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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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erwartet wurde und was er zu tun hatte.
    Mit einer Ausnahme: Lieutenant Torrente, der sich noch immer außenbords befand, ahnte nichts von der drohenden Gefahr.
    Im RC war Lieutenant Simopulos zwischen zwei Pflichten hin und her gerissen. Einmal galt es, den offensichtlichen Angreifer im Auge zu behalten und an die Brücke weiterzumelden, und zum anderen mußte auch Lieutenant Torrente zurückgerufen werden.
    »RC an Brücke. Siebenfünf. – Verdammt, was ist los, Pablo? Sie sollen einsteigen! Over! – Siebenzwei. –Haben Sie das mitbekommen, Pablo? Wir haben einen Alarmfall. Alarm! Over.«
    Im Lautsprecher krächzte die Stimme des Zweiten Ingenieurs: »Sorry, RC. Ich verstehe kein einziges Wort. Was ist mit dem Kabel? Over.«
    Lieutenant Simopulos schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Die Sprache des Radars war unmißverständlich. Es ging um Sekunden.
    »RC an Brücke. Sechsacht. Torrente ist noch draußen.«
    »Er soll einsteigen, sofort.«
    »Er kapiert’s nicht, Sir. Herrgott, er kapiert’s einfach nicht.«
    »Frage: Entfernung?«
    »Sechseins … sechsnull … fünf neun …«
    »Roger. Verständigen Sie Torrente. Wir können nicht warten.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Lieutenant Simopulos griff erneut zum Mikrofon.
    »RC … Pablo. Alarm. Ich wiederhole: Alarm. Kommen Sie sofort an Bord! Over.«
    Lieutenant Torrente antwortete: »Schicken Sie mir bei Gelegenheit eine Flaschenpost, RC. Vielleicht klappt’s damit besser. Welches Kabel ist gemeint? Blau oder rot? Over.«
    Lieutenant Simopulos brannte der Schweiß in den Augen. Er schrie: »Alarm! Ich wiederhole: Alarm!«
    Von der Brücke kam – nüchtern und emotionslos – die Stimme des Commanders: »Frage: Entfernung?«
    Lieutenant Simopulos warf einen Blick auf seine Monitoren: huschende Zahlenkolonnen.
    »Fünf zwei.«
    Auf der Brücke bekam Commander Brandis schmale Lippen. Seine Wangenmuskeln spannten sich. Langsam, bedächtig, atmete er ein und aus. Was in diesen Sekunden in ihm vorging: nie sollte es ein anderer erfahren. Oft genug hatte er mit seinen Männern gelacht und gescherzt, hatte er ihnen das Gefühl gegeben, Mitglieder einer auserlesenen Gemeinschaft zu sein, deren Heimat die Sterne waren. Nun jedoch klang seine Stimme kalt.
    »RC, geben Sie’s auf! Frage: Entfernung?«
    »Vierneun, Sir. Aber man kann doch nicht einfach-«
    Zum ersten Mal an diesem Tage wurde die Stimme des Commanders laut: »Aufgeben und weitermelden! – TU, melden!«
    »TU hört.«
    Nicht einmal Captain Romen, der den Commander beobachtete, wurde sich darüber schlüssig, ob dem nächsten Befehl nicht vielleicht doch ein kurzes, kaum wahrnehmbares Zögern vorausging.
    »Leine kappen.«
    Einen Atemzug lang herrschte in allen Räumen des Schiffes absolute Stille, dann erkundigte sich Lieutenant Xuma: »Welche Leine, Sir?«
    Und fast gleichzeitig gab Lieutenant Simopulos den neuesten Entfernungsstand bekannt: »Viervier …«
    Der Blick des Commanders ruhte auf der angelaufenen Gefechtsuhr. In seiner gleichsam eingefrorenen Miene zuckte nicht ein einziger Muskel. Lediglich seine Lippen bewegten sich: »Die Leine, die Lieutenant Torrente mit dem Schiff verbindet.«
     
    Die Medusa hatte Fahrt aufgenommen. Captain Romen erhaschte einen flüchtigen Blick auf die Gestalt des Zweiten Ingenieurs, die nun, mit durchtrennter Nabelschnur, in der eisigen Einsamkeit des Raumes zurückblieb. Ihn schauderte. Er fühlte sich in seiner Eigenschaft als ranghöchster Offizier nach dem Commander dazu verpflichtet, gegen diese Entscheidung unverzüglich schärfsten Protest einzulegen. Aber aus irgendeinem Grunde gebrach es ihm dazu an Worten – vielleicht, weil er sich sagen mußte, daß sich auch mit dem Schiff keine Hoffnung auf Überleben mehr verband. Die Frage, wer zuerst starb – Lieutenant Torrente oder das Schiff – mußte offenbleiben. Captain Romen schluckte.
    Neben ihm warf sich der Commander auf seinen Platz. Die Gurte schnappten ein.
    »Brücke. RC – Frage: Entfernung?«
    »Zwofünf.«
    Der Commander nickte.
    »Captain, Manöverschaltung.«
    Es war ein letzter, verzweifelter Versuch, das Unheil abzuwehren. Die lahme, noch immer schielende Medusa stellte der Intelligenz des angreifenden FLOBs die blitzschnellen Paraden ihres Kampfcomputers entgegen, eines Wunderwerks der Technik, das zu den best gehütetsten Geheimnissen der VEGA gehörte. Dieser, ein kleiner verchromter Block im Kartenhaus, ortete und registrierte die Bewegungen des gegnerischen Objekts und traf anhand der

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