Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars
Die meisten MOBs hatten kurz nach Mitternacht kapituliert, nur ein knappes Dutzend hatte sich in die unwegsame Sierra zurückgezogen – mit der vermutlichen Absicht, von dort aus so etwas wie einen beharrlichen Guerillakrieg zu führen.
Minister Teodorescu erhob sich; seine Stimme klang rauh: »So weit die Lage, meine Herren. Sie ist nach wie vor ernst, aber nicht länger mehr verzweifelt. Im übrigen übernehme ich hiermit – bis zur endgültigen Konsolidierung der Verhältnisse – die Regierungsgewalt. Von Ihnen erwarte ich, daß Sie wissen, was nunmehr die Pflicht von Ihnen verlangt. Ich danke Ihnen.«
Die Konferenz war beendet. Die meisten Militärs stürzten hinaus. Lediglich ein baumlanger, rothaariger Major in der Uniform eines Stabsoffiziers der Strategischen Raumflotte rührte sich nicht von seinem Platz.
Ich fühlte mich von dem, was ich soeben erfahren hatte, ebenso verwirrt, erschüttert als auch erleichtert. Die Gefahr war weitgehend gebannt, und Trauer um einen Mann wie Friedrich Chemnitzer zu empfinden – so entsetzlich sein Tod auch gewesen sein mochte – war töricht. Das Schicksal, dem er schließlich zum Opfer fiel, hatte er sich mit eigener Hand gezimmert.
Mein erster bewußter Gedanke, nachdem ich die Fülle an Informationen sortiert und verarbeitet hatte, galt Ruth O’Hara, meiner Frau. Wir waren hier auf der Venus verabredet gewesen – für ein kurzes Wochenende. Wie hatte sie diese konfuse Zeit überstanden?
Ich stand auf, um mich auf Zehenspitzen zurückzuziehen. Ein rascher Blick des Ministers nagelte mich auf der Stelle fest.
»Commander Brandis, Sie werden noch benötigt. Bitte, gedulden Sie sich.«
Ein unbehagliches Gefühl beschlich mich. Ich sah mich nach Harris um. Dieser kaute auf seiner Pfeife und machte ein steinernes Gesicht.
»Sir, haben Sie eine Ahnung?«
Harris nickte.
»Das dicke Ende kommt noch.«
Irgend etwas, was sich auf meine Person bezog, braute sich zusammen.
»Und was habe ich damit zu tun, Sir?«
»Sie werden’s erfahren.«
Der Umstand, daß Harris, dieser ehrliche, aufrechte Mann, mir auswich, verhieß nichts Gutes. Vorsorglich protestierte ich: »Sir, mit diesem wildgewordenen Zirkus habe ich nichts zu tun. Die VEGA ist eine zivile Institution, und ich bin ein simpler Testpilot.«
Harris nahm die Pfeife aus dem Mund.
»Wir brauchen die Medusa. Und wenn mich nicht alles täuscht, ist jetzt die Reihe an uns.«
Teodorescu, Pieterson und der rothaarige Major, der sich als Victor Saporski vorstellte, waren herangetreten. Der Minister selbst ergriff das Wort: »Es gibt da noch einige Probleme, die Mr. Pieterson absichtlich unerwähnt gelassen hat. Bevor wir darauf zu sprechen kommen, beantworten Sie Major Saporski am besten ein paar Fragen.«
Major Saporski war ein Mann mittleren Alters. In seinem Lausbubengesicht saß ein Paar kluger grauer Augen. Seine Stimme war angenehm: sanft und gedämpft.
»Es gibt da ein paar Probleme noch, in der Tat. Darauf komme ich noch. Zunächst freilich möchte ich von Ihnen, Commander, wissen: Haben Sie die Order, auf Bastille nach dem Rechten zu sehen, erhalten – und haben Sie sie befolgt?«
Heimlich atmete ich auf. Offensichtlich ging es nur noch um meinen Rapport. Harris befand sich im Irrtum.
»Ja, Major.«
Die grauen Augen blickten gespannt.
»Erzählen Sie! Was haben Sie dort vorgefunden?«
Rapport zu erstatten, rasch, knapp, präzise, ohne Umschweife: daran war ich gewohnt. Ohne jedes schmückende Beiwort, in der nüchternen Sprache des Piloten, schilderte ich, was ich auf der Raumstation Bastille gesehen und erlebt hatte. Auch das dort aufgefundene, unvollständige Tonprotokoll blieb nicht unerwähnt.
»Und keine Überlebenden, Commander?«
»Der einzige, der das Massaker überlebt hat, dürfte Friedrich Chemnitzer gewesen sein.«
Major Saporski machte eine ungehaltene Bewegung mit der Hand: als fegte er den mißliebigen Namen endgültig zu den Akten.
»SPARTAKUS war demnach ausgefallen?«
»Bis auf die letzte Sicherung.«
»Haben Sie dafür – aus Ihrer Sicht, aus Ihrer Erfahrung heraus – eine Erklärung, Commander?«
»Nicht die geringste, Major.«
Major Saporski schloß für einige Sekunden die Augen. Er schien zu überlegen. Dann überrumpelte er mich: »Was sagt Ihnen die Bezeichnung FLOB?«
»Wie?«
»FLOB. So wie man es spricht. FLOB.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Kein Begriff, Major. Nie gehört. Was ist darunter zu verstehen?«
Major Saporski tauschte einen Blick mit dem
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