen waren sie die Ruhe selbst gewesen: fest, unerschütterlich, zuverlässig wie ein Granit im Meer. Diesmal wirkten sie nervös, aufsässig, gespannt. Selbst Sergeant Caruso hatte seinen sprichwörtlichen Humor verloren. Zum Zeichen seiner grimmigen Entschlossenheit hatte er sich die dunkelblaue Dienstmütze auf das feuerrote Haar gestülpt.
    Ich nickte.
    »Also dann, meine Herren – zur Sache …« Ich bemühte mich um Gelassenheit.
    Der Minister hatte

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