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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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bevor er sich zu höchster Poetik verstieg. Was immer aus seiner Kombüse auf den Tisch kam, hatte etwas mit Konzert, Oper oder Operette zu tun. Enrico Caruso vergaß keinen Augenblick, was er dem Namen, den zu tragen sein Schicksal war, schuldete.
    »Maestro«  – die Anrede war ihm verhaßt; er zuckte zusammen –, »bringen Sie den Kuchen schon auf den Tisch!«
    Das rothaarige Männchen erstarrte zur Salzsäule; seine wasserblauen Augen blickten strafend.
    »Kuchen, Sir? Ich muß doch sehr bitten. Was ich für diesen Sonntag gezaubert habe, ist ein kompositorisches Nonplusultra, ist eine wahre Symphonie an Wohlgeschmack. Bereits wenn ich Ihnen nur andeute, wie ich es getauft habe, wird Ihnen das Wasser im Mund zusammen …«
    Wie immer Sergeant Caruso sein kompositorisches Nonplusultra – das sich später als Topfkuchen entpuppte – getauft hatte: ich erfuhr es nicht. Der Lautsprecher meldete sich. Lieutenant Mercier sprach aus der Funkkabine über die Bordsprechanlage.
    »Sir, ich bitte um Verzeihung.«
    Ich drückte die Taste.
    »Sie stören nicht, Lieutenant. Was gibt’s?«
    »VEGA-Metropolis ist am Draht. Ich könnte durchstellen.«
    Sergeant Caruso schmollte. Ich warf ihm einen triumphierenden Blick zu. Borddienst ging vor Küchendienst.
    »Tun Sie das.«
    Von der Sprechtaste bis zum Kaffeespender war es ein guter Schritt. Irgendwie brachte ich das kleine Kunststück zuwege, mich mit einem Becher dampfenden Kaffees zu versorgen, ohne die Taste loszulassen. In jedem anderen Fall wäre mir Sergeant Caruso sofort zu Hilfe gestürzt; diesmal rührte er keinen Finger. Sein Blick war traurig. Mit steinerner Miene stelzte er an mir vorüber und entschwand in der Kombüse.
    Eine kühle, knarrende Stimme erklang. »Commander?«
    »Auf Empfang, Sir.«
    Die Stimme bedurfte keines Namens. Jeder an Bord kannte sie – die Stimme von John Harris, des Direktors der VEGA, in dessen Dienst die Medusa stand.
    »Position?«
    »Im Anflug auf die Venus, Sir. Dreizehn Stunden vor der Umlaufbahn.«
    »Schön. Passen Sie auf. Da gibt’s in Ihrer Gegend die Bastille. »
    »Das ist diese Raumstation zur besonderen Verwendung – oder, Sir?«
    »Richtig. Die genauen Koordinaten finden Sie auf Ihrer Karte.«
    »Ich verstehe nicht, Sir.«
    »Die Bastille hat sich seit zwei Tagen nicht mehr gemeldet. Und da ich zur Zeit zufällig im Amt für Sicherheit bin – und da man hier zufällig der Ansicht ist, die gute alte VEGA sei Mädchen für alles …«
    »Was sie nicht ist, Sir!«
    Ich protestierte und wußte doch, daß die Entscheidung längst gefallen war. Irgend etwas, was sich meiner Kenntnis entzog, war geschehen – hinreichend schwerwiegend, daß man sich im Amt für Äußere und Innere Sicherheit genötigt sah, die Unterstützung der VEGA zu erbitten. Ich versuchte mir vorzustellen, welche Miene der alte Harris wohl machte – bei diesem Biß in den sauren Apfel einer nicht immer ganz freiwilligen Zusammenarbeit.
    Mein Einwand jedenfalls schien ihn nicht im mindesten zu beirren: »Wir wollen den Fall jetzt nicht diskutieren, Commander. Kümmern Sie sich um die Bastille! Stellen Sie fest, ob es Probleme gibt und welche.«
    Ich schloß die Augen und überschlug in Gedanken den neuen Kurs: ein Umweg von etlichen Stunden. Und auf der Venus wartete Ruth O’Hara auf mich. Andererseits hatte ich soeben einen klaren Befehl erhalten, an dem es nichts zu deuteln und zu rütteln gab. Verdrossen knurrte ich das Übliche: »Aye, aye, Sir.«
    Ein Hauch von Wärme schien sich in die Stimme meines obersten Vorgesetzten zu stehlen: »Dann Mast- und Schotbruch, Brandis, Mast- und Schotbruch! Ende und Schluß.«
    Das Gespräch war beendet. Ich wandte mich um und blickte in betretene Mienen. Die ganze Crew hatte mitgehört. Meine Verabredung mit Ruth O’Hara war nicht der einzige private Termin, der nunmehr platzte. Von Lieutenant Xuma wußte ich mit Gewißheit, daß er seine Jane auf die Venus bestellt hatte; und bestimmt hatten auch die anderen bereits Pläne gemacht.
    Captain Romen zuckte die Achseln.
    »Schicksal, Sir. Wir werden feststellen, daß da wer auf seinem Posten einen ausführlichen Mittagsschlaf hält, und dementsprechend rapportieren.«
    Damit rechnete auch ich. Der Schlendrian auf den meisten dieser abgelegenen Raumstationen war bekannt. Wer sich freiwillig dorthin versetzen ließ, tat dies in der Gewißheit, fortan eine ruhige Kugel zu schieben. Viel zu selten platzte eine überraschende Inspektion in die astrale Idylle. Doch

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