Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars
hinaus: Wo nistete der Verrat, unter dessen Folgen die Medusa nunmehr zu leiden hatte? Der Zwischenfall vor Schuppen 13 – daran bestand kein Zweifel – war alles andere als das Produkt eines Zufalls.
Captain Romen wünschte sich, vom gleichen Schlage zu sein wie sein Commander: ruhig und unerschütterlich. Im stillen zählte er die Minuten. Jede einzelne von ihnen mochte unersetzlich sein.
Im RC sprach derweilen Lieutenant Simopulos mit dem außenbords hantierenden Lieutenant Torrente.
»Das ist das falsche Kabel, Pablo. Haben Sie das mitbekommen? Over.«
»Sorry, ich kann Sie nicht verstehen, RC. Over.«
»Ich habe gesagt: Das ist das falsche Kabel. Ich wiederhole: das falsche Kabel! Over.«
»Ich kann Sie nicht verstehen, RC.«
Lieutenant Simopulos warf einen raschen Blick auf die drei noch intakten Monitoren – nichts! Keinerlei Kontakt! – und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»RC. Pablo, over.«
»Haben Sie was gesagt, RC?«
»Es geht noch immer um das eine Kabel, Pablo. Da gibt es ein blaues, ein rotes und ein grünes. Im Augenblick kommt es mir auf das grüne an. Over.«
»Drei Kabel. Das habe ich mitbekommen, RC. Was weiter? Over.«
Lieutenant Torrente schwebte über dem Schiff. Mit der einen Hand hielt er sich an der Antenne fest, mit der anderen bediente er das Schweißgerät. Die astrale Strömung war lästig. Sie zog und zerrte an seinen Beinen. Auch die Leine, in die er sich immer wieder verwickelte, war hinderlich.
Die Stimme in seinem Kopfhörer – Lieutenant Simopulos Stimme – war ein unverständliches Krächzen: »… hole … grün … Over.«
Lieutenant Torrentes linke Hand ließ die Antenne los und schloß sich um ein lose herabhängendes grünes Kabelende.
»Sagten Sie: grünes Kabel, RC? Over.«
Im RC atmete Lieutenant Simopulos auf.
»Roger, Pablo. Grün ist positiv. Ich wiederhole: Grün ist positiv. Over.«
»Diesmal habe ich’s mitbekommen, RC. Alles klar.«
Auch Lieutenant Torrente atmete auf. Er brachte das grüne Kabelende in die entsprechende Position und setzte die Schweißflamme an, und obwohl er sich dessen bewußt war, daß es bei diesem Wettrennen mit der Zeit hauptsächlich auf ihn ankam, arbeitete er, wie es seine Art war, sorgfältig und gewissenhaft.
Im RC erwachten zwei von den ausgefallenen Monitoren der Raumüberwachung wieder zum Leben.
Lieutenant Simopulos überprüfte Schärfe und Kontrast.
Er war schon im Begriff, sich wieder abzuwenden, um nochmals zum Mikrophon zu greifen, als er plötzlich stutzte.
Auf der Brücke schlug der Alarm ein wie eine Bombe.
Der Commander ließ den Becher fallen und stürzte ans Pult.
»RC an Brücke. Verdächtiger Kontakt steuerbord achteraus. Entfernung: neunkommasechs. Rasch näher kommend.«
Früher oder später hatte es geschehen müssen. Die Frist, die sich die Medusa erkauft hatte, war nicht unbegrenzt. Bitter war es, daß es ausgerechnet in einem Augenblick geschah, in dem die Medusa am wenigsten darauf vorbereitet war: das Triebwerk gestoppt, ein Mann außenbords. Gewiß, damit hatte man rechnen müssen; und die rasche Reaktion des Commanders verriet nur zu deutlich, daß er eine solche Entwicklung von Anfang an in Betracht gezogen hatte. Obwohl Tod und Vernichtung auf die Medusa zujagten, blieb er die Ruhe in Person.
»Roger, RC. Melden Sie unaufgefordert weiter.«
Die Antwort kam sofort: »Objekt im Zielanflug auf Medusa. Entfernung schrumpfend. Achtvier – achtdrei – achtzwei –«
Der Commander richtete sich auf. Nur den Bruchteil einer Sekunde währte es – dann hatte er die Lage erfaßt, analysiert und eingeordnet.
Die Alarmglocken begannen zu schrillen. Gleich darauf folgte Befehl auf Befehl.
»RC, sorgen Sie dafür, daß Lieutenant Torrente unverzüglich an Bord zurückkehrt.«
»Aye, aye, Sir.«
»TU, klarmachen zum Start.«
»Klarmachen zum Start. Aye, aye, Sir.«
»NC, Computer auf Gefechtsschaltung.«
»Gefechtsschaltung. Aye, aye, Sir.«
»Captain, Kampfsysteme entsichern. Klarschiff zum Gefecht.«
Captain Romen streckte die rechte Hand aus, klappte den Sicherungsschacht auf und drückte die darin befindlichen beiden Knöpfe. Danach meldete er mit leicht heiser klingender Stimme: »Schiff ist klar zum Gefecht, Sir.«
Obwohl es an Bord wohl jedem klar sein mußte, wie verschwindend gering die Aussichten waren, die nächsten Minuten zu überleben, zeigten sich doch nirgendwo Anzeichen von Kopflosigkeit und sinkender Moral. Jeder einzelne wußte, was von ihm
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