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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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auf, um mich zurückzuziehen. Alles, was ich im Augenblick benötigte, war Einsamkeit. Die Entscheidung war gefallen; sie auch noch zu diskutieren – das ging über meine Kraft. Wozu ich mich gerade noch imstande fühlte, war dies: das Bild eines unerschütterlichen Commanders abzugeben, der stets und in jeder Situation genau wußte, was er tat. An diesem Bild durfte nicht gerüttelt werden. Der Moment mochte kommen, wo das Wohl und Wehe von Schiff und Besatzung von der kaltblütigen Entscheidung des Commanders abhing.
    Hinter mir sagte Lieutenant Mercier mit bebender Stimme: »Sir, es handelt sich um Ihre Frau! Muß erst der Himmel einstürzen, damit Sie von Ihrem verdammten hohen Roß der Pflicht herunterfallen? Was sind Sie nur für ein Mensch!«
    Ich verließ den Funkraum, ohne Lieutenant Mercier zurechtzuweisen.
     
    Gegen Mittag stieg ich hinab in den Radarraum. Lieutenant Simopulos empfing mich mit einem Kopfnicken.
    »Nett, daß Sie sich mal blicken lassen, Sir. Hier ist die große Langeweile ausgebrochen.«
    Ich setzte mich und starrte auf die leeren Monitore. Um uns herum war nichts als grenzenloser Raum.
    Was immer an Bord dieses Schiffes geschah – ich als sein Commander trug die Verantwortung. Und niemand, solange ich nicht den Verstand verlor oder mich eines schweren Vergehens gegen das Reglement schuldig machte, konnte sie mir abnehmen.
    »Keine Kontakte?« fragte ich.
    Lieutenant Simopulos hob leicht die schlanken, gepflegten Hände.
    »Nichts, Sir. Schon seit drei Tagen nicht mehr.«
    Mit Absicht hatte ich einen Kurs gewählt, der die Medusa fernhielt von den frequentierten Routen. Die Leere des Raumes war unser zuverlässigster Verbündeter.
    Die Antwort, auf die ich immer wieder stieß, sooft ich die mich quälenden Fragen auch hin und her wendete, lautete: Eine andere Wahl als die von mir getroffene gab es nicht.
    Solange keine gegenteilige Order eintraf, war das Schiff, das ich führte, nach außen hin unverändert das schnelle Kurierschiff Sagitta.
    Nach ein paar Minuten stand ich wieder auf.
    »Trotzdem, Lieutenant – halten Sie die Augen offen! Ich möchte keine Überraschungen erleben.«
    Allmählich begann ich zu fürchten, meine Aufmerksamkeit und Wachsamkeit könnten nachlassen. Die Monotonie der ereignislosen Reise wirkte einlullend. Der Tag zeichnete sich ab, an dem ich aufhören würde, dem Frieden zu mißtrauen. Um dem vorzubeugen, mißtraute ich fortan mir selbst.
     
    Am Abend sah ich mich gezwungen, eine Eintragung in das Bordbuch vorzunehmen:
    19.17 Uhr MZ. Lt. Mercier im FK zusammengebrochen. Wurde mit hohem Fieber ins Hospital geschafft. Diagnose: unklar. Möglicherweise Überarbeitung.
     
    Lieutenant Merciers physischer Zusammenbruch kam für uns alle völlig überraschend. Noch eine knappe Stunde zuvor hatte ich mit ihm über die Bordsprechanlage gesprochen; seine Stimme klang dabei völlig normal; auch klagte er über keinerlei Beschwerden. Ich stand – zumal sich angesichts seines Falles meine medizinischen Kenntnisse sehr bald erschöpften – vor einem Rätsel.
    Sein Zustand war besorgniserregend. Die Temperatur stieg und stieg. Er litt unter heftigen Schweißausbrüchen. Inwieweit sein Bewußtsein getrübt war, ließ sich nicht feststellen. Auf jeden Fall reagierte er nicht, wenn man ihn ansprach.
    Anfangs war ich geneigt gewesen, auf einen schweren Anfall von Raumfieber zu tippen – obwohl sich Lieutenant Mercier bislang dagegen immer immun erwiesen hatte; doch mehr und mehr gelangte ich zu der Ansicht, daß hinter seiner Erkrankung andere Ursachen steckten.
    Auf der Suche nach einem Ersatz verfiel ich auf den Maestro. Genausogut hätte ich eine Tarantel küssen können. Das kleine rothaarige Männchen erwies sich als halsstarriges Rumpelstilzchen.
    »Sir, das kann unmöglich Ihr Ernst sein! Sehen Sie – ich bin Koch, ich bin Künstler …«
    Ich fiel ihm ins Wort: »Im Augenblick sind Sie mein Ersatzmann für Lieutenant Mercier, Sergeant. Ihren Papieren entnehme ich, daß Sie einen Kurzlehrgang für Bordfunker absolviert haben. Nun, jetzt können Sie zeigen, was Sie dabei gelernt haben.«
    Sergeant Caruso schmollte.
    »Sir, das ist lange her. Ehrlich, ich habe alles verge …«
    Ich war nicht in der Stimmung, mit ihm zu diskutieren. Die Medusa war, solange das FK unbesetzt blieb, ein taubes Schiff, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo es darauf ankam, tausend Augen und tausend Ohren zu haben. Mein Zorn entlud sich: »Sergeant, ich verbitte mir jeglichen

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