Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars
Triebwerk im Raum. Ich nahm mir Zeit, meinen ersten Bestimmungshafen im All näher in Augenschein zu nehmen.
Schuppen 13 erwies sich als ein ohne Rücksicht auf die Ästhetik zusammengefügtes Bauwerk. Er glich einer länglichen Zigarrenkiste, auf deren Deckel man, scheinbar systemlos, einiges zusätzliches technisches Gerät montiert hatte. Die Außenhaut war erheblich verbeult; offenbar war vor noch nicht langer Zeit ein recht übler Meteoritenhagel über der Station niedergegangen. Hier und da waren in Höhe der Schadensstellen Gerüste ausgehängt. Weitere Gerüste erhoben sich auf dem kombinierten Arbeits- und Landedeck. Hier schienen die Reparaturarbeiten bereits in vollem Gange zu sein, denn die ganze Partie war abgedeckt mit reflektierenden Alumatten.
Schuppen 13 entsprach in jeder Weise dem, was vorzufinden ich erwartet hatte. Er war ein verschlafener und schlampiger Vorposten der Zivilisation, der nur im Zusammenhang mit dem Warren-Center vorübergehend einige Bedeutung erlangt hatte. Wahrscheinlich residierte auf ihm der übliche unrasierte, nachlässig gekleidete Kommandant, der sich längst mit der Faulheit und Unlust seiner Besatzung abgefunden hatte.
Es bestand kein Grund, die Landung länger hinauszuzögern. Die letzte Meldung aus dem RC klang beruhigend: Keine Kontakte. Bisher verlief alles nach Plan. Mochten die FLOBs auch anderswo aufgeregt nach der Medusa fahnden – hier jedenfalls ließen sie sich nicht blicken.
Ich kehrte auf meinen Platz zurück und ließ die Gurte einrasten.
»Dann mal los, Captain! Wir wollen das Gastspiel hinter uns bringen.«
Captain Romen wandte mir kurz sein braunes Gesicht zu; er grinste: »Noch eine solche Reise, Sir, und ich werde reif sein für die Bühne.«
Sein Gesicht wurde ernst; er konzentrierte sich auf die Landung. Die Genehmigung hierzu stand noch aus.
»Schuppen 13, Schuppen 13 – Sagitta!«
Das schlampige Äußere der Station verleitete zu voreiligen Schlüssen. Immerhin hatte man unsere Annäherung bereits bemerkt, denn der Tower antwortete auf Anhieb:
‘‘Sagitta – Schuppen 13. Guten Tag.«
Captain Romen starrte mit gerunzelter Stirn auf das eingespiegelte Bild der Station.
»Ich sehe gerade: ein bißchen eng bei euch. Wo soll ich die Kiste hinquetschen?«
»Oh, kein Problem. Nehmen Sie das Südende. Aber Moment noch. Ich höre gerade: da stehen noch ein paar Container rum. Die müssen erst weg.«
»Roger. Ich nehme das Südende, sobald die Container da weg sind.«
Der Tower überbrückte die Wartezeit mit belanglosem Geplauder: »Gute Reise gehabt, Sagitta «
»Zum Gähnen gut.«
»Stimmt’s, was man so hört – es hat da einigen Wirbel gegeben wegen ein paar wildgewordenen MOBs?«
»Schon unter Kontrolle.«
»Nachher erzählen Sie. Ich lasse schon mal eine Kiste Bier kalt stellen.«
Captain Romen seufzte.
»Tut mir leid, aber aus der gemütlichen Plauderstunde wird nichts werden. Wir sind ein bißchen in Eile.«
»Ach, Mann, stellen Sie sich nicht so an! Auf die paar Stunden kommt’s auch nicht an. Ich höre gerade: das Deck ist jetzt klar.«
»Roger. Das Deck ist klar. Ich setze auf.«
»Immer hereinspaziert, Sagitta! Immer hereinspaziert!«
Das Triebwerk sprang wieder an. Das Schiff nahm Fahrt auf. Captain Romen manövrierte es bis auf zwei Kabellängen an die Station heran, dann zwang er ihm die übliche Drehung auf, um es mit dem Heck voraus seidenweich auf das Deck sinken zu lassen.
An diesem Manöver gab es nichts auszusetzen. Captain Romen war ein hervorragender Pilot. Ich lehnte mich beruhigt in meinem Sessel zurück und schloß die Augen. Der Rest war reine Routine, in die ich mich nicht einzumischen brauchte. Endlich durfte ich es mir leisten, meiner Müdigkeit nachzugeben. Die erste Etappe der Reise lag hinter uns.
In wenigen Augenblicken würde ich im Bordbuch mit Datum und Uhrzeit notieren:
Landung auf Schuppen 13. Bisher keine besonderen Vorkommnisse.
Ich nahm mir vor, den Aufenthalt auf Schuppen 13 so kurz wie möglich zu halten – auf die Gefahr hin, daß man mich fortan für einen mürrischen Gesellen halten würde. Falls die Fracht bereitstand, konnten wir in spätestens zehn Minuten nach dem Aufsetzen wieder unterwegs sein.
Mit vollem Bewußtsein konzentrierte ich meine Überlegungen auf Schiff und Reise. Alles Persönliche und Private mußte ruhen. Daran zu denken lenkte lediglich ab.
Der Bordlautsprecher schrie plötzlich auf: »Brücke! Achtung!«
Lieutenant Stroganows Stimme. Ich
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