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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Schweiß rann ihm in breiten Sturzbächen über das erschöpft wirkende Gesicht.
    Er keuchte: »Gott im Himmel, Sir, fast hätte es uns erwischt. Wenn ich nur wüßte, was mit dem verdammten Triebwerk los ist …«
    Die Geräusche, die aus dem Maschinenraum drangen, waren noch schriller und lauter geworden. In unregelmäßigen Abständen schien das Triebwerk sekundenlang auszusetzen; jedesmal, wenn es dann wieder ansprang, ging eine heftige Erschütterung durch das ganze Schiff.
    Ich bezwang meine Erschöpfung. Es war höchste Zeit, das bockende, verwundete Schiff wieder unter die eiserne Hand eines vereinten menschlichen Willens zu zwingen, bevor uns das Triebwerk um die Ohren flog. Andererseits durfte ich nichts überstürzen.
    Wie hatte doch, als ich noch die Schulbank für Piloten drückte einer unserer grauhaarigen Ausbilder immer gesagt? Vor jeder Entscheidung – immer erst tüchtig durchatmen!
    Ich füllte die Lungen mit Luft. Noch immer roch es scharf und durchdringend nach Brand.
    Sieben, acht, neun Blaulichter des Feuerwarnsystems blinkten gleichzeitig.
    Ich rief Lieutenant Simopulos.
    »Brücke an RC. Frage: Wie ist die Lage? Ich habe kein Bild mehr auf dem Monitor.«
    Eine gepreßte, atemlose Stimme antwortete: »Das Schwein ist jetzt außer Sicht, Sir. Kein Kontakt mehr.«
    Ich hatte mir vorgenommen, Ordnung zu schaffen. An dieser Stelle mußte ich den Anfang machen. Die Situation war chaotisch genug. Disziplinlosigkeiten durfte ich weniger denn je durchgehen lassen.
    »Wie?«
    »Ich sagte …«
    »Ich weiß, was Sie gesagt haben. Und nun wiederholen Sie das in Form einer vorschriftsmäßigen Meldung.«
    Ich vernahm zunächst ein Schlucken, dann: »Verzeihung, Sir. Die Antwort auf Ihre Frage lautet natürlich: Das nicht identifizierte Objekt hat die Verfolgung eingestellt. Radar hat keinen Kontakt.«
    Ich drückte noch einmal die Taste. »Danke, RC.«
    Aus dem Maschinenraum war jetzt ein lautes, dröhnendes Stampfen zu hören. Das ganze Schiff vibrierte unruhig mit. Captain Romen zog den Regler noch weiter zurück. Das Rotlicht flackerte weiter, doch die Geräusche wurden merklich schwächer. Er wandte mir sein verschwitztes Gesicht zu. »Leistungsabfall, Sir.«
    »Was können wir halten?« 
    Er studierte die Armaturen, bevor er zurückgab: »Wenn’s hochkommt – siebzehn Prozent.«
    Ich überlegte. Siebzehn Prozent Schub als maximale Leistung. Die Medusa hatte im Bruchteil einer Sekunde eingebüßt, was bislang ihr einziger Vorteil gewesen war: die überlegene Geschwindigkeit. Was sie an Schub noch einzusetzen hatte, entsprach etwa der Potenz einer Sagitta . Falls der Schaden mit Bordmitteln nicht behoben werden konnte, war das Schiff fortan für einen angreifenden Taurus-Zerstörer der FLOB-Klasse eine nicht minder leichte Beute, als es eine Tontaube für einen geübten Schützen darstellt.
    Ich drückte Alle Stationen. Wieder hallte meine Stimme durch alle Räume des Schiffes.
    »Hier spricht der Commander. Wir sind von einem FLOB angegriffen worden. Wie es scheint, sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Ich lasse jetzt die Fahrt aus dem Schiff nehmen. Es gibt da einige Brände zu bekämpfen. Im Anschluß daran erwartete ich die Schadensmeldungen.«

8.
    An Bord eben dieses Schiffes, das mit gestopptem Triebwerk rauchend in einer astralen Strömung dümpelte und sich die Wunden verbinden ließ, hatte ich vor noch gar nicht so langer Zeit große Worte in den Mund genommen: Moral und Verantwortung. Und ich hatte von mutigen Entscheidungen gesprochen, die von den noch ungeborenen Generationen bereits jetzt den Lebenden abverlangt wurden.
    All dies im Rahmen einer sonntäglichen Bordandacht zu verkünden war mir nicht schwergefallen. Meine Worte spiegelten lediglich meine Überzeugung, aus ihnen sprachen meine aufrichtige Empörung und meine ehrliche Sorge.
    Die technologische Entwicklung in den EAAU als Antwort auf die afrikanische Katastrophe hatte mich zutiefst entsetzt. Meines Erachtens lief diese auf nichts anderes hinaus als auf den untauglichen Versuch, den Teufel mittels Beelzebub auszutreiben. Einige Wochen lang hatte ich gehofft, daß die zuständigen Politiker, Wissenschaftler, Techniker und Militärs dazugelernt hätten; die katastrophalen Folgen eines im vergangenen Jahrhundert begangenen Fehlers –Einlagerung radioaktiver Abfälle im Kilimandscharokrater – waren ein deutliches Signal. In dieser Hoffnung sah ich mich, als man dem Psychomechaniker Prof. Dr. Warren freie Hand gab,

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